Echelonia
Hallo zusammen. Das Expertenforum ist aktuell wohl geschlossen, daher wende ich mich an euch alle und hoffe auf den ein oder anderen Tipp. Mein Sohn ist 4 1/2. Er ist mein einziges Kind. Seit ca. einem 3/4 Jahr sind sein Papa und ich getrennt und leben auch getrennt. Unser Sohn wohnt wochenweise bei ihm und mir, d.h. wir machen das Wechselmodell 50:50. Soweit läuft das auch gut, unser Sohn ist zufrieden bei uns beiden und ist nur sehr selten traurig weil wir nicht mehr zusammen leben. Anfangs wurde durch die räumliche Trennung vom Papa auch vieles besser. Ich empfand meinen Sohn nämlich schon immer als extreme Herausforderung. Aber mittlerweile ist es wieder in einigen Bereichen sehr schwierig geworden. Kurz gesagt - er meint er ist der Chef. Er spricht mit mir im Befehlston, wenn er etwas will (zieh mir die Socken an, sofort!) und wenn etwas nicht gemacht wird wie er will (selbst im Spiel will er alles bestimmen) rastet er aus. Er kratzt, er boxt und er stampft wutentbrannt durch die Wohnung und knallt Türen. Er droht ständig (wenn ich nicht dieses oder jenes kriege, dann mach ich dies und das kaputt) und ich hab mittlerweile schon so viel probiert. Ich hab versucht vernünftig mit ihm zu sprechen, ihm zu erklären, wieso etwas z.b. nicht geht oder er etwas nicht darf. Er unterbricht mich sofort, schreit rum und hört nicht zu. Anfangs hab ich's ausgesessen und kurz darauf den Satz wieder neu angefangen. Mittlerweile kriege ich nur noch die Vollkrise 😅. Ich hab's versucht mit meckern, auch mit laut werden. Ich bin eigentlich eine echt selbstbewusste Person und auch nicht so leicht klein zu kriegen, aber mittlerweile geh ich echt am Stock und weiß nicht wie ich ihm noch klar machen kann, dass er nicht das Sagen hat. Klar hat er Mitspracherecht in manchen Dingen. Und ich bin auch durchaus bereit mal Kompromisse einzugehen. Aber er hält sich wirklich an so gut wie keine Regel. Er akzeptiert keine Grenzen und Regeln und ich fühle mich wie seine Angestellte. Das einzige was ich noch nicht ausprobiert habe ist ihn zu ignorieren wenn er wütet. Das Problem ist, dass er in seiner Wut wirklich heftig ist. Er hat auch schonmal nen Fernseher kaputt gemacht... Daher versuche ich eher ihn zu beruhigen (ohne einzulenken), aber ich bin einfach selbst ständig wütend wegen der Situation. Hat jemand einen Rat? Liebe Grüße Ps: Kritik ist gern gesehen. Aber bitte über der Gürtellinie bleiben 😉
Woher hat denn dein Sohn diesen Befehlston? Die werden ja nicht damit geboren. Wer also befiehlt, statt zu bitten? Das Grundproblem ist, dass wir Erwachsene etwas vorleben, was die Kinder übernehmen. Man muss also nicht das Kind erziehen, sondern eher die Eltern. Wir prägen unsere Kinder indem wir im richtigen Maß vorleben. Bei euch kommt nun noch erschwerend die Trennung dazu. Egal wie harmonisch die Trennung war, die Kinder sind auch Leidtragende. Ich schlage Dir eine Erziehungsberatung vor. Damit Dritte auf euch ganzheitlich schauen können. Da google mal, was es in eurer Nähe für Angebote gibt. Dann wird das auch wieder. 😘
Danke für deine Antwort! Naja den Befehlston wird er vermutlich auch von uns Erwachsenen haben 😅 wenn alles freundlich bitten nichts bringt kommt der halt irgendwann durch 🙈 Ich nehme mir deinen Vorschlag auf jeden Fall zu Herzen! 🤗
Du brauchst kompetente Lösungsansätze wie Du in Konfliktsituationen umgehen kannst. Du könntest darüber lesen oder eben in eine Erziehungsberatung gehen. Denn das Dumme ist ja, alle erwarten von uns Müttern die richtige Kompetenz, aber vergessen, dass uns das nie eine:r beigebracht hat. Dann übernehmen wir Selbsterlebtes, was aber nun manchmal auch bloß nicht passend war. Dein Kind ist 4 1/2. Da kannst Du aber noch einwirken. Such Dir Unterstützung.
Hallo, kann es vielleicht sein, dass dein Sohn ein bisschen seinen Vater imitiert? Vielleicht hat dein Ex mit dir auch oft fordernd, abwertend, ironisch oder sonstwie nicht auf Augenhöhe gesprochen? Kinder werden durch so etwas schwer verunsichert und orientieren sich dann manchmal unbewusst am Papa. Denn dieser wird als übermächtig empfunden. Und wenn sich das Kind seiner Art anpasst, so die unbewusste Annahme, ist es sicherer vor ihm als die Mama es ist, die ja seinen Unmut regelmäßig auf sich zieht. Die Trennungssituation macht das Ganze natürlich noch schwieriger und verschlimmert das Problem, weil jede Trennung Kinder sehr belastet, egal ob man das auf Anhieb sieht oder nicht. Es ist eine Erschütterung, die sie nur langsam in den Folgejahren bewältigen. Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, dir Rat bei einer Erziehungsberatung zu suchen. Da du vom Verhalten deines Sohnes genervt bist und bereits laut wirst (was menschlich und fast unvermeidlich ist), ist jetzt der richtige Moment dafür. Denn Jungs, die generell noch Probleme mit der Impulskontrolle haben, sind für ihre Eltern sehr belastend und fördern bei ihnen leider auch die schlechtesten Seiten zutage. Deshalb profitieren die Eltern, aber auch das Kind selbst sehr davon, wenn man Rat bekommt, wie man mit solchen Kindern umgeht, ohne sich triggern zu lassen. Nur so kann man den Teufelskreis aus Genervtheit, Schimpfen und noch bockigerem Kind durchbrechen. Es hilft auch sehr, sich hier einfach mal aussprechen zu dürfen. Und da das Problem deines Sohnes ja gerade bei Jungs ein sehr häufiges ist, haben die Berater natürlich hier viel Erfahrung und hilfreiche Alltags-Tipps, auf die man als Mutter selbst so nicht kommen würde. Meistens sind auch nur wenige Termine nötig, um eine große Entlastung daheim zu erreichen. Kostenlose und nette Erziehungsberatung bieten zum Beispiel Caritas, Diakonie und Kinderschutzbund an. Einfach mal anrufen und einen Termin ausmachen. Am besten wäre es, der Vater käme auch mit, damit man sich bei diesem Thema gegenseitig abstimmen und unterstützen kann. Wenn das nicht möglich ist, kannst du aber auch gut allein dort hingehen und profitieren. Das Alter deines Sohnes ist ideal für eine solche Veränderung, denn dann trägt er das Problem später nicht auch noch mit in die Schule. LG
Danke auch dir für deine Antwort! Jap, ich werde mich was Erziehungsberatung angeht auf jeden Fall mal schlau machen, wer hier sowas anbietet. Schaden wird es auf keinen Fall. Und wie du schon sagst, noch ist er nicht in der Schule und es wäre besser, wenn sich bis dahin noch etwas tut 😅
"Ich bin eigentlich eine echt selbstbewusste Person"
Tja, Kinder kommen selten auf fremde Leute. Das musste ich bei unserem Sohn auch feststellen.
Wie ist denn der Papa? (Brauchst Du nicht zu beantworten, aber ich würde überlegen, ob der vielleicht auch eine impulsive Person ist bzw. ihn oder seine Eltern fragen, wie er als Kind war.)
Ich schätze, Dein Sohn ist von der Grundstruktur her schon nicht mit viel Impulskontrolle, aber mit einem starken Willen "gesegnet".
Dieses Wechselmodell ist nichts, was Kinder mal eben so wegstecken, auch wenn es vielleicht oberflächlich so wirkt. Dadurch entsteht sicherlich Frust bei dem Kleinen, den er irgendwann rauslässt. Oben drauf kommen unterschiedliche Regeln bei Dir und bei Papa. Angeblich können Kinder das ja unterscheiden. Unsere konnten das aber auch nicht, als sie klein waren. Die dachten immer, was sie bei Oma dürfen, muss auch bei uns drin sein, was nach längeren Oma-Aufenthalten jedesmal ordentlich Krach gab. Außerdem dachten sie nach jeder Ausnahme, das sei jetzt immer so.
Ich denke, ich würde einen Kinderpsychologen konsultieren, ob es bei Deinem Sohn etwas aufzuarbeiten gibt. Parallel würde ich ganz strikt Regeln und Grenzen durchsetzen. Die geben nämlich auch Sicherheit. Ideal wäre natürlich, sich mit Papa abzusprechen, aber ich weiß nicht, ob Euer Verhältnis das zulässt.
Unsere Kinder waren/sind ebenfalls sehr willensstark und impulsiv. Der Kleine (15) hat eine ADHS-Diagnose und autistische Züge. Aber seine große Schwester (17), ohne Diagnose, hat ihn früher locker getoppt.
Was wir gemacht haben, war:
1. Es gibt Regeln, und es gibt Konsequenzen. Da wird nicht diskutiert. Die werden befolgt, sonst kommt die (möglichst logische und zeitnah erfolgende) Konsequenz und zwar immer. Keine Ausnahmen.
In einer ruhigen Minute durften die Kinder gerne mit uns über die Regeln sprechen, und eventuell wurden die dann geändert. Aber die blieben dann wieder für längere Zeit bestehen.
2. Konsequenzen wurden angekündigt, z.T. habe wir auch von drei runter gezählt, also Kind macht A, Konsequenz ankündigen, Kind macht A, die Drei gezählt, Kind macht A, die Zwei gezählt, Kind macht A, die Eins und dann die Konsequenz.
3. Wer aus Wut seine Sachen wegwirft, will sie nicht mehr. Die waren dann für die nächsten Tage weg. Das hatten sie sehr schnell begriffen.
4. Wenn sie Anstalten gemacht haben, unsere Sachen absichtlich kaputt zu machen, sind sie in ihrem Zimmer gelandet. (Hier ist die logische Konsequenz der vorrübergehende Ausschluss aus der Gesellschaft wegen unsozialem Verhaltens.)
5. Auf den Befehlston haben wir nicht reagiert, sondern darauf hingewiesen, dass sie das bitte vernünftig sagen sollen. Folgte dann ein Wutanfall, tja, der verhalf dem Kind höchstens zu einer Auszeit in seinem Zimmer.
6. Wenn sie uns geschlagen oder getreten haben, haben wir sie uns gepackt und ihnen leise, aber streng gesagt, dass sie uns nicht zu schlagen oder sonstwas haben. Unsere Tochter mussten wir z.T. in ihr Zimmer verfrachten und sie da alleine lassen, weil sie sonst nur immer wütender wurde und auf uns einschlug und -trat. Unser Sohn ließ sich begleiten und irgendwann beruhigen und in den Arm nehmen, jedenfalls als er klein war.
Falls Dein Sohn neben seiner Impulsivität auch Konzentrationsprobleme bei Dingen hat, die ihn nicht interessieren und sehr verträumt oder sehr hibbelig ist, könnte es auch sein, dass er ADHS hat. Das würde ich mal im Auge behalten.
"Daher versuche ich eher ihn zu beruhigen (ohne einzulenken), aber ich bin einfach selbst ständig wütend wegen der Situation. "
Ich habe mir irgendwann gesagt, dass es nichts ändert, wenn ich auch wütend werde, außer dass ich mir damit meine Nerven kaputt mache. Ommmm....
Vielen Dank für deine sehr ausführliche Antwort 🤗 Ich hab manchmal auch schon an ADHS gedacht. Aber dann denke ich oft auch wieder, dass da nicht "genug" bei ihm zutrifft. Die Zeit wirds wohl zeigen. Aktuelle Neuigkeiten - er bekommt ab voraussichtlich nächsten Monat Frühförderung. Das kann ja auch nochmal etwas ausmachen. Dadurch, dass er sich nichts zeigen lässt und sofort bockig wird, hat er nämlich zum Beispiel noch Probleme den Stift richtig zu halten. Ich werde mir wohl einiges von deinen Beispielen die ihr genutzt habt zu Herzen nehmen. Danke nochmal!
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