Elternforum Rund um die Erziehung

Nur Krankheit als Thema / Ständig tut was weh...

Nur Krankheit als Thema / Ständig tut was weh...

SybilleN

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Hallo ihr Lieben, wir haben derzeit ein Problem mit unserer 4,5 Jährigen. Sie versucht, Aufmerksamkeit durch "Krankheit" zu bekommen. Zu Hause und im Kindergarten. Jedes Wehwehchen ist ein Drama. Sie hat ein Hauptthema: Krankheit. Der ist krank, die hat Aua, sie hat ein noch vieeeel schlimmeres Aua. Der Nachbarsjunge hat sich den Arm gebrochen? Sie hat jetzt auch soooolche Schmerzen im Arm. Der ist bestimmt auch gebrochen... Sie hat einen (unblutigen) Kratzer? Sie weint, weil es soooo weh tut. Dann humpelt sie, bis ihr das andere Bein (wegen der Fehlbelastung wirklich) weh tut...oder sie verwechselt die Beine beim Humpeln . Oder sie hat "Halsweh". Weil ihr Papa aber neulich mit Halsweh einen Corona-Test machen musste und erzählt hat, wie weh der tat, ist das zur Zeit mit einem Schluck Wasser ganz schnell wieder weg... Seit ein paar Tagen hat sie Schmerzen an /in der Scheide. Aber nur im Kindergarten. Ich bin also früher von der Arbeit heim, hab sie also abgeholt, war mit ihr beim Arzt: Ergebnis: Komplett gesundes Kind. Was mich einerseits freut. Andererseits werde ich so langsam richtig stinkig und mein Mann erst recht! Wir geben ihr ja gerne Aufmerksamkeit, spielen mit ihr und lassen sie erzählen. Aber diese Fokussierung auf Krankheit und Schmerz - das nervt! Und ich finde es auch nicht normal für ein Kind, dass es sich so auf dieses Thema versteift. Wenn man ihr mit ihrem Gejammer zu viel Raum gibt, verstärkt man das ja auch eher. Außerdem besteht - auch im Kindergarten - das Problem, dass man sie nicht ernst nimmt, wenn doch wirklich mal etwas sein sollte. Denn sie weint oder jammert ja immer... Hat da jemand Erfahrung oder einen Tipp?


Baerchie90

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Für mich klingt das nach einem neuen Meilenstein. Empathie. Sie kann mit anderen Menschen mitfühlen. Bei meinem Sohn warte ich noch sehnsüchtig auf diesen Schritt. Er kann Gefühle höchstens auf der sachlichen Ebene nachvollziehen, nachdem man sie dementsprechend erklärt hat. Wenn er Wunden hat (egal ob sichtbar oder nicht) dann höre ich ihm erstmal zu und frage, was wir da jetzt machen sollen. In der Regel wünscht er sich dann ein Pflaster, in Ausnahmefällen auch mal einen Verband. Töchterchen möchte in solchen Fällen auch mal ein Kühlpack. Wenn die Sachen greifbar sind, bekommen sie sie auch. Ansonsten wird halt nur getröstet.


cube

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Naja, Empathie sehe ich bei kleineren Kindern, die mitweinen, wenn ein anderes Kind weint. Sich selbst in den Vordergrund drängen mit einer noch schlimmeren oder gar nicht vorhandenen Erkrankung hat für mich nichts mit Empathie zu tun. Sie versucht Aufmerksamkeit zu bekommen bzw. sich auf die gleiche Stufe mit dem Erkrankten zu stellen. Vergleichbar mit einem Konkurrenzkampf. Unser Kind hatte auch lange Zeit die Phase "Drama-King" - jeder kleinste Kratzer war ein schlimme Wunde. Passierte es im Spiel mit anderen Kindern, waren die schuld und Drama!!! Hatte sich ein anderes Kind verletzt, hatte er natürlich auch schon mal sowas und viel schlimmer noch. Irgendwann hat´s mir gereicht und ich hab klipp und klar gesagt "bitte etwas weniger Drama für den kleinen Kratzer. Das ist eine kleine Schramme, das passiert - es ist aber sicher keine Wunde, die jetzt großartig gepflegt werden muss". Das hat gewirkt. Bzgl. sich Erkrankungen "ausdenken" (mit anderen mithalten wollen) würde ich ihr mal erklären, dass das eine ziemlich schlechte Idee ist. Weil: irgendwann nehmt ihr das eben nicht mehr ernst. Das ist aber blöd, wenn es ihr wirklich schlecht gehen sollte und man das nicht mehr unterscheiden kann.


MoneSi

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Die Freundin meiner Tochter war mal so. Die Mutter war genervt und hat dann irgendwann geantwortet, dass sie sich den Tag rot im Kalender anstreichen wird, wenn mal nichts mit Krankheit oder Schmerz ist. Da wurde nachgefragt, kurz erklärt, dass das Datum und der Tag dann halt markiert werden wird. Dadurch wurde es besser, auch, weil die Mutter nur zur Antwort gab, dass dann heute wieder der Tag nicht markiert werden wird. Vielleicht kannst du was aus der Geschichte für euch machen.


Hexhex

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Sie ist ja mitten im sog. Selbständigkeitsalter, und da reicht „normale“ Aufmerksamkeit nicht, sondern man muss die Kinder wirklich mit neuen Augen sehen und viel mehr mit einbeziehen. Das war bei uns auch so. Ein wirklich geniales Buch für dieses Alter ist „Das kompetente Kind“ von Jesper Juul. Da bekommst Du 100 Anregungen, wie Deine Maus wieder so zufrieden wird, dass sie keine neg. Aufmerksamkeit mehr erzwingen muss. LG


Mitglied inaktiv

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Ohje, das wäre für meine Nerven nix. Dadurch dass ich mir wirklich jahrelang echte Sorgen um unser Asthmakind gemacht habe, bin ich bei so Kleinigkeiten recht kurz angebunden. Wunde- Waschen- Pflaster. Fertig. Kein Blut. Kein Pflaster. Bauchweh? Bett. Fertig. Meine Jüngste versucht solche "Tricks" auch manchmal. Klar, beim Bruder klappt es, Mama springt, wenn er hustet. Aber man spürt ja, dass es nicht schlimm ist. Und das macht mich dann eher wütend, wenn ein Drama draus gemacht wird. Die Mädels meiner Nachbarn hatten das aber auch beide mal phasenweise. Vielleicht wirklich auch im Wachstum, dass irgendwas immer weh tat, weil es gerade wächst und oder der Körper noch nicht mit den neuen Maßen umgehen kann. Dadurch kommt es auch zu Verunsicherung beim Kind, es stößt sich öfter, fällt öfter hin usw. Meine Nachbarn, v.a. der Papa ist dann auf diesen Zug der Wichtigtuerei einfach aufgesprungen - spielerisch. Er hat ihnen Krücken gebastelt und gefühlt lief 2 Jahre lang immer eins an Krücken. Die Arme und Beine waren eingewickelt mit Tape oder auch richtigen Bandagen. Dann haben sie mit Kräutern experimentiert. Wie bei einem Rollenspiel (wie gesagt, für mich wär das nichts!). Naja, die Kinder sind über die Phase raus, beide topfit und gesund, stehen mit beiden Beknen im Leben mit +- 20 Jahren. Von diesem "Theater" ist nichts übrig geblieben ;-)


SunnyGirl!75

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Unsere Tochter klagt auch oft über Wehwehchen, mindestens 2-3 mal am Tag. Heute morgen hatte sie z.b. Beinschmerzen nach dem Aufstehen und später Schmerzen am Finger, weil ich den zu tief abgeschnitten hätte. Aber nach kurzer Zeit und einem Fingerpflaster war das schon wieder vergessen. Sie ist 6 1/2 und wird bald Schulkind. Es beruhigt mich fast das es anderen auch so geht wie uns. Ich habe schon vermutet das sie vielleicht eine kleine Hypochonderin ist.


SunnyGirl!75

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...also den Fingernagel natürlich!


Mitglied inaktiv

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ich bin da auch nie auf den zug aufgesprungen , daher ht meine tochter das eigentlich auch nie gemacht. gemerkt habe ich irgendwie immer, wenn wirklich was im argen war aber auch dann wurde da nicht die mitleidsshow abgezgen., macht die sache ja an sich nicht besser, verschlimmert nur das mentale des ganzen. bei om lief das anders, sie hat immer gleich drauf reagiert und kind das genutzt. das hat muich dann schon teils stellvertretend genervt.


SybilleN

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Vielen Dank für eure Antworten. Wirklich darauf mitleidig eingehen / Mitleidstour gibt es bei uns schon deshalb nicht, weil wir Eltern und die Oma in unseren (früheren) Jobs schon wirklich heftige Dinge zu sehen bekommen (haben). Umso weniger verstehe ich ihre Szenen. Das mit dem Anstreichen im Kalender wenn es mal kein Jammern gibt, probieren wir jetzt seit Freitag (Kalender ist noch leer)


pflaumenbaum

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Es könnte aber auch sein, dass sie euch spiegelt. Mein Sohn macht das auch manchmal und es nervt mich auch so wie dich. Wenn ich aber mal ehrlich zu mir selbst bin und mich und meinen Mann kritisch betrachte, dann sehe ich eben auch, dass wir das auch oft machen. Mein Mann hat Diabetes und auch ständig was und ich habe auch öfters so Wehwechen, weswegen ich "rumheule". Es ist eben auch ein Muster, wie man in der Familie Aufmerksamkeit generiert.


antia

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Also ich vermute ja fast, dass ihr das ignorieren/nicht zu ernst nehmen schon durch habt und sie ja dann immer versucht, noch was drauf zu setzen, um euch doch noch "weich zu kriegen". Ich würde das eher mal in die andere Richtung überspitzen. Also, wenn der Arm weh tut, wird er dick eingebunden - so halt, dass das spielen eingeschränkt ist. Und der Verband muss halt dann auch wenigstens diesen Tag über dran bleiben. Wenn der Bauch weg tut, muss sie ins Bett/aufs Sofa und da Mal einen Nachmittag bleiben usw. Das ist natürlich eine Gratwanderung, ihr sollt eure Tochter nicht quälen, aber einfach ein Gefühl dafür schaffen, dass krank sein eher unangenehm und einschränkend ist....


Johanna3

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"Oder sie hat "Halsweh". Weil ihr Papa aber neulich mit Halsweh einen Corona-Test machen musste und erzählt hat, wie weh der tat, ist das zur Zeit mit einem Schluck Wasser ganz schnell wieder weg..." So etwas würde ich ihr nicht erzählen. Immerhin ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie vielleicht auch mal getestet werden muss.


Schniesenase

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Hallo SybilleN, ich habe nicht alles gelesen, also sorry, wenn ich etwas wiederhole, was schon geschrieben wurde. Erst mal finde ich das absolut süß: Jemand anders hat eine Verletzung oder ein Wehwehchen, und sie spielt das live nach. Ich denke, ich würde versuchen, ihr ein paar Anregungen zu geben, wie sie das mit ihren Puppen, Kuscheltieren machen kann, ein paar Verbände und Pflaster (ausrangierter Erste-Hilfe-Kasten aus dem Auto?) zur Verfügung stellen, auch mal selbst mitmachen oder mich verbinden lassen. Da kann sie dann richtig "krank spielen", ohne es selbst simulieren zu müssen. ;-) Ich kenne sowas von meiner Tochter. Das ist nicht so sehr Wehleidigkeit als vielmehr diese Endlosschleifen, die entstehen, wenn Neues erlebt und gelernt wird, in diesem Fall auch die Frage, wie sich das wohl anfühlt, das ganze Prozedere usw. Auch Bücher über Krankenhaus usw. können nützlich sein. Das ist jetzt halt ihr neues Thema. Viel Spaß! VG Sileick