Alleinerziehend, na und?

Forum Alleinerziehend, na und?

Danke für Eure Meinungen zur Geburtstagsfrage :)

Thema: Danke für Eure Meinungen zur Geburtstagsfrage :)

Ich habe sie sehr stark in meine Erwägungen einbezogen, wie ich mich verhalten soll, und bin zu folgendem Fazit gekommen: Das Verhältnis zwischen meiner Ma und mir war nie störungsfrei, um nicht zu sagen schwierig. Aber wir haben auch schon so einiges durch, wahrscheinlich wird man da mit der Zeit sonderbar... Aber sie wird nicht jünger und sehr wahrscheinlich auch nicht mehr gesünder. Und sie hat nunmal nur meinen Bruder, die Kinder und mich, eigentlich ist es ja verständlich, dass sie daran festhält. Umso trauriger, dass sie meinen Bruder, zu dem ihr Verhältnis immer ausgesprochen gut war, so gut wie nie sieht. Rührenderweise versucht sie auch alles, um die Vergangenheit wieder gutzumachen. Leider kann das, was geschehen ist aber kein Mensch mehr rückgängig machen, und deswegen sind das eher traurige Versuche, der Realität zu entfliehen.... Kurzum, ich werde das, was war, nicht mehr ändern können. Und ich werde sie nicht mehr ändern. Aber ich habe zumindest die Chance, ihr die letzten Jahre (?), die sie noch hat, so schön und so angenehm wie möglich zu gestalten. Und ich weiss, dass ich es sehr bereuen würde, wenn ich es nicht täte! Denn egal, was zwischen uns nicht gut gelaufen ist (das war leider wirklich ausgesprochen viel!), ich bin heute erwachsen und trage nunmal die Verantwortung für mein Handeln. Da kann ich nicht auf meine seelischen Verletzungen hören und auf das Verhalten eines Menschen mit Sturheit reagieren, dem seine Handlungsweisen nicht zwingend bewusst sind. Aus diesem Grund: - habe ich sie an ihrem Geburtstag zum Frühstück eingeladen und - für den 03.10. um ein Frei gekämpft, das ich nun auch habe. Und sie ist glücklich darüber- das alleine ist es wert. Vielen Dank für Eure Denkanstöße! LG

von angry.me am 19.09.2013, 18:41



Antwort auf Beitrag von angry.me

Hallo Anne, mit meiner Mutter ist es auch nicht immer einfach. In so manchem Moment würde ich sie gerne mal &%$§?!§. Aber sie ist meine Mutter und besonders deutlich wurde es mir, was sie mir bedeutet als sie vor ein paar Jahren im Koma lag. Lies mal das, was ich letztens bei Facebook gefunden habe: An jenem Tag, an dem Du mich als alter Mensch siehst und ich nicht mehr ich bin, hab Geduld mit mir und versuche mich zu verstehen. Wenn ich mich beim Essen bekleckere, mich nicht richtig anziehe, hab Geduld. Denke zurück an die Stunden, die ich damit verbracht habe, es Dir damals beizubringen. Wenn ich mich mit Dir unterhalte und ich mich zum hundertsten Mal wiederhole, unterbrich mich nicht, hör mir einfach zu. Als Du klein warst, habe ich mir Dein Geplapper ständig und überall angehört, ob Zuhause, im Geschäft oder bei Bekannten. Falls ich mich nicht wasche, dusche oder bade, schimpf nicht mit mir und vor allem beschäme mich nicht. Erinnere Dich daran, wie oft Du Ausreden hattest und wie oft ich dich ans baden gehen erinnern musste. Wenn Du meine Ignoranz gegenüber neuen Technologien bemerkst, bitte ich Dich mir die nötige Zeit zum erlernen zu geben. Und bitte lache währenddessen nicht über mich. Ich habe Dir so viele Dinge beigebracht …. Wie man richtig isst, wie man sich benimmt, wie man spricht, wie man sich anzieht und wie man sich in dieser Welt zurechtfindet. Sehr viele dieser Dinge; sind das Ergebnis der Kraft und Zusammenarbeit von uns beiden – Dir und mir. Falls ich irgendwann vergesslich werde oder den Faden unserer Unterhaltung verliere, gib mir die nötige Zeit um mich zu erinnern. Und falls ich mich doch nicht erinnern kann, werde nicht nervös und böse; ich glaube nämlich; dass die Unterhaltung nicht das Wichtigste ist, sondern die Nähe zueinander und dass Du mir zuhörst. Zwing mich nicht zum essen, wenn ich es nicht will. Ich weiß am besten was ich brauche und was nicht. Wenn mich irgendwann meine müden Beine nicht mehr schnell gehen lassen, reiche mir deine helfende und stützende Hand, genauso wie ich es für Dich getan habe, als Du laufen gelernt hast. Und wenn ich Dir eines Tages sage, dass mein Leben nicht mehr lebenswert ist und dass ich sterben will, sei mir nicht böse. Eines Tages wirst Du verstehen, dass es gar nichts mit Dir zu tun hat, nicht mit deiner Liebe zu mir und auch nicht mit meiner Liebe zu Dir. Lerne einfach zu verstehen, dass ich in meinem Alter nicht lebe, sondern zu überleben versuche. Eines Tages wirst Du erkennen, dass ich trotz der Fehler die ich gemacht habe, nur das Beste für Dich wollte und dass ich versucht habe Dir dein Weg durch diese Welt so gerade und eben wie möglich zu machen. Du darfst weder böse noch traurig sein und Dich auch nicht unfähig fühlen, wenn Du mich so siehst. Du musst nur an meiner Seite sein, versuchen mich zu verstehen und mir helfen, so wie ich es gemacht habe, als Du in diese Welt geboren wurdest. Jetzt bist Du an der Reihe, mich auf meinem schwierigen, nicht immer geraden und ebenen Weg zu begleiten. Hilf mir diesen Weg mit Liebe und Geduld zu Ende zu gehen. Ich werde es Dir mit einem Lächeln und mit der unendlichen Liebe, die ich immer für Dich hatte, habe und haben werde, danken...♥♥♥

von bikermouse66 am 19.09.2013, 20:20



Antwort auf Beitrag von bikermouse66

von spiky73 am 19.09.2013, 20:30



Antwort auf Beitrag von bikermouse66

auch wenn es "nur" ein Zitat ist, Dein Beitrag ist einer der stärksten, den ich jemals in diesem Forum gelesen habe! Es kocht gerade einiges aus 2010 nochmals in mir hoch... und ich hoffe, daß ich es einigermaßen hinbekommen habe... damals... und in den Jahren davor... Liebe Grüße Snoopy

von Ralph am 19.09.2013, 22:16



Antwort auf Beitrag von angry.me

Das ist sehr berührend! Angry, ich find Deine Entscheidung gut !

von betty71 am 19.09.2013, 20:49



Antwort auf Beitrag von betty71

den Spruch kannte ich, und finde ihn ebenfalls sehr berührend. Lustigerweise habe ich genau diesen Spruch meinem Bruder unter einen Brief geschrieben, als er in die USA flog, während unsere Ma eine schwere, lebensbedrohliche OP hatte. Ich hatte wenig Verständnis dafür, dass er den Flug nicht um eine Woche verschoben hatte. Meiner Mutter gab ich ihn ebenfalls bereits zu lesen, sie reagierte ebenfalls sehr gerührt. Ich lebe diese Einstellung, da ich ja auch beruflich täglich mitbekomme, wie wichtig es ist, liebevoll mit betagten oder kranken Menschen umzugehen. Daher auch meine Entscheidung, sie trotz allem, was geschehen ist, zu begleiten und ihr auch moralisch nicht mehr von der Seite zu weichen. Unsere Vergangenheit ist nunmal vergangen.

von angry.me am 20.09.2013, 09:57