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Erfahrungen von Gewalt und Mißbrauch in Kinderkurheimen

Thema: Erfahrungen von Gewalt und Mißbrauch in Kinderkurheimen

Hallo, ich wollte mich einmal erkundigen, ob Ihr als Kinder in Kurheime geschickt wurdet und wie es Euch dort gegangen ist. Manche berichten von Zwangsfütterung, Ohrenziehen, Bettstrafen und nächtlichem Verbot, auf die Toilette zu gehen. Wohl jedes Kind litt unter der Trennung von den Eltern. Es gab leider auch Fälle von sexueller Gewalt, und zwar nicht nur von den Betreuern ausgehend, sondern auch von den älteren Kindern! Man kann wohl sagen, daß es für manche Kinder ganz schrecklich war, dort 6 Wochen lang eingeschlossen zu sein und nur ab und zu mal ein Briefchen oder ein Paket von zuhause zu bekommen. Ich jedenfalls war als kleines Kind immer heilfroh, wenn ich wieder nachhause durfte. Bei der ersten Kur war ich 4 oder 5, bei der zweiten 6, bei der dritten 9 Jahre alt. Meine späteren Freizeiten und eine Kur mit 16 Jahren habe ich als eher positiv in Erinnerung. Wie kann man denn kleine Kinder in diesem Alter etliche Wochen wegschicken, wenn man sie doch liebt? Mir würde das nie im Leben einfallen!

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 11:00



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Weil die Kinder es brauchten? Vielleicht hat man manchmal nicht die Wahl. Mein Bruder hatte als kleines Kind sehr starkes Athma und war 6 Wochen lang in St.Peter zur Kur. Meine Schwester war damals auch noch sehr klein und meine Mutter konnte sie nicht alleine lassen. Und damals war das nicht so easy, eine Familienkur zu bekommen. Also, gerade WEIL man seine Kinder liebt, möchte man, dass sie gesund werden!

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 11:16



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Erstens rechtfertigt es das aber nicht, wenn man dann mit Gewalt das Essen hineingestopft bekommt (war bei mir zum Glück nicht so), zweitens habe ICH es ganz sicher nicht gebraucht. Ich war ein ganz gesundes Kind, und meine Eltern wollten einfach die Krankenkasse die Ferien zahlen lassen und mal Urlaub ohne Kinderstreß haben. Mir geht es aber weniger um die Indikation der Kur als um die Ausgestaltung des Kurheimalltags. Ich habe heute noch vor Augen, wie ein Kind von ein paar größeren Jungs festgehalten und mit langen Brennesseln "abgezogen" wurde. Die Angst von dem Jungen werde ich nie vergessen. Auch wenn Du vielleicht sagen wirst, daß Brennesseln vergleichsweise nicht so schlimm sind. Es gibt immer etwas darüber und etwas darunter. Ok, vielleicht sagst Du, Kinder können halt grausam sein. Geschenkt. Aber wenn man hinterher seinen Eltern von einem noch gravierenderen Erlebnis erzählt und sie dann einfach nur schweigen, wie ist das? Vielleicht sagst Du, daß Eltern früher eben verklemmt und konservativ waren. Das war aber nicht so. Beide waren in der SPD, aufgeklärt und fortschrittlich, und hatten Berufe aus dem pädagogisch-psychologischen Bereich. Sie arbeiteten beruflich mit Kindern und meinten von sich, auf dem Gebiet Profis zu sein.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 11:52



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ein grundsätzliches Problem der Kinderkuren. Ich als "altes Ossi" habe von Freundinnen/Freunden immer nur Gutes über Kuren und Kinderferienlager gehört. Als ich nach der 4. Klasse endlich ins Ferienlager fahren dufte, war ich überglücklich und habe es jedes Jahr getan (für 12 Mark) - zusätzlich zum Familienurlaub, nicht stattdessen. So eine Brennesselgeschichte konnte Dir aber auf jedem Schulhof passieren. Bei uns war es allerdings (Juckpulver) aus Hagebutten. Trini

von Trini am 11.09.2012, 12:04



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meine schwiegereltern sind beide SPD-aktive mitglieder, sind beides lehrer und in meinen augen sowas von unfähig mit kindern... ja, sie haben meinen mann und meinen schwager erzogen, (bzw die kinder sich selbst... denn nach der trennung verfiel die mutter dem alkohol und der vater im 5jahres rhythmus neuen frauen, immer neue familien gründend...) aber dennoch habe ich - auch nach langen gesprächen mit meinem mann - dieses bild von ihnen. schwiegermutter darbt nach frühverrentng mit ihren depressionen daheim vor sich hin, hat einen hass auf kinder die ihr "das leben zur hölle gemacht haben" - die schüler und auch die eigenen, denn sie selbst wollte nie kinder sondern karriere, und hat die kinder nur dem mann zuliebe bekommen, der sie dann verlies, weil sie nicht die hausfrau sein wollte die er sich wünschte... leben deine eltern noch? rat: such dir hilfe, für dich. wenn du dann was das thema angeht, gefestigter bsit und ohne kloß im hals sprechen kannst, rede mit ihnen. wenn die chance nicht mehr besteht oder du denkst, es würde zu nichts führen - schreib es auf. hauptsache ist, du wirst das "päckchen" los.

von DecafLofat am 11.09.2012, 13:00



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Mein Vorschlag für Dich wäre eine Therapie. Es scheint mir, als hättest Du da einiges aufzuarbeiten. Du bist verletzt und voller Unverständnis und kannst nicht begreifen warum Deine Eltern so handelten. Hast Du je mit ihnen darüber gesprochen? Es ist nichts schlimmes sich dafür Hilfe zu suchen. Es gibt eine Menschen die unter dem Erziehungsstil der Eltern leiden... auch als Erwachsene. Der Gedanke, das Gefühl nicht geliebt zu sein... Das ganze Leben kann davon schwer beeinflusst sein.

von Sanbee am 11.09.2012, 12:51



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Hatte auch mehrere 6-Wochen-Kuren und NEIN,es gab da nichts negatives.Es war also nicht überall so.Auch Ferienlager waren beliebt und wir reden noch heute nur positiv davon.Also kann es nicht NUR schlecht gewesen sein.Ja,such dir bitte für dich Hilfe.Alles Gute!

von fsw am 11.09.2012, 13:05



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ja, meine "große" Schwester hat schlechte Erfahrungen damit gemacht. War zur Kur in Haffkrug an der Ostsee, weil sie zunehmen sollte. Da ging es täglich darum, dass Kinder zum Essen gezwungen wurden. Wenn ein Kind nicht essen wollte oder konnte, durften alle anderen Kinder vom Tisch nicht aufstehen, auch wenn sie fertig waren; Erbrochenes musste gegessen werden, Reste vom Mittag kamen abends wieder auf den Tisch, grauenhaft. Ich hab mich dann Jahre später mit Händen und Füßen gegen eine Kur gewehrt. Mein Mann (viel jünger als meine Schwester) hat ähnliches in den 70er Jahren dann auch erlebt.

von MartaHH am 11.09.2012, 13:39



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Hallo, würdest Du diese Erfahrungen genauer schildern? Wie war der Kuraufenthalt sonst, also abgesehen davon?

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:14



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Ja, ich habe auch Gewalterfahrungen in einen Kinderkurheim machen müssen. Ich habe das Thema aber auch mit meinen Vater besprochen (mit meiner Mutter geht es nicht, das hat aber andere Gründe) Meine Eltern dachten, es sei das richtige für mich. Die Kinderärztin hatte es empfohlen und sie haben dann nach einer Kurklinik gesucht, die für sie "leistbar" war. Sie wußten nicht, "wohin" sie mich schickten. Und das glaube ich auch. Und ich konnte es ihnen nicht mitteilen, weil ich noch nicht schreiben konnte und die Post natürlich zensiert wurde. Natürlich haben mich diese Erfahrungen zu tiefst erschüttert, aber ich weiß heute, das es nicht in der Absicht meiner Eltern lag, mir weh zu tun. Sie haben es nicht besser gewußt. Vielleicht solltest Du das Thema "Kinderkur" therapeutisch aufarbeiten?

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 14:06



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Hallo, vielen Dank für Eure Antworten. Nein, ich denke auch nicht, daß meine Eltern besonders leichtfertig waren. Ich weiß, daß sie sich genau informiert hatten, und ich glaube, daß sie Risiken, wenn sie sie gekannt hätten, nicht eingegangen wären. Ich weiß auch, daß die Betreuer sich zumindest in "meinen" Kurheimen nach Kräften bemüht haben, ihre Sache ordentlich zu machen und den Kindern einen schönen Aufenthalt zu ermöglichen. Was mich an der Sache verstört, ist die Tatsache, daß ich ein an sich sehr liebevolles und positives Elternhaus hatte. Vielleicht irritieren mich deshalb Dinge, die für Euch Kleinigkeiten sind, die aber bei mir nicht ins Bild passen. Und mich irritiert außerdem, daß man keine belastbaren Informationen von den Eltern bekommt. Sie sind getrennt. Meine Mutter meinte, wir waren so krank. Mein Vater meinte, sie wollten mal Urlaub für sich machen. Ich glaube eher das. Das mit den Brennesseln, also echt, das war kein Juckpulver, aber sie haben ihn auch nicht mit kochendem Wasser übergossen. Mir haben sich seine ungeheure Angst und der kalte Sadismus eingeprägt. Mir ging es jetzt darum, mal Stimmen einzufangen von Leuten, die selbst Gewalt in solchen Kurheimen erlebt haben.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:09



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Aber wenn Du das Thema immer wieder hier einbringst, dann erscheint es für mich so, als ob das Thema KUR immer noch viel zu präsent für Dich ist. Du hast es noch nicht richtig aufgearbeitet (okay, habe ich auch nicht, aber das Thema kommt bei mir nicht mehr so oft hoch, höchstens, wenn ich "angestoßen" werde) Die Aussage deines Vaters: Mein Vater meinte, sie wollten mal Urlaub für sich machen. Ich glaube eher das.", scheint für Dich gewichtiger zu sein, so als ob da immer noch sehr stark der Vorwurf an deine Eltern "Wieso habt ihr mir das angetan? Nur damit es EUCH gutgeht?" mit einklingt. Die Trennung Deiner Eltern? Wie geht es Dir damit? Ich frag Dich das, weil es auch die Fragestellungen meines Lebens sind.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:34



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Also die fraglichen Aufenthalte waren 1974 bis 1978, die Trennung der Eltern war 1987 und ich hatte wirklich genug Zeit, mit all dem einen Modus zu finden. Die Sachen mit den Kurheimen hatte ich lange im Kästchen, aber ich hatte sie nicht so sehr verdrängt, daß ich mich nicht mehr daran erinnern könnte. Das konnte ich immer. Heute habe ich einerseits genügend zeitlichen Abstand und andererseits möchte ich verschiedene Begleitumstände zurück in die Erinnerung holen, gerade auch über den ganz normalen Alltag und über positive Erlebnisse. Ich will mir diese Zeit sozusagen von heute aus genau anschauen. Die zentrale Frage für mich ist aber, wieso meine Eltern die Zähne nicht auseinanderbekommen haben, wenn ich sie ganz eindeutig angesprochen habe. So weit kann man sich doch nicht selbst belügen. Wenn Du willst, können wir das gerne vertiefen, vielleicht mit PM.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:45



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Ich muss jetzt erst einmal los. Bis später

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:56



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Habe auch schlimme Erfahrungen in einem Kinderkurheim gemacht. Ich war damals 8. Es war aber mehr psychische als körperliche Gewalt. Ich mache meinen Eltern auch keine Vorwürfe (mehr). Sie wussten tatsächlich nicht, was sie mir Schlimmes antaten und antun ließen.

von tequila sunrise am 11.09.2012, 15:10



Antwort auf Beitrag von tequila sunrise

Ich habe schon von jemand anderem gelesen, daß z. B. der Hausmeister mit Aussetzen im Wald gedroht hat, wenn man nicht gleich schläft. In welchem Kurheim warst Du denn?

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:15



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Auf dem Feldberg.

von tequila sunrise am 11.09.2012, 15:23



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Ich würde dir auch Hilfe außerhalb dieses Forums empfehlen - wenn du hier nach noch genaueren Details bohrst, könnte auch der Verdacht aufkommen, du bist einer, der sich an diesen Geschichten hochzieht. Warum soll jemand NOCH genauer schildern, dass Erbrochenes wieder gegessen werden musste? Ich hab da so schon Kopfkino mehr als genug...

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:34



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Ich kenne jemanden, der hat auch immer so eine Geschichte erzählt, mit Vorliebe dann, wenn andere gerade zu Tisch saßen. Sowas hört man öfter und ich muß das auch nicht genauer erklärt bekommen. Aber es sind eben immer nur solche Fetzen und keine zusammenhängenden Berichte, die ein umfassendes Bild zeichnen.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:47



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Wofür brauchst du das umfassende Bild? Du musst mit deinem eigenen Trauma fertigwerden (Therapie?). Oder willst du ein Lebenswerk den Kinderkuren widmen?

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:50



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Fredda hat da auch (ein bisschen) Recht ;-)

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:55



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Ich möchte wissen, wie es alles in allem war, und dafür sind mir die Erlebnisse anderer Menschen ebenfalls wichtig. Das mit dem Erbrochenen habe ich z. B. nicht erlebt. Ich finde das schrecklich entwürdigend.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:56



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Ja, aber wozu gibt es dann Foren? Daß jeder sich nur mit seinen eigenen Erinnerungen befaßt?

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 15:57



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meine ersten gedanken waren auch, warum du das ständig wieder hier einbringen musst. du scheinst das thema nie verarbeitet bzw. aufgearbeitet zu haben und solltest dir professionelle hilfe suchen bzw. per PN mit betroffenen kommunizieren.

von Sakra am 11.09.2012, 16:30



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Wie ich Fredda da lese, denke ich,d as sie Dir sagen möchte, das es nicht dein Leben erfüllen soll, also die Erinnerung. Das Du Dich nicht zum Sklaven dieser Erinnerungen machen sollst.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 18:14



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Es ging mir bei diesem Thread darum, von ANDEREN zu erfahren, was SIE erlebt haben und wie sie damit umgehen. Nicht mehr und nicht weniger. Mir wurden jetzt einige Tips gegeben, wie ich etwas aufarbeiten kann, das geht aber letztlich an der Fragestellung vorbei.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 18:57



Antwort auf Beitrag von Sakra

Ich bringe hier gar nicht ständig etwas ein, sondern habe nach einem halben Jahr ein Thema neu angesprochen, das schon damals einige dazu gebracht hat, sich mit ihren Erinnerungen zu beschäftigen. Es ging mir bei diesem Thread darum, von ANDEREN zu erfahren, was SIE erlebt haben und wie sie damit umgehen. Nicht mehr und nicht weniger. Mir wurden jetzt einige Tips gegeben, wie ich etwas aufarbeiten kann, das geht aber letztlich an der Fragestellung vorbei.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 18:59



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Du fragst nicht, wie sie damit umgehen, du fragst nach Horrorgeschichten. Und ich meinte, wie Steffi richtig interpretiert ( ), dass du dich damit vielleicht immer weiter reinschraubst. Manche wurden vielleicht in bester Absicht und voller Vorfreude in so eine Situation gebracht. Manche, deren Eltern urlauben wollten, hatten eine tolle Kinderkur - da gibt es ein Riesenspektrum. Warum deine Eltern etwas getan haben, können wir nicht wissen. Im Endeffekt würde dich "Vergeben" wahrscheinlich frei machen: Es war falsch, es war schlimm, es hat dich geprägt, es ist vorbei. Auch dafür gibt es therapeutische/seelsorgerische/begleitende Hilfe. (Schau mal im www nach Byron Katie, The Work)

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 19:26



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Nein, ich suche nicht Horrorgeschichten, sondern ich möchte Erfahrungen austauschen. Das macht einen noch nicht zum Therapiekandidaten. Ich möchte mich von Dir auch nicht in diese Ecke drängen lassen, auch das hat etwas mit Machtstrukturen zu tun.

Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 19:54



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Mitglied inaktiv - 11.09.2012, 20:03



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Wie lange ist das her? Heute sicher unvorstellbar! Ich war als Kind nie in Kur . da hab ich ja Glück gehabt!

von Barnaby am 11.09.2012, 20:20



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http://www.rund-ums-baby.de/aktuell/beitrag.htm?id=512465&suche=Kinderkurheimen&seite=1

von Carmar am 12.09.2012, 23:50