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Zweifelhafte Herkunft

Thema: Zweifelhafte Herkunft

Hallo, ich werde ja nicht müde, darauf aufmerksam zu machen, aber ich finde schon, dass man sihc ein bisschen dafür interessieren sollte, wo die Sachen, die man kauft, herkommen. Damit man wenigstens bewusst entscheidet. Wir wollten jedenfalls nicht, dass unsere Kinder oder GEschwister unter solchen Bedingungen arbeiten müssten. Aus Spiegel-Artikel: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,449619,00.html Etwa 150.000 Kinder werden in indischen Steinbrüchen ausgebeutet. Viele deutsche Kommunen wollen die Produkte nicht mehr kaufen - stoßen dabei aber an die Grenzen geltenden Rechts. ...... Gerlant hatte einen Verdacht: Stammte das Baumaterial aus indischen Steinbrüchen, in denen Kinder illegal zur Arbeit gezwungen werden? Vieles spricht dafür. Marmor, Granit, Schiefer und Sandstein gehören zu den wichtigsten Exportgütern Indiens. Über 110.000 Tonnen Steine, Erden und Waren aus Stein liefert das Land jedes Jahr nach Deutschland - vor allem Pflaster- und Grabsteine. In den Zehntausenden Steinbrüchen des Subkontinents arbeiten über eine Million Menschen. Etwa 150.000 davon sind minderjährig, schätzen Menschenrechtsorganisationen wie Earthlink, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), Anti-Slavery International oder das Institut für Ökonomie und Ökumene Südwind - und das, obwohl Kinderarbeit auch in Indien offiziell verboten ist. Oft arbeiten die Kinder als Schuldknechte - das heißt, sie werden von ihren Eltern an einen Steinbruchbesitzer verliehen, um Geld zu verdienen, mit dem die Familie über Jahre hinweg die Schulden bei einem privaten Geldverleiher abstottert. Haldenbesitzer und Geldverleiher sind dabei häufig identisch. "Viele der Betroffenen sind gerade mal zehn Jahre alt, manche noch jünger. Fast alle sind unterernährt, einige bei der Arbeit festgekettet. Ohrenschützer, Helme, Mundschutz oder festes Schuhwerk gibt es nur in Ausnahmefällen", sagt Benjamin Pütter, der Kinderarbeitsexperte von Misereor, "Verletzungen sind deshalb an der Tagesordnung." Die Lebenserwartung dieser Kinder liegt aufgrund der katastrophalen Bedingungen bei gerade mal 35 Jahren. ...... Dabei geht es längst nicht nur um die Kinder in den indischen Steinbrüchen. Weltweit arbeiten fast 186 Millionen Kinder "in ausbeuterischen Verhältnissen", schätzt die Internationale Arbeitsorganisation. Zudem leben laut der Organisation zwölf Millionen Menschen als Sklaven - und die Hälfte sind Kinder. Ein großer Teil davon arbeitet in der Textilindustrie, die für die kommunale Beschaffung ebenfalls relevant ist. Es spricht vieles dafür, dass das deutsche Vergaberecht - zumindest indirekt - die skandalösen Arbeitsbedingungen fördert. Christian Ude, der Oberbürgermeister von München und Präsident des Deutschen Städtetages, bekennt: "Das bisherige Vergaberecht lässt für die Kommunen leider nur wenig Spielraum." Trotz dieser Rechtsunsicherheit hat München eine Regelung verabschiedet, die ausbeuterische Kinderarbeit ausschließt. ..... Zitat Ende. Der ARtikel ist noch deutlich länger und sehr interessant, aber auch sehr bitter. Wo kommen wir hin, wenn sich alles nur noch um billig, billig billig dreht. Dabei könnte man doch auf manches so leicht verzichten und dafür ordentliche Qualität aus nicht zweifelhafter Herkunft kaufen. Wenn eine Kommune sihc teure Steine nicht leisten kann, dann soll sie halt andere nehmen! Und ob Kinder unbedingt von H&M 10 Unterhöschen im Schrank liegen haben müssen, wage ich auch zu bezweifeln. H&M produziert inzwischen weniger in Indien und ist schon weiter gezogen nach Kambodsha. Es geht ja immer noch billiger. Gruß Tina PS: An die, die meinen Beitrag unten gelesen haben, das sind Sachen, die mich wirklich umtreiben, das hat mit intellektuell überhaupt nichts zu tun.

Mitglied inaktiv - 24.11.2006, 16:57



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und sie sollte verboten werden. Aber auf der anderen Seite ist es so, wenn wir diese Waren nicht mehr kaufen dann tun wir den Kindern auch keinen gefallen damit. Dann müssen sie woanders arbeiten, wo die Bedingungen noch schlechter sind. Diese Familien sind darauf angewiesen, das die Kinder mitarbeiten. Sie haben ja auch viele Kinder , schon weil sie keine Möglichkeit der Verhütung haben. Diese Kinder müssen ernährt werden und somit arbeiten um die Familie am Leben zu erhalten. Mit einen Boykott erreichen wir nix. Wenn sich die Bedingungen in diesem Land nicht ändern. Hier müßte die WHO oder andere Institutionen sich viel mehr einsetzen. Ist meine Meinung dazu. Claudia

Mitglied inaktiv - 24.11.2006, 17:39



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Ich finde es auch immer wieder wichtig, dass man nicht müde wird, auf diese -katastrophale Sch...- hinzuweisen. Stelle jetzt mal die Marken Adidas, Puma, Nike, Esprit in den Raum. !!!Und dann wollte ich nur noch nebenbei herschreiben, dass nach wie vor ca. 40 000 Kinder PRO TAG VERHUNGERN.!!!

Mitglied inaktiv - 24.11.2006, 17:43



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Ich versuche auch, soweit es mir bei dem wenigen Geld das ich zur Verfügung habe, auch die billige China-Ware und Nahost-Ware zu boykottieren. Abgesehen von der mangelhaften Qualität kann man sich denken unter welchen Bedingungen Shirts und Pullis hergestellt werden, die nach den Transportkosten noch für nur 1,99 Euro verkauft werden können. Ebenso wie dieses Billig-Spielzeug. Lieber kaufe ich bessere Ware eben Second-Hand.

Mitglied inaktiv - 24.11.2006, 18:54



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Das Problem ist ja, dass derartige Zustände nicht nur für einzelne Länder oder einzelne Produktbereiche oder einzelne Hersteller gelten, sondern für den Großteil ausländischer Produktion. Wichtig ist ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, ein globales Verantwortungsgefühl, das den Einzelnen dazu veranlasst, nicht Quantität im Billigproduktionsbereich zu kaufen, sondern Qualität, dafür halt weniger oder seltener. In der angespannten wirtschaftlichen Situation können sich viele das nicht leisten, andere sind einfach gleichgültig. Es sind zu wenige Menschen dazu bereit, für eine Produktion zu menschenwürdigen Bedingungen einen höheren Preis zu bezahlen, ergo kein Druck auf die Hersteller und damit keine Veränderung, da diese ihre Waren möglichst billig anbieten müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. An der Clean Clothes -Kampagne beteiligen sich dementsprechend noch immer viel zu wenig Firmen. Die Konsequenz, alle anderen zu boykottieren, kann aber auch nicht funktionieren. Der Wegfall der extrem schlechten Arbeitsplätze in der Textilindustrie etwa würde den Betroffenen (vor allem Frauen) die Existenzgrundlage nehmen, sie in die Zwangsprostitution oder Kriminalität treiben oder ins elendige Verhungern. Nein, die Masse muss umdenken, ihr Konsumverhalten ändern und bereit sein, mehr für weniger zu zahlen. LG, Lily

Mitglied inaktiv - 24.11.2006, 19:04



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Ist ein Boykott der Waren wirklich der richtige Weg? Ich fürchte, dass wir mit unseren westlichen "Lösungen" das Elend dieser Länder geradezu forcieren. China ist sehr gut mit Maschinen ausgerüstet und produziert daher sogar billiger als die Länder die auf reine manpower zurückgreifen müssen. Mit dem Resultat, dass sogar die kleinen Familienbetriebe ( in denen nunmal auch die Kinder mit anpacken müssen) alleine mit der Arbeitskraft der Erwachsenen nicht mehr existenzfähig sind. Das wiederum hat eine hohe Selbstmordrate zur Folge, und dass Familien sogar die eigenen Kinder verkaufen müssen (z.B in Bordelle) um wenigstens einen kleinen Teil der Familie zu ernähren. Der Ausbeutung von Minderjährigen kann man lediglich mit Sanktionen gegen die Hersteller vorgehen, die den Eltern der Kinder gegen bessere Bedingungen Arbeitsplätze bieten müsste, wenn sie diese in die Schule schicken (Schulpflicht besteht, so viel ich weiss bis zur 4. Klasse) Die Moneylender haben seit vielen Jahrzehnten hochkonjunktur, und würden ihre Basis verlieren wenn man drastische Maßnahmen ansetzen würde. Ich sehe leider im Boykott keinen Weg aus dem Elend.

Mitglied inaktiv - 24.11.2006, 19:13



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bin hundertpro deiner meinung, in so gut wie allen punkten. bez. forum und bez. der sache an sich. ich poste auch ab und an bez. solcher dinge. u.a. dass z.b. öffentlicher druck schon etwas bewirkt hat. soweit ich weiss, können es sich adidas und c&a und kollegen nicht mehr uneingeschränkt erlauben, produkte aus kinderarbeit anzubieten. der öffentliche pranger und der imageschaden scheinen also wirkung zu zeigen, weil es unterm strich ja absatzverluste bedeutet. man muss die firmen mit ihren eigenen waffen schlagen: je mehr sie in den aufbau von image investieren (sind horrende summen, die meist in keinem verhältnis zum wert des produktes an sich stehen - da gibt es höchst interessante bücher zum thema "Aufbau einer Marke", die dezidiert beschreiben, wie man als kunde komplett verarscht wird), um so mehr kann man sie genau dort packen: also immer wieder öffentlich oder persönlich blossstellen und sie auf ihre moralischen verpflichtungen festnageln (z.b. dass sie die lieferanten zum einhalten von arbeitsverträgen mit ihren arbeitern zwingen. das können sie leicht. denn nicht der lieferant bestimmt, sondern der abnehmer. z.b. quelle legt fest, wer was für welchen preis produziert; aldi legt seine einkaufspreise fest). anhand mancherlei reaktionen der unternehmen auf vielerlei entsprechende aktionen sehe ich, dass derlei druck wirkt, v.a. in der masse. aber ehrlich gesagt, habe ich trotz allem wenig hoffnung. die galoppierende globalisierung ist nicht mehr zu zähmen. was jeder sehen kann: derzeit schießen z.b. überall diese KIK-läden mit ihrem absoluten schrott aus dem boden, an jeder landstraße, nicht zu vergessen takko. ja, was meinen die leute, wer und wo jacken für 3 euro endpreis hergestellt werden? es wird sie aber ebensowenig interessieren wie die frage, unter welchen bedingungen wohl schweinefleisch für 2 euro das kilo produziert wird. man braucht schon lutherschen apfelbaum-idealismus, um nicht zu verzweifeln. aber die hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. deshalb sollte man immer auch im kleinen sein teil beitragen. ich bin überzeugt, dass es sonst doppelt und dreifach auf uns zurückschlägt. was es ja im prinzip schon längst tut. grüße von old mama, die jetzt nur kurz und spontan ein paar sachen anriß...

Mitglied inaktiv - 24.11.2006, 22:32