------- ::: Matzner, Michael (1998): Hinderungsgründe väterlicher Partizipation, In: Vaterschaft heute - Klischees und soziale Wirklichkeit, Frankfurt/Main; New York: Campus, S. 78 - 83 III. Die Situation der "miterziehenden" Väter im Kontext von Beruf und Familie 6. Hinderungsgründe väterlicher Partizipation Die empirischen Daten sprechen eindeutig dafür, daß sich die Mehrheit der Mütter und Väter heute an einem partnerschaftlich gekennzeichneten Konzept von Familie und Elternschaft, und damit auch von Vaterschaft, orientiert. Dies gilt insbesondere für die Ebene der Einstellungen. Jedoch setzen nicht alle dieser partnerschaftlich orientierten Väter diese Einstellung in konkretes Handeln um. Neben den "aktiven" Vätern existiert eine weitere, in ihrer Größe nicht genau bekannte Gruppe von Vätern, die sich weniger um ihre Kinder kümmern bzw. sich auf traditionell "männliche" Betreuungs- und Erziehungsfunktionen beschränken. Damit stellt sich die Frage, was die Einflußfaktoren väterlicher Partizipation sind. Es sei hier schon vorweg mitgeteilt, daß die Frage nur zum Teil beantwortet werden kann. "Noch immer ist die Diskrepanz zwischen egalitärer Einstellung und geschlechtsrollenspezifischem Verhalten ... ein mangelhaft erklärter sozialer Tatbestand" (Garhammer 1996: 331). Eine Auswertung diverser Datensätze mit umfangreichen Stichproben durch Garhammer ergab im Unterschied zu früheren Erkenntnissen, daß Bildung und Alter des Mannes keinen Einfluß auf dessen Beteiligung an der Haushaltsproduktion hätten. Den größten Einfluß übe die berufliche Beanspruchung des Mannes aus. Daneben spielten der relative Beitrag der Frau zum Familieneinkommen sowie die Geschlechtsrollenorientierung des Mannes eine gewisse Rolle. "Allerdings erklären diese Variablen nur einen geringen Teil der Streuung in der Verteilung der Hausarbeiten" (ebda.). Diese Folgerung läßt sich auch für die Beteiligung des Vaters an der Kinderbetreuung ziehen. Deswegen konzentrieren wir uns im folgenden auf den Haupteinflußfaktor Erwerbstätigkeit sowie auf einen weiteren, häufig nicht beachteten Faktor, nämlich das Verhalten der Mütter. Analysen zu den Einflußfaktoren väterlicher Partizipation werden oft so vorgenommen, indem das väterliche Verhalten von Familien mit traditioneller bzw. nichttraditioneller Rollenteilung miteinander verglichen wird (Vgl. Fthenakis 1988a: 151ff.; Vgl. Schmidt-Denter 1984: 179). Trotzdem man keinesfalls die große Bedeutung der Familien mit nichttraditioneller Rollenteilung als Schrittmacher sozialen Wandels verkennen sollte, trifft Schmidt-Denters (1984: 179ff.) Kritik einer solchen analytischen Vorgehensweise zu: "Besteht die Problemstellung jedoch darin, Gruppierungen vorzunehmen, die für die soziale Welt der gegenwärtigen Kindergeneration charakteristisch sind, so eignet sich eine Klassifizierung in eine kleine hochselektive Gruppe nicht-traditioneller Väter im Gegensatz zu den vermeintlich traditionellen Vätern nicht. Sie führt kaum zur Reduzierung der großen Intra-Gruppen-Varianz und stellt keine angemessenen Zustandsbeschreibungen dar" (ebda.: 181). Es scheint sinnvoller zu sein, sich mehr auf die "partnerschaftlichen" bzw. "aktiven" (Schmidt-Denter) als auf die "nichttraditionellen" Väter zu konzentrieren. Es ist davon auszugehen, daß eine "nichttraditionelle Rollenteilung" im Sinne eines Rollentausches oder einer Rollensymmetrie auch in nächster Zukunft nicht die Regel sein wird. Die gesellschaftliche Organisation der Erwerbsarbeit erschwert oder verhindert dies. Außerdem streben nicht wenige Väter und Mütter dies gar nicht nicht an. Sie bevorzugen mehrheitlich noch immer eine "Kinderpause" der Frau. Der Einfluß der Erwerbstätigkeit Die gesellschaftliche und damit auch familiale Organisation der Arbeit hat den größten Einfluß auf die väterliche Partizipation. Der Vater ist in fast allen Familien der Haupternährer und verfügt damit über weniger Zeit für die Beteiligung an der Betreuung und Erziehung der Kinder. Die Geburt von Kindern führt in fast allen Fällen zu einer Aufgabe oder Verminderung der Erwerbstätigkeit der Mutter. Diese ist auch das Ergebnis einer, im ökonomischen Sinne, rationalen Entscheidung der Eltern. Die Erweiterung der Familie führt zu höheren Ausgaben, die mindestens ein Haupternährer erwirtschaften muß. Dies ist fast immer der Vater, da er häufig über das höhere Einkommen verfügt. Eine "halbe-halbe"-Teilung von Familienarbeit und Erwerbsarbeit wird von vielen Vätern und Müttern nicht gewünscht. Dort wo sie gewünscht wird, scheitert sie oft am geringen oder nicht vorhandenen Angebot von attraktiven, den wirtschaftlichen Bedarf der Familie sichernden Teilzeitarbeitsplätzen. Die Organisation der Arbeitswelt ist eindeutig am Modell der traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung orientiert, was dazu führt, daß der Vater ein "Freizeitvater" ist. Diese Problematik wird seit Jahren sehr ausführlich diskutiert. Es werden viele Vorschläge und Modelle zur Veränderung der Situation gemacht. Die Diskussion (U.a.: Vgl. Beck 1986: 121ff; Vgl. Beck-Gernsheim 1989: 179ff; Vgl. Dies. 1992: 37ff; Vgl. Broszka u.a. 1990; Vgl. Bundesministerium für Familie und Senioren 1994 a, b; Vgl. Garhammer 1996; Vgl. Gliedner-Simon/Jansen 1995: 207ff; Vgl. Kaufmann 1995: 128ff; Vgl. Prenzel 1991: 104ffi; Vgl. Raisch 1986: 143ff.; Vgl. Sauerborn 1992: 735ff.; Vgl. Schneider 1989: 118ff.; Vgl. Schweizer 1986: 103ff.) kann hier nicht ausführlich dargestellt werden. Es sollen nur die wesentlichen Forderungen aufgezählt werden: Zeitliche Flexibilisierung der Arbeit, Teilzeitarbeitsplätze für Väter und Mütter, Steigerung der Akzeptanz des Erziehungsurlaubs durch die Väter, Geburtsurlaub für Väter, "Männerförderung" im Sinne einer Politik der "Neuen Väterlichkeit", Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Alle diese Vorschläge zielen darauf hin, daß die Frage der Vereinbarung von Beruf und Familie, bisher ein reines Mütterthema, auch zum Thema der Väter wird. Es wird die, "symmetrische Familie" (Schweizer 1986: 104) gefordert. Trotz vereinzelt zu beobachtender Verbesserungen ist es bislang noch nicht zu tiefgreifenden Veränderungen gekommen. Bei vielen Adressaten der Forderungen in Unternehmen, Gewerkschaften und Politik existiert anscheinend kein echter Handlungsbedarf. Eine Analyse gültiger Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen (Bundesministerium für Familie und Senioren 1994a: 99) ergab, daß Väter "stiefväterlich" behandelt werden. "Sie sind nirgendwo Adressat ausdrücklicher Förderung". Für Unternehmen und Betriebsräte haben sich familienpolitische Maßnahmen weitgehend auf die beschäftigten Mütter zu beziehen. Betriebsräte formulieren überwiegend keinen Anspruch, Väter zu motivieren, Teilzeitarbeit, Freistellung etc. in ihre Berufslaufbahn einzubeziehen" (ebda.: 100). Im Rahmen des Forschungsprojektes "Vorstellungen für eine familienorientierte Arbeitswelt der Zukunft" (Bundesministerium für Familie und Senioren 1994b) wurden hierzu auch Unternehmen befragt. Von den im Jahr 1990 angeschriebenen 10.200 Unternehmen beteiligten sich nur 12,5%. Die Analyse der Antworten der am Thema interessierten 1.239 Unternehmen ergab, daß zwei Drittel der Unternehmen die Einführung bzw. den Ausbau familienorientierter Regelungen mit der Begründung ablehnen, "daß dies nicht erforderlich sei". In den Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten war der Anteil der beschäftigten Frauen am geringsten (22,8%) und gleichzeitig die Auffassung der Nichterforderlichkeit am größten (82,4%) (Vgl. ebda.: 44). Dies deutet auch darauf hin, daß die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach Meinung der meisten Arbeitgeber im wesentlichen ein Frauenthema ist. So glauben 65,6% der befragten Unternehmen, daß "überwiegend Frauen" an familienorientierten Regelungen interessiert seien. Nur 15,6% der Unternehmen waren der Meinung, daß dies Frauen und Männer gleich interessiere (Vgl. ebda.: 35f.). Die Autoren der Studie nennen als die größten Hemmnisse einer Verwirklichung familienorientierter Arbeitsplätze "organisatorische Gründe" (70,3% der Unternehmen), "wirtschaftliche Probleme" (50,9%), "traditionelle gesellschaftliche Vorstellungen" (24,2%) sowie "gewerkschaftliche Vorbehalte" (23,1%) (Vgl. ebda.: 44f.). Dies stützt die Erkenntnisse von Hollstein (1992: 154), nachdem die Väter der "Oberschicht" mit am deutlichsten "ein Bild traditioneller Männlichkeit", und damit auch von Väterlichkeit, verfechten und leben. Manchen dieser Entscheidungsträger in den Unternehmen, aber auch in den Gewerkschaften, wird aufgrund ihrer eigenen eher traditionellen Einstellungen und Verhaltensweisen der Wunsch vieler beschäftigter Väter nach familienfreundlicheren Arbeitsbedingungen vielleicht gar nicht bewußt. Für die Zukunft lassen sich sowohl pessimistische als auch optimistische Prognosen wagen. Die zunehmende Knappheit der Ressource Erwerbsarbeit läßt beides zu. Die verstärkte Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt kann es den Arbeitgebern erleichtern, daß sich die Arbeitnehmer noch mehr als bisher an betriebliche Strukturen und Erfordernisse anpassen. Andererseits ist es auch denkbar, daß es in manchen Fällen aufgrund der Knappheit der Arbeit zu flexibleren, und damit, als Nebenprodukt, familienfreundlicheren Arbeitszeitsystemen kommen kann. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen verdeutlichten, daß sich beim Engagement von Vätern schichtspezifische Unterschiede ergaben. Väter der Mittelschichten kümmern sich mehr um ihre Kinder bzw. übernehmen auch eher "mütterliche" Aufgaben. Inwieweit dieses Engagement auch die Folge eigener Sozialisationserfahrungen ist, blieb bisher ungeklärt. Eigene Erfahrungen mit traditioneller Väterlichkeit könnten diese sowohl reproduzieren als auch den Wunsch wecken, es anders zu machen. In nicht wenigen Fällen ist die geringere Beteiligung von Vätern der "Unterschichten" nicht in schichtspezifischen Sozialisationserfahrungen begründet, sondern die Folge einer stärkeren physischen Beanspruchung im Beruf. Körperliche Arbeit, Schichtarbeit und Überstunden führen zu starker Erschöpfung. Wahrscheinlich verstärken sich in manchen Fällen berufliche Belastung und schichtspezifische, hier also eher traditionelle Einstellungen, und führen zu Passivität bzw. Konzentration auf "männliche" Betreuungstätigkeiten. Die oft genannte Variable Bildung stellt an sich keine plausible Ursache für oder gegen ein Engagement dar. Dies wird durch die Passivität eines beträchtlichen Teiles der hochgebildeten Führungskräfte verdeutlicht (Vgl. Hollstein 1990: 150ff.). Außerdem verfügen gerade Väter mit hohen beruflichen Qualifikationen über vergleichsweise weniger Freizeit. Der Einfluß der Mütter Die geringere Beteiligung vieler Väter an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder liegt sicher hauptsächlich an den bisher genannten Faktoren. Allerdings tragen häufig auch Einstellungen und Verhaltensweisen der Mütter dazu bei. Da dieser Aspekt eher selten thematisiert wird, soll dies hier ausführlicher geschehen. Wie die empirischen Daten verdeutlichten, beherrscht die "Tender Years Doctrine" die Einstellungen relativ vieler Mütter und Väter. Auch wenn sich ein Teil der Mütter über die zu geringe Beteiligung ihrer Männer beklagt, muß das nicht bedeuten, daß wirklich eine egalitäre Aufteilung der Kinderbetreuung erwünscht wird (Vgl. Raisch 1986: 116f.; Vgl. Rohrmann 1994: 282). Diese These kann auch durch folgendes Befragungsergebnis [FN 30] (Erler u.a. 1983: 132) gestützt werden: Antwortvorgabe: "Ich könnte mir vorstellen, daß es auch unterschwellige Eifersuchtsprobleme gibt, wenn mein Mann/ich das Baby voll mitversorgt/ mitversorge ". 52% der Mütter und 40% der Väter sagten "stimmt" bzw. "stimmt ungefähr". 11% der Mütter und 11% der Väter sagten "stimmt teilweise". 20% der Mütter und 21% der Väter sagten "stimmt kaum" bzw. "stimmt nicht". Schenk (1996: 147) glaubt, daß die Mehrheit der Mütter "die Chefin im eigenen Haushalt und bei der Kindererziehung bleiben" will. "Viele Frauen wünschen sich also eifrigere und vor allem häufiger verfügbare ,Assistenten', als sie es zur Zeit haben - aber die wenigsten wollen wirklich Väter, die sich so intensiv wie sie selbst in der Elternrolle engagieren. Denn dann bestände auch die Gefahr, daß sie ihnen als Mütter Konkurrenz machen". Die Erwartungen der sozialen Umwelt an die spezifischen Funktionen von Vater und Mutter tragen zur Entstehung solcher Konkurrenzsituationen bei. Von den Müttern wird erwartet, daß sie "gute" Mütter sind. Dies bedeutet, vor allem für die Säuglinge und Kleinkinder der hauptverantwortliche Elternteil zu sein. In Fällen von Entwicklungsstörungen, Auffälligkeiten oder abweichendem Verhalten der Kinder wird in der Regel dann auch eher die Mutter mit der Kritik des sozialen Umfeldes zu rechnen haben. Nach empirischen Erkenntnissen (Vgl. Schütze u.a. 1982, zit. in: Nave-Herz 1985: 57f.) gibt es durchaus familiäre Konstellationen, in denen nicht nur traditionell orientierte Mütter, sondern gerade auch "moderne", emanzipatorisch orientierte Mütter die Kinderbetreuung und -erziehung als ihre Domäne betrachten. Diese Mütter waren "in ihren meist akademischen Berufen sehr engagiert gewesen. Nach der Geburt des ersten oder des zweiten Kindes geben sie den Beruf auf, um sich ganz den Kindern widmen zu können. An die Stelle des Berufs tritt die Beschäftigung mit den Kindern. Die Mutterrolle wird professionalisiert, an wissenschaftlicher Literatur und pädagogischen Ratgebern orientieren sich diese Mütter darüber, wie man es .richtig' macht. Gleichzeitig suchen sie die Bestätigung, daß man es als Mutter gar nicht besser machen kann; die Bestätigung im Berufsleben soll nun ersetzt werden durch das Bewußtsein, eine kompetente Mutter zu sein, eine 'Supermutter', wie es in einem unserer Interviews heißt. Schon aufgrund ihrer 'wissenschaftlichen' Ausbildung glauben diese Frauen nicht, daß die Erziehung allein bei ihnen liegen sollte. Sie sind durchaus davon überzeugt, daß die Beziehung zum Vater wichtig für die Entwicklung der Kinder ist. Dennoch wird dem Vater oft sehr subtil, aber unübersehbar bedeutet: nur sie, die Mutter, kennt wirklich die Bedürfnisse ihrer Kinder, nur auf sie sind die Kinder letzten Endes angewiesen" (ebda.; Vgl. hierzu auch Schenk 1996: 84ff.). Vielleicht trägt die Annäherung der weiblichen und männlichen Geschlechtsrollen zum Phänomen der überbehütenden Mutter bei. Mutterschaft wird zunehmend "das einzige ..., daß die weibliche Geschlechtsrolle von der männlichen Geschlechtsrolle absetzt" (Schenk 1994: 54). In Familien mit "Supermüttern" können die Väter in eher traditionell orientierten Einstellungen und Verhaltensweisen belassen oder wieder zurückgedrängt werden. Dies geschieht teilweise auch in den häufiger anzutreffenden Konstellationen, wo es sich nicht um "Supermütter", sondern um ganz "normale" Mütter handelt. Weil die "Tender Years Doctrine" in den Köpfen vieler Mütter und Väter sowie anderer Erwachsener vorherrscht, kommt es dazu, daß die potentielle Fähigkeit der Väter zu "mütterlichem" Verhalten sich nur selten entfalten kann. Es wird nur selten ."abgerufen' weil immer andere Personen anwesend sind, die sich zuständig fühlen und stets schneller auf den Winzling reagieren - dann bildet sich bei Männern im Umgang mit Kleinkindern keine große soziale Kompetenz heraus" (Schenk 1996: 140). "Es ist nicht der natürliche Vorsprung der Frauen durch das Stillen, der zur Entwicklung einer einseitigen Arbeitsteilung zwischen den Eltern führt - obwohl dies wahrscheinlich die Interpretation ist, zu der die meisten Männer und Frauen neigen würden. Entscheidend ist vielmehr, daß Vater und auch Mutter von Anfang an so handeln, als ob es eine naturwüchsige Kompetenz der Frau in Sachen Babybetreuung gäbe. Auf diese Weise erwirbt sie dann schnell einen tatsächlichen Kompetenzvorsprung" (ebda.: 143). Die Dominanz der Mütter im Bereich der Kindererziehung und -betreuung wird in der theoretischen Diskussion vom Paradigma einer "neuen Mütterlichkeit" begleitet. Der im 19. Jahrhundert entstandene Muttermythos wird wieder neu aufgegriffen und den Lebensverhältnissen des ausgehenden 20. Jahrhunderts angepaßt. Teilweise geschieht dies durch Autorinnen, die einerseits die Abwesenheit der Väter kritisieren, in einigen Fällen aber im gleichen Zuge aus dieser "Not eine Tugend machen: wozu Väter? Es lebe die 'autonome', ja 'verschmelzende Mutter-Kind-Einheit'!" (Sauerborn 1992: 735; Vgl. auch Schenk 1996: 198ff.). Ein Beispiel dafür ist das im Jahr 1987 verfaßte "Müttermanifest" der "Grünen Frauen". Die Beteiligung der Väter wurde nicht gefordert, die Väter wurden gar nicht erwähnt (Vgl. Schenk 1996: 211ff.). "Eigentlich steht hinter dem Müttermanifest ein traditionelles Mutterbild, das ganz ähnlich auch von den konservativen Parteien oder den Kirchen gemalt sein könnte. Es gibt nur einen einzigen, aber sehr bedeutsamen Unterschied: die Utopie der 'Neuen Mütterlichkeit' kommt ohne die traditionelle Kleinfamilie, ohne die Figur des Vater-Ernährers aus" (ebda.: 213). Diese vergleichsweise kleine Gruppe von Protagonistinnen einer "neuen Mütterlichkeit" hat, wie schon erwähnt, allerdings einen relativ großen Einfluß in der aktuellen Diskussion zu Themen wie Alleinerziehen oder Fragen des Kindschaftsrechtes. In Extremfällen erzeugen sie das Wunschbild einer Gesellschaft, "in der alleinerziehende Mütter von in vitro gezeugten Kindern sich in kleine Amazonenkommunen zurückziehen ..." (Lenzen 1991: 241). Falls diese Utopien einer "neuen Mütterlichkeit" verwirklicht würden, wäre der Vater "ganz entbehrlich, denn als letzte Stufe der Entwicklung genügt eine Samenbank, ein Arzt oder noch besser eine Ärztin" (Neuffer 1994: 9). [FN 30] Es wurden in den Jahren 1980 und 1981 200 bundesdeutsche Mütter und 167 Väter aus den gleichen Familien befragt ______________________________________________________________________