Am Montag war ich noch aller bester Laune, dank euch von der Lochmühle und meiner Tante. Ich war voll Elan und hatte soviel Kraft, dass ich sogar einer verzweifelten Witwe, die sich sehr fallen liess, Mut machen konnte. Nun rückt bei mir der 17.08. 23Uhr30 immer näher. Erster Todestag meiner Frau. Ich wusste von vorneherein, dass dieser Tag für mich schwer sein wird. Die Bilder kommen alle wieder hoch, wie ich sie wecken wollte, ich spür die Kälte der Haut, als ich sie berührte, ich seh den Arm, der nach oben zeigte, durch die Todesstarre, als ich sie umdrehte. Ich seh ihr bleiches Gesicht vor mir. Alles ob es gestern gewesen sei. Der ganze Schmerz kommt wieder hoch. Ich kapiere auch, wie sinnlos vor allem dieser Tod ist, Lungenentzündung ist bei uns kein Grund zum Sterben, sie hätte nur rechtzeitig zum Arzt gehen müssen. Sie hätte Antibiotika verschrieben bekommen und nach 1-2 Wochen wär alles wieder gut gewesen. Sie hätte miterleben können, wie Cristina sich weiterentwickelt. So Sprüche wie von meiner Mutter, dass es ihr Tag gewesen sei, helfen da nicht grad weiter. Auch die Frage nach dem Warum. Warum hat sie gesagt, es gehe ihr immer besser, warum ist sie nicht zum Arzt gegangen. Die Antworten werd ich nie erfahren. Dann seh ich aber auch, was ich in diesem Jahr geschafft habe, wie sich Cristina entwickelt, wie gut es Cristina geht. Auch dass ich die Kraft hatte, nicht in absolute Depression zu fallen, dass ich Freunde und Familie habe, die hinter mir stehen, die mir helfen und auch viel geholfen habe. Ich weiss es geht wieder vorbei. Der 17. und auch der 18. (der Tag als ich sie gefunden habe. Ich hoffe nur, dass diese Tage schnell an mir vorbei gehen und ich weiter die Kraft habe, weiter die Zukunft von Cristina und mir arbeiten kann. Danke fürs lesen, das Aufschreiben hilft mir ein bisschen Kraft zu tanken.
Mitglied inaktiv - 14.08.2009, 08:06
Ich bekam grad mächtig Gänsehaut beim Lesen.
Ich wünsche dir und Christina ganz ganz viel Kraft
Ich glaube, daß bei solchen Schicksalsschlagen das erste Jahr das Schwierigste ist, weil Du bei allen Anlässen, seien es Geburtstage, Weihnachten, Ostern etc. immer den Gedanken hast "... letztes Jahr um diese Zeit war sie noch da..." Ich denke, daß das ab dem zweiten Jahr besser wird, weil das Gefühl der Traurigkeit bei jedem Anlaß dann bereits bekannt ist. Das heißt nicht, daß die Erinnerung verblassen muß, und die Wehmut wird sicherlich auch desöfteren in Dir aufkommen. Aber diese Emotionsmühle, in die man immer wieder gerät, verliert mehr und mehr ihre Schrecken. Man kennt diese Emotionen irgendwann und entwickelt Strategien, damit besser umzugehen., auch Du.
Diese beiden Tage werden in dieser Hinsicht sicherlich den Höhepunkt bilden, wieder alles aufwühlen und die ganze Tristesse hochkommen lassen. Laß das zu, denn es gehört zur Trauerarbeit. Ich bin mir aber sicher, daß es danach leichter für Euch wird.
Ich schicke Dir zwei Fuhren Kraft rüber und eine frische Nordbrise, die Dir Deinen Kopf freibläst.
Liebe Grüße
Snoopy