Lupani
Hallo liebe Community, mein Mann und ich sind mittlerweile seit über 12 Jahren zusammen. Unser gemeinsamer Sohn ist nun 9 Monate alt und irgendwie habe ich mir das alles ganz anders vorgestellt! Mein Mann hat in den ersten vier Wochen gemeinsam mit mir Elternzeit gemacht und geholfen wo er nur konnte. Er war einkaufen, hat das Baby schlafen gelegt, er hat aufgeräumt, war mit zu sämtlichen Terminen... Es gab wirklich nichts, was er nicht gemacht hat. Auch in den Wochen danach hat er noch immer viel geholfen. Irgendwann hat es sich dann so heimlich eingeschlichen, dass er nach und nach kaum noch etwas gemacht hat und mittlerweile sind wir genau dort angekommen, wo ich nie hin wollte. Er geht jeden Tag 9,5 Stunden arbeiten und kommt gegen 15.45 Uhr nach Hause. Natürlich ist das ein sehr langer Tag. Ich habe zur Zeit noch Elternzeit, ab April arbeite ich von zu Hause. Mein Mann ist fast nur noch schlecht gelaunt, sobald er zu Hause ist. Man sieht im an wie abwesend er oft ist und dass er keinerlei Antrieb mehr hat, um etwas zu unternehmen. In letzter Zeit fallen ständig Aussagen wie "Ich bin den ganzen Tag arbeiten, was soll ich denn noch machen. Das ist was anderes als hier Rum zu pimmeln" Ich kümmere mich Tag und Nacht um unseren Sohn, stemme den Haushalt zu 90% alleine. Einkaufen ist das einzige, was wir gelegentlich gemeinsam erledigen. Natürlich habe ich das Thema auch schon angesprochen. Es fielen harte Sätze wie "Es war die falsche Entscheidung ein Kind zu bekommen" und "Es ist mir einfach alles zu viel, ich kann nicht mehr" Natürlich merkt der Kleine das auch. An manchen Tagen bzw. in manchen Momenten ist sein Papa mit ihm am lachen und macht Quatsch und im nächsten Moment ist er wie ausgewechselt. Er ist total genervt von ihm und hat keine Lust sich mit ihm zu beschäftigen. Ich ertrage es nicht, wie er unserem Sohn oft diese schreckliche Ablehnung vermittelt. Er lässt ihn auch oft weinen, wenn ich mal duschen bin. Er wird nie laut oder beschimpft ihn, er lässt ihn einfach schreien oder weinen und wenn ich dann was sage heißt es "der lässt sich von mir eh nicht trösten". Duschen geht er mittlerweile auch nicht mehr mit ihm, Anfangs war das immer sein Part. Wickeln tut er nur noch ganz selten, wenn nur Urin in der Windel ist, er ekelt sich zu sehr davor. Auch wenn er mal zwei Wochen Urlaub hat wie kürzlich - dann war er eben stundenlang bis in die Nacht am PC und hat dort gespielt, morgens kam er dann natürlich vor 10.30 Uhr nicht aus dem Bett. Die Stimmung dann auch total im Keller. Wenn ich dann sagte, ich möchte auch gerne mal ausschlafen, wurde einfach nicht darauf reagiert oder er sagte, wenn ich arbeiten gehe musst du es ja auch machen. Er möchte dann gerne mal Feierabend haben. Ich habe seit 9 Monaten keinen Feierabend gehabt, aber das ist ihm egal. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Ich erkenne meinen Mann nicht mehr. Sämtliche Versuche ein vernünftiges Gespräch zu führen sind gescheitert. Sozial zieht er sich auch extrem zurück. Er hat die Lust an allem verloren. Ich habe das Gefühl, dass es keinen Sinn mehr macht noch zu kämpfen. So hilflos und allein gelassen habe ich mich noch nie gefühlt. Und seine Reaktionem zeigen, dass es ihm egal ist wie es mir damit geht. Habt ihr noch einen Rat für mich? Ich habe schreckliche Angst, dass mein Sohn das Gefühl bekommt, nicht geliebt zu werden. Das ertrage ich nicht.
Dein Mann scheint ein Problem zu haben; er scheint völlig wesensverändert zu sein. Da könnte es Richtung Burn Out / Depression gehen. Oder gab es dieses Verhalten schon vor dem Kind, und die ganze Aufmerksamkeiten war "nur" eine kurze Phase der Euphorie?
Finde auch, dass das nach Depression etc. klingt. Er sollte sich Hilfe suchen. Das macht ihn so ganz sicher auch nicht glücklich.
Er hatte vorher hin und wieder kurze Phasen, indenen er mal so einen Durchhänger hätte. Aber nun ist es wirklich sehr viel extremer als je zuvor.
Ich finde nicht, dass das hier eine Depression ist. Ich finde, dass es sich nach Überforderung anhört, verbunden mit falschen Vorstellungen über ein Baby. Ich sage ja immer gerne, dass, wenn mir einer mal vorher erzählt hätte, wie anstrengend das wird, ich wohl kein Kind bekommen hätte. Oft sieht man das schlafende Baby, was so niedlich und zuckersüß einen anlächelt. Die fast 20 Jahre lang dauernde Anstrengung beachtet man nicht. Und, auch psychologisch recht spannend, rückblickend verklärt man es. Dein Bericht hört sich für mich typisch Mann an. Er ist überfordert. Ich würde mit ihm reden und Kompromisse finden. Kleine Schritte. Versuch was da geht. Such Dir eine Betreuung für dein Kind, da Du ja bald wieder arbeitest. Dein Kind wird größer. Eventuell ist das dann besser für deinen Mann passend als ein schreiender Säugling. Eventuell hilft euch eine Familienberatung. Dritte schauen so mal über euch und sehen ganzheitlich auf die Thematik. Das kann helfen. Ich sage ja gerne, dass der Herrgott nicht für umsonst Frauen das mit den Kindern übergab. Nach dem Motto und auch einen 24/7 arbeitenden Ehegatten, hab ich "Kinder" zu meiner Verantwortung gemacht. Ich habe selbst für meine Entlastung gesorgt. Ich hatte eine Tagesmutter, eine Reinigungshilfe und konnte so arbeiten als auch mich um die Kinder kümmern. Emanzipiert war ich insoweit, dass mein Mann sein gesamtes Einkommen und zur Verfügung stellte. 😉
Danke erstmal für deine Meinung und ausführliche Rückmeldung. Ich bin mir tatsächlich auch nicht sicher, ob es reine Überforderung ist oder vielleicht doch eine Art Depression etc. Ich könnte mir durchaus anderweitig Hilfe nehmen, allerdings ist es nicht das was ich möchte. Er ist eben der Vater und meiner Meinung nach muss er sich auch um unseren Sohn kümmern. Das heißt nicht, dass er noch Stunden lang nach seiner Arbeit alles machen muss. Aber 30 Minuten jeden Tag sollten doch drin sein. Oder sind das wirklich zu hohe Ansprüche? Aber ich werde es versuchen, wie du gesagt hast. Kleine Schritte.
Ich benötige keine Betreuung, da ich eine KTP mache. Das heißt, dass mein Sohn dann zu Hause bei mir sein kann. Eine Familienberatung kommt für meinen Mann leider nicht in Frage. Er würde sich niemals solche Hilfe von außen nehmen. Ich habe mal mit den Omas gesprochen und wir versuchen jetzt regelmäßig Zeit als Paar ohne Baby zu verbringen. Ich hoffe, dass das zumindest einen kleinen Effekt haben wird.
Zeit als Paar finde ich schonmal eine gute Idee. Das kann schon was helfen. Was ich mir gleich gedacht habe: Wäre es nicht möglich, dass dein Mann weniger arbeitet? 9,5 Std. pro Tag ist schon sehr viel. Viele entscheiden sich heutzutage für Teilzeit, wenn es finanziell möglich ist.
Aus Überforderumg wird schnell eine Depression unf doch, ich denke schon, dassves eine ist. Da euer Sohn unter einem Jahr ist würde man von einer postpartalen Depression sprechen (auch Wochenbettdepression genannt). Denn diese betrifft Väter fast genauso häufig wie Mütter und deren Quote liegt bri ca. 15%! Sowohl mein Mann als auch ich hatten eine nach beiden Geburten. Sie geht nicht von alleine weg, bitte sucht euch umgehend Hilfe! Sie Symptome waren gerade bei meinem Mann sehr ähnlich! Das hört sich nicht mehr nach einer kurzen Phase der Überforderumg an. Unter schatten-und-licht.de gibt es einen Selbsttest und Kontaktlisten von Psychotherapeuten, die auf postpartale Depression Spezialisiert sind. Bringe deinen Mann zeitgleich zum Hausarzt. Der kann bereits kurzfristig ein Antidepressivum, gerne zunächst z.B. Johanniskraut, das bei quasi keinen Nebenwirkungen eine gute Wirkung hat, verschreiben. Bitte, bitte, gebe nicht auf und helfe deinem Mann zur Selbsthilfe. Eine Depression ist gut behandelbar! Wenn ihr nicht an eine Depression glaubt, dann gejt bitte zumindest zur kostenlosen Familienberatung, zB bei Caritas, Diakonie, awo etc. Dort ist oft Paarberatung inkludiert.
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