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Kinder beim Vater

Thema: Kinder beim Vater

Hallo! Meine Große (7) sagte vorhin: "Mama, wenn wir beim Papa sind, bin ich dort die Erwachsene". Ich habe nachgefragt, warum. Sie zieht ihren kleinen Bruder (3) an (er macht es ja nicht und wenn der nicht angezogen ist, wird er sauer mit allen), geht mit ihm zur Toilette, regelt das Essen, organisiert, was gemacht wird, passt auf den kleinen Bruder auf, macht eben alles, was ich hier normalerweise mache. Ich habe nachgefragt, was der Vater macht. Er sitzt herum, geht stundenlang mit der Zeitung aufs Klo, verschwindet hinterm Computer, hat Kopfschmerzen.... (er hat glaube ich eine Depression). Findet ihr das jetzt normal oder bedenklich für die Große? Ich muss dazu sagen, der Kleine geht meistens gerne hin, darf aber auch Fernsehn und Schokolade soviel er will. Die Große geht zeitweise auch gerne hin (wenn es nicht zu lange ist, maximal eine Übernachtung und vorallem dann, wenn ich hier Wohnungsputz machen muss oder sie lesen üben soll), wenn sie nicht will, zwinge ich sie aber nicht. Sie muss auch nicht, denn er ist nicht ihr leiblicher Vater. Den Kleinen muss ich aber zwingen, auch wenn er nicht will, was aber eher selten vorkommt, denn der Vater hat Umgangsrecht und er würde ihn notfalls dann abholen (worauf ich es nicht ankommen lassen würde). Er ist nett zu den Kindern, kümmert sich, soweit es seine Möglichkeiten nicht übersteigt, aber er hat eben diese Depression. Die Große bekommt das schon deutlich mit. Sie hat dort nach meiner Einschätzung immer mehr die Rolle der Person, die alles regeln muss. Dazu ist sie mit ihren 7 Jahren eigentlich noch zu jung, obwohl sie schon sehr selbstständig ist. Er nutzt das aus, solange er alleine ist, geht es irgendwie, sobald jemand da ist, der etwas machen könnte, verfällt er in Lethagie. Das war auch in der Zeit, in der wir zusammengewohnt haben, nicht anders und letztendlich der Tennungsgrund. Ich konnte dagegen nichts unternehmen, wie soll es da meine Tochter können. Mit ihm reden ist zwecklos, er blockt ab. Wir reden mittlerweile auch gar nicht mehr miteinander, ich meide das Gespräch, weil er mich als Arschloch usw. beschimpft hat (ist für jemanden, der sich immer sehr gewählt ausdrückt schon krass), als ich etwas von ihm gefordert habe das Kind außnahmsweise mal in der Kita bringen, weil ich einen beruflichen Termin hatte. Dabei profitiert er (sein Geldbeutel) nicht unerheblich davon, dass ich viel arbeite. Wenn er sich überfordert fühlt, was ständig der Fall ist, haut er verbal um sich. Er betont immer wieder, wie viel Verantwortung er übernimmt, aber wenn er mal einspringen soll, weil ich krank bin oder arbeiten muss, kann er grundsätzlich nicht und wird immer sehr aggressiv (weshalb ich ihn mittlerweile nicht mehr frage). Was soll ich machen, oder würdet ihr überhaupt etwas machen? Werden die Depressionen schlimmer, wenn er dagegen nichts unternimmt (was er ganz sicher nicht tut)? Womit muss ich rechnen? Was mache ich , wenn beide Kinder nicht zu ihm wollen? Das ist nämlich ansteckend. Die Große zwinge ich nicht (er ist nicht ihr Vater), den Kleinen dann schon? Gruß, Sabri

Mitglied inaktiv - 19.12.2009, 11:51



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Ich glaube, ich würde die "Grosse" unter dem Umständen nicht mehr hinschicken, es sei denn, sie will unbedingt. Nicht nur, dass sie dort die ganze Arbeit macht, auch für deinen Sohn hat es einen Nachteil, nämlich dass sich sein Vater drücken kann und sich nicht um ihn kümmert. Solche Besuche bringen keinem was (außer dir, weil du die Kinder mal abgeben kannst, das könnte ich auch verstehen, aber auf Dauer ist das eben keine gute Lösung). Was den Kleinen angeht, würde ich versuchen, die Besuche möglichst selbstverständlich durchzuziehen, positiv aufzutreten, abzulenken... du kennst das sicher. Ich persönlich würde aber im Ernstfall kein schreiendes, sich wehrendes Kind mitgeben. Da muss sich der Vater dann Gedanken machen, wie er wieder Vertrauen zu ihm aufbaut, ihn ggf. erstmal bei dir besucht. Aber im Moment scheint es mit dem Kleinen ja keine Probleme zu geben.

Mitglied inaktiv - 19.12.2009, 12:18



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Nur wenn mein Kind selbst hingehen mag und auch nicht von irgendeiner Seite unter Druck gesetzt wird. Die Gefahr liegt hier darin, dass das Kind eine Erwachsenen-Rolle übernimmt, dem es nicht gewachsen ist und diese Rolle stiehlt dem Kind ein Stück Kindheit. Der vater ist so wie er ist, gib du deinem Kind Selbstvertrauen und erziehe sie dahingehend, dass sie nicht zuviel auf sich lasten lässt. Immer können wir unsere Kinder nicht beaufsichtigen. Sei es der selbstherrschende Lehrer, die "gemeinen" Mitschüler, oder eben die eigenen Eltern. Bauchgefühl ist das Zauberwort würde ich sagen. Alles Gute!

Mitglied inaktiv - 19.12.2009, 12:29



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Wenn er wirklich Depressionen hat, dann kann er die Situation nicht ändern, zumindest nicht aus sich heraus. Insofern wird "reden" und "ermahnen" auch nicht wirklich helfen. Er müßte sich Hilfe holen - aber Depressionen sind manchmal wie eine Sucht - man läßt sich erst helfen, wenn man richtig am Boden liegt. Es ist grundsätzlich nicht schön, wenn Kinder mit einem kranken Elternteil aufwachsen - sie müssen oft früh Verantwortung übernehmen und schneller "erwachsen" werden. Deine Tochter hat ja doch die Wahl - sie muß da nicht hin, wenn sie nicht will. Insofern hat sie es besser als so manches Kind, das aus der Situation gar nicht rauskann. Trotzdem besteht natürlich die Gefahr, daß sie sich selber - aus falsch verstandenem Verantwortungsgefühl - diese Wahl gar nicht läßt. Fumi hat die gleiche Tendenz, und ich finde es sehr schwer, das in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber erstmal erkenne ich keinen direkten Handlungsbedarf. Ich würde an Deiner Stelle weiter beobachten und genau auf die Kinder hören. Immer wieder Situationen schaffen, in denen die Kinder ihre Ängste und Probleme ansprechen KÖNNEN, wenn sie es WOLLEN - aber nicht drängen. Halt sehr sensibel und hellhörig mit den Kindern umgehen. Dann wirst Du sehen, ob und wann wirklich etwas getan werden muß. Ich habe ja auch Depressionen, und meine Kinder haben lange Jahre mit ihrer kranken Mutter - also mir - leben müssen. Das ist sicher nicht ganz spurlos an ihnen vorbeigegangen - aber es hat (bisher?) auch keine fürchterlichen Folgen. Nachteil meiner Kinder gegenüber Deinen: Sie konnten nicht nach 2 Tagen wieder in einer "gesunde" Umgebung. Vorteil meiner Kinder gegenüber Deinen: Ich habe mir recht bald Hilfe geholt. Ich denke, in Summe pfeifft sich das weg ;-). Gruß, Elisabeth.

Mitglied inaktiv - 19.12.2009, 12:43



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Ich halte bei dir die Situation für deine Tochter nicht sehr "gefährlich". Ist das erstmal nur deine Vermutung die Depression, oder gibt es da eine tatsächliche Diagnose? Die Zeit ist denkbar gering um deiner Tochter einen "Schaden" zuzufügen, zumal sie ja wohl noch einen eigenen Vater hat? Meine Tochter hat es ähnlich gehandhabt, sie hat quasi zwei Brüder mit großgezogen, eher von sich aus, beim Vater aber auch aus der Not, daß er sich wie deiner wenig gekümmert hat. Ich habe den Jüngsten oft gegen seinen Willen dort mit hingebracht, aber weil eben alle drei gegangen sind, fand ich es besser, als einen auszuschliessen. Zumal er ja seine mehr oder weniger gerne gehenden Geschwister dabei hatte. Ich denke, wenn dein Ex soweit in Ordnung ist, müssen, sollen und werden sie auf Dauer miteinander auskommen, denn einen anderen Vater hat er ja nicht. Und es klingt schon so, als ob er seinen Sohn gerne bei sich hat. Da wären mir die anderen Sachen (auch wenn sie für dich furchtbar klingen) erstmal egal, wichtig ist die Herzensbeziehung der beiden. Aber wie gesagt, das klingt ganz nach meinem Ex, ich kenne das auch in- und auswendig das Thema. Bei meiner Tochter (gerade 16 geworden) merke ich aber inzwischen, daß die Befürchtung, dass ihr diese Rolle der zu Erwachsenen (die sie z.T. auch von mir bekommen hat) nicht geschadet hat. Denn sie kann sich sehr gut abgrenzen, wenn sie etwas gar nicht möchte. Sie kann ihren Vater sehr gut einschätzen. Sie liebt ihn, aber weiß, was sie von ihm verlangen kann und was nicht. Also, ich würde mir zwar auch Gedanken machen, aber Sorgen brauchst du meiner Meinung nach nicht zu haben.

Mitglied inaktiv - 19.12.2009, 18:43



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Wie ist den dein "Draht" zu ihm? Evtl sollte es ein Gespräch geben, wenn es geht unter 4 Augen, ansonsten mit JA oder Famiienberatung.

Mitglied inaktiv - 19.12.2009, 21:13



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Ich versuche, es mir abzugewöhnen, Dir zu widersprechen - aber manchmal ist es einfach zu wichtig, als daß ich es mir verkneifen kann. Ein Gespräch mit dem Ex kann genau das Gegenteil bewirken als beabsichtigt - egal, ob da noch jemand dabeisitzt oder nicht. Sobald das Gefühl aufkommt, daß der/die Ex einen da (mit Hilfe auch noch) zu etwas drängen will, macht der Mensch an sich da gerne zu. Ich habe eine Freundin, die DRINGENDST eine Therapie braucht. Ich rede seit 3 Jahren an sie hin - und immer, wenn ich sie mal wieder so weit habe, daß sie immerhin mal drüber nachdenkt, schreibt der Ex eine Mail mit dem Tenor: "Du brauchst dringend eine Therapie!" - und meine ganze Arbeit ist mal wieder für die Tonne. Es ist fast unmöglich, Ratschläge von jemandem anzunehmen, den man emotional als "nicht grundsätzlich wohlgesonnen" abgespeichert hat - und das dürfte bei Exen dann doch öfter der Fall sein. Insofern ist wirklich ganz genau zu überlegen, ob ein solches Gespräch wirklich sinnvoll ist - oder ob man nicht eher sein Ziel erreicht, wenn man ganz dezent die Klappe hält.

Mitglied inaktiv - 19.12.2009, 21:33



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In erster Linie wollte ich wissen wie sie mit ihm zurecht kommt. Ohne diese Info kein vernünftiger Rat.

Mitglied inaktiv - 19.12.2009, 23:46