llinaluna
Hallo, ich bin echt ratlos und finde leider auch nichts relevantes zu dem Thema. Wenn mein Kind (fast 3) traurig oder wütend ist, sich verletzt hat oder umgeschubst wurde etc., will er auf keinen Fall getröstet werden. Das kenne ich jetzt schon von ihm, seit er ca. 1 Jahr alt ist und ich weiß auch, dass das für einige Kinder einfach "normal" ist. Bisher habe ich da auch immer mehr oder weniger seine Grenzen respektiert, ausser ich hatte das Gefühl, dass er sich nicht alleine regulieren kann. Ich setzte mich dann in Hör- oder Sichtweite (wenn er das zulässt) und spreche ab und zu mit ihm, was es allerdings oft schlimmer macht. Wenn ich irgendwie mehr Nähe herstellen möchte, (streicheln, beruhigende Geräusche, verbale Empathie,) schreit er "Nein!" Oder heult noch mehr und rennt weg. Auf den Schoß oder Arm genommen und getröstet werden wollte er seit der Babyzeit nie mehr. Meistens beruhigt er sich nach ein paar Minuten und kommt dann wieder und spielt ganz normal weiter. Es gibt auch Situationen, wenn ich z.B. mal laut geworden bin, dann findet er es ganz unangenehm wenn ich mich entschuldige. Egal, wie lang die Situation her ist. Auch wenn er es augenscheinlich schon wieder "vergessen" hat und fröhlich ist, zittert sofort wieder die Unterlippe sobald ich etwas sage wie "es tut mir leid," oder "Entschuldigung, dass ich...." und dann geht er auch meistens weg und sagt einfach nur nein. Manchmal bringt ihn das auch wieder zum weinen. Das macht mich total ratlos, weil ich natürlich nicht einfach meine Fehler wegignorieren will, sondern ihm zu verstehen geben, dass ich die Verantwortung übernehme und seine Gefühle/unsere Beziehung mir wichtig ist. Aber gefühlt mache ich es damit schlimmer. Ich erwähne das beides in einem Post, weil es für mich in die gleiche Richtung geht: sobald man ihm irgendwie mit Empathie/Mitgefühl begegnet, sich um seine Gefühle kümmert, macht er zu, ignoriert mich (und alle anderen auch,) reagiert abweisend oder traurig und geht aus der Situation und dem Kontakt. Ich habe keine Ahnung woher das kommen könnte, da wir seit er ein Baby war, nichts an unserem Verhalten in Tröst-Situationen geändert haben, ausser, dass wir noch geduldiger und ruhiger geworden sind. Also er kennt das eigentlich alles. Er hat auch eigentlich ein ziemlich großes Vokabular und verhält sich empathisch gegenüber anderen, also erkennt und benennt wie es jemandem geht, versucht selten auch mal zu trösten und erwähnt selber manchmal im Nachhinein dass "Mama gestern traurig war," oder sowas. Seit er unabhängiger ist und auch mal ne weile alleine in seinem Zimmer spielt, ist es für mich aber noch frustrierender geworden, da er manchmal quasi "aus dem Nichts" anfängt zu weinen, aber nicht so als hätte er sich verletzt, sondern ein Weinen was sich langsam steigert. Und dann frage ich aus der Küche zb. was denn passiert ist, woraufhin er nur nein schreit, und wenn ich dann zu ihm komme versteckt er sein Gesicht oder rennt weg. Und sobald ich versuche irgendwie Kontakt herzustellen, weint er doller. Ich versuche dann, ihn wirklich sehr ruhig, sehr freundlich und empathisch zu fragen, was ihn traurig macht, warum er weint etc. und er gibt mir keine Antwort, ausser "nein" oder "weil die Mama hergekommen ist." Obwohl er ja schon vorher geweint hat. Oft will er dann aber auch nicht, dass ich ihn alleine lasse, aber wenn ich dann wieder umdrehe und zurück kommen will, findet er das auch schrecklich. Ich kann einfach nichts richtig machen, es gibt keine Begleitung die er gut findet, ich fühle mich fast gezwungen, ihn zu "ignorieren," weil es einfach nichts bringt sondern gefühlt alles schlimmer macht, wenn ich versuche seinen Gefühlen auf den Grund zu gehen. Ich habe es auch schon "spielerisch" versucht, mit Kuscheltieren, Geschichten etc zu ihm durchzudringen, in Kontakt zu kommen, aber entweder er blockt total ab, wie immer, oder er "spielt" dann einfach mit dem Kuscheltier und ignoriert jegliche Kommunikation. Ich komme nicht weiter und ich habe Angst, dass er sich offensichtlich nicht sicher fühlt, uns mitzuteilen wenn es ihm schlecht geht und was ihn beschäftigt. Ich weiß, er ist noch nicht mal ganz 3 Jahre alt, aber ich habe Angst, evtl noch mehr falsch zu machen oder es komplett zu verbocken, sodass er irgendwann gar keine Gefühle mehr teilt. Und es macht mir natürlich auch große Sorgen, bzgl. schlechter Erlebnisse bei denen wir nicht dabei sind. Ich male mir dann direkt aus, wie er zB. mal gemobbt oder anderweitig traumatisiert wird, und uns nichts davon erzählt. Das macht mir so Angst und ich verstehe das nicht, da wir uns von Anfang an so viel Mühe gegeben haben, mit seinen Gefühlen offen und ohne Abwertungen umzugehen, und immer für ihn da sind. Hat jemand anderes vielleicht Erfahrungen damit oder Fachwissen, Tipps, wie man sich da als Eltern am besten verhält?
habt ihr das thema "gefühle" auch mal außerhalb der konkreten situation thematisiert? gefühle benannt, unterschieden, beschrieben? gute, schlechte neutrale? unser 6yo findet es auch immer wieder schwer mit großen gefühlen klarzukommen. wenn er uns dann zurückweist glaube ich dass er eben doch eine erwartung unsererseits spürt und sich damit überfordert fühlt. in der konkreten situatioon wird er von seinen gefühlen überrollt, fühlt sich hilflos und ausgeliefert - und dann soll er noch kommunizieren? klappt nicht! was bei ihm half sind bücher und spiele zu dem thema. und zwar explizit nicht in der "gefühl überrolt mich"-situation sondern wenn er das gefühl von außen anschauen kann. inzwischen kann man ihn in dem gefühl besser begleiten. aber nicht trösten, bitte, denn dann hat er den eindruck der trost soll das gefühl "wegmachen" und das überfordert ihn. eher sowas wie "das hat dich jetzt richtig sauer gemacht, gell? da wäre ich auch sauer. wollen wir jetzt beide zusammen mal ganz wütend brüllen?" wir mögen alle die "heute bin ich"-karten von mies van hout. wenn es schwerfällt ein gefühl zu benennen helfen die karten gut. man kann auch über gefühlstagebücher nachdenken. ich würde dann aber alle einbeziehen, also alle kinder und alle erwachsenen, sonst ist das kind wieder the odd man out. übrigens: keine angst dass er mit problemen nicht zu euch kommt. es dauert dann manchmal nur etwas länger weil er das erst für sich sortieren muss. und man muss manchmal zwischen den zeilen lesen. unser 6yo platzt manchmal bei der abendreflektion mit irgendwelchen komischen fragen raus und meistens ist das ein zeichen das vorher etwas passiert ist was er nicht richtig einordnen kann oder was ihn belastet. man muss ihn nur in ruhe lassen und die zeit geben die er braucht.
An deinem langen Text merkt man, dass dich das Ganze sehr verunsichert und du dir sehr viele Gedanken dazu gemacht hast. Das ist einerseits verständlich. Aber vielleicht verstärkst du damit unbewusst seine Ablehnung. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass ihn eine verunsicherte und ratlose Mama noch mehr aufregt, das kenne ich von meinen Kindern auch. Das könnte auch das Problem an deinen Entschuldigungen sein: vielleicht bringst du sie so authentisch rüber, dass das Kind damit nichts anfangen kann. Wenn Mama einer Sache eine so große Bedeutung beimisst, kann es für ein 3jähriges Kind bedrohlich wirken. Vor allem ist mir aufgefallen, dass du schreibst, du willst nicht *schon wieder* etwas falsch machen. Ich glaube nicht, dass ihr etwas falsch gemacht habt. Ich habe zwei Kinder: K1 redet sehr ungern über Gefühle und versucht schon immer Dinge, mit sich selbst auszumachen. Trotzdem vertraue ich darauf, dass Kind das entweder selbst schafft, oder ich doch noch von dem Problem erfahre. Und K2 ist eine kleine fauchende Katze, wenn sie wütend ist, ist trösten aussichtslos. Jedes Kind hat seine eigenen Strategien, mit starken Gefühlen umzugehen. Dein Kind scheint eine Mischung aus meinen beiden zu sein 😅 Aber keine Sorge, es ist noch lange nicht fertig mit seiner emotionalen Entwicklung. Du machst dir bestimmt auch bei einem tapsigen 1jährigem keine Gedanken, dass es mit 18 noch denselben Gang hat 😉 Also bleib entspannt, geh so beiläufig wie möglich mit den für das Kind "schwierigen" Themen um und hab Vertrauen in dein Kind und euch als Eltern. Und wenn dein Kind besser zurecht kommt, wenn du es im Wutanfall ignorierst, anstatt zu trösten, dann mach das weiter so, ohne schlechtes Gewissen.
Hallo, ich schliesse mich JoMiNa an. Und ich denke dass du evt. zu bestrebt bist, "alles richtig zu machen", und dabei auch unsicher... und das können Kinder u.U. spüren und es macht sie dann auch unsicher, oder sie sind quasi genervt davon (so als würden sie sagen wollen "Kann ich nicht ganz normale souveräne Eltern haben, die nicht aus jedem Floh einen Elefenten machen?" ;-)) Damit meine ich nicht, dass ihr konkret das wirklich macht! Sondern das zu viel Problematisieren, sich-Entschuldigen usw. bei einem (kleinen!) Kind so rüberkommen kann.
Noch als Ergänzung, weil du nach Fachwissen gefragt hast: du könntest deine Frage hier im Expertenforum stellen, es gibt dort eine Expertin für kindliche Entwicklung.
Hallo,
wir glauben ja immer, dass unser Kind ein Produkt unserer Erziehung ist. Auch du beschreibst, dass du alles tust, um deinen Sohn aus der emotionalen Reserve zu locken, und dass du ratlos bist, weil alle Bemühungen nicht fruchten. Aber der Grund dafür ist ganz einfach: Kinder bringen auch etwas mit. Ihre Persönlichkeit wird mindestens zur Hälfte von ihren Genen bestimmt und nicht von uns oder unserer Erziehung. Forscher glauben sogar inzwischen, dass der Anteil der Gene noch weitaus größer ist.
Dein Sohn ist nicht kuschelig, wenn er traurig oder wütend ist, und er spricht nicht gern über Konflikte, Ängste, schwierige Situationen. Das ist eine Typfrage, du kannst es nicht wegerziehen, egal wie empathisch du bist, weil es einfach seine Veranlagung ist. Im Gegenteil, es könnte die Gefahr bestehen, dass du ihm mit zu viel Nachfragen, Bemühen und Reden über Gefühle auf den Senkel gehst und er sich dann noch mehr zurückzieht. Die Tochter einer Freundin von mir war als Kind auch so wie dein Sohn. Meine Freundin konnte das (aus Liebe) so schwer akzeptieren, dass das Mädel sich in der Pubertät und bis ins junge Erwachsenenalter leider stark von ihr zurückgezogen hat.
Es ist also besser, deinen Sohn hier nicht zu sehr zu beackern, sondern ihn tatsächlich zu lassen, wenn er etwas mit sich selbst ausmachen will. Ich weiß, das fällt schwer. Aber er scheint die Kompetenz zu haben, das hinzukriegen. Für Angst ist das kein Grund. Sondern was dir Angst macht, ist nur deine eigene Deutung seines Verhaltens. Du findest sein Verhalten ja nur deshalb bedenklich, weil du gelernt hast, dass Reden über Gefühle das beste Mittel ist, um alle Probleme zu lösen. Aber das stimmt nicht unbedingt. Nicht alle Menschen brauchen das, auch nicht alle kleinen.
Besser ist es, ihn in ruhigen Momenten zu erreichen versuchen. Wir haben zum Beispiel oft Bilderbücher angeschaut, und jeden Abend wurde (bis weit ins Schulalter hinein) vorgelesen. Geschichten helfen Kindern, ihre Gefühle zu sortieren.
Was wir außerdem gemacht haben: Als Teil des Insbettgeh-Rituals den Tag Revue passieren zu lassen. Ich habe also alle Stationen des Tages kurz (!) zusamengefasst: "Weißt du noch, heute morgen sind wir zuerst in den Kiga gegangen, dort hast du Leon getroffen, der auch gerade ankam. Als ich dich abgeholt habe, hast du gerade einen Turm gebaut. Danach haben wir Bratkartoffeln gegessen. Heute nachmittag waren wir auf dem Spielplatz. Dann kam Oma, und du hast einen Kakao getrunken." So in der Art, aber wirklich nur eine Minute, sonst nervt es das Kind.
Solche Tagesrückblicke helfen dem Gehirn sehr, alle Erlebnisse und Gefühle einzuordnen. Man muss das von außen gar nicht mitkriegen, das Kind sagt vielleicht auch nicht viel, das macht nichts. Manchmal fängt das Kind nach einiger Zeit von selbst an, hier etwas beizusteuern. Dann kann man (kurz) auch mal über blöde Sachen sprechen, die am Tag passiert sind; und dem Kind damit helfen, sie zu benennen. Aber nicht zudringlich, sondern entspannt. Die schönen Sachen sollten trotzdem mehr im Fokus stehen.
Übrigens wollte ich noch etwas sagen zum Sich-Entschuldigen beim Kind. Es überfordert Kinder, wenn man sich als Mutter entschuldigt. Es ist zwar absolut richtig, das zu tun, ich habe das auch immer gemacht. Aber auch von meinen Kindern kam dann immer ein ratloser, verlegener und eher trauriger Blick und kein Wort. Sie können dazu einfach nichts sagen, die Situation, in der sie Mama "böse" erlebt haben, überfordert sie. Und wenn die große, souveräne, starke Mama sich bei ihnen entschuldigt, irritiert und verunsichert sie das ebenfalls. Was sollen sie da schon sagen?
Du solltest das trotzdem tun, aber nur knapp und kurz. Man bekomt in dieser Situation von einem kleinen Kind keine Absolution und kein Verstehen, das ist normal. Deshalb ist es so wichtig, möglichst selten Grund zum Entschuldigen zu haben, das ist das Beste fürs Kind.
LG
Sehr gut geschrieben, stimme voll und ganz zu 😀
Das finde ich gut, mit dem Revue-passieren-Lassen des Tages. Wir haben das im Grunde auch gemacht damals, nur nich soo systematisch ;-))), manchmal ging es auch direkt von den Kindern aus, manchmal von uns...
Hier stimme ich zu: "Du findest sein Verhalten ja nur deshalb bedenklich, weil du gelernt hast, dass Reden über Gefühle das beste Mittel ist, um alle Probleme zu lösen. Aber das stimmt nicht unbedingt. Nicht alle Menschen brauchen das, auch nicht alle kleinen." Und das haben wir auch so gemacht: "Besser ist es, ihn in ruhigen Momenten zu erreichen versuchen. Wir haben zum Beispiel oft Bilderbücher angeschaut, und jeden Abend wurde (bis weit ins Schulalter hinein) vorgelesen. Geschichten helfen Kindern, ihre Gefühle zu sortieren." Wenn sie eine Geschichte hören/lesen, können sie sich damit identifizieren oder im Gegensatz abgrenzen, können sich bewusst machen ob sie sich auch so fühlenwürden wie die Protagonisten im Buch, oder wie sie das Beschriebene fänden, usw.
Ich vermute, dass Du selbst ein unsicherer Mensch bist. Und das übernimmt dein Kind. Ich rate euch dazu hier einen Experten drüber schauen zu lassen, welcher Dich anleiten kann. Dann löst sich das mit deinem Kind automatisch. Am Kind, auch wenn sie noch so unterschiedlich sind, liegt es nicht. Dein Kind lernt von Dir. Und nehme ich Deinen unsicheren Text, erklärt sich mir ein bisschen die Problematik. Hol Dir Hilfe, dann wird das. Ein erster Ansprechpartner ist der Kinderarzt.
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