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Chinas großer Sprung zurück

Thema: Chinas großer Sprung zurück

https://www.n-tv.de/23591903 Mich würde mal Eure Sichtweise hier interessieren. Hier im Aktuell wird ja meist über deutsche Politik geschrieben, Probleme, die deswegen auf uns zukommen.. usw. Beruflich habe ich oft mit Asien zu tun - gerade auch China - und sehe mache Dinge, die mir etwas Bauchschmerzen bereiten. (Bis vor einigen Jahren - vor Covid- kamen chinesische Kollegen gerne vorbei, wir waren abends gemeinsam unterwegs, gute Zusammenarbeit, gegenseitiges Interesse, gefühlt ähnliche Werte - heute nach 2,5 Jahren komplettem Ausschluss, keine Reisen mehr, teilweise monatelanger lockdown : schwierige Kooperation. Es wird ins Gesicht gelogen, nur an den eigenen Vorteil gedacht. Alles was "von drüben" kommt muss genau angeschaut werden, wir bekommen eher (gefühlt) den Müll - theoretisch muss man schon eher den Informationshahn abdrehen bzw befürchten, dass dem Unternehmen eher geschadet wird (und nein, wir waren auch vorher nicht naiv) Jetzt gab es bei NTV einen Artikel dazu - siehe Link- Kurzfassung : China schottet sich mehr und mehr ab. Buy Chinese- öffentliche Aufträge gibt es nur noch, wenn ein Großteil der Teile in Chinesischen Unternehmen hergestellt werden. Generell wird versucht, die Abhängigkeiten auf Null zu fahren. Parallel wird der Nationalismus im Land enorm gepusht. Grundschüler lernen tlw. Kein Englisch mehr , sondern lernen die Ergüsse Xis "Gedanken zum Sozialismus". In HighSchools wird skandiert, dass man alle töten soll, die die kommunistische Partei herausfordern. Kurse und der Erwachsenenbildung mit Themen, die international interessant sind, werden gestrichen und.v.m. China ist m.E. groß genug, um sich unabhängig zu machen. Deutschland/ Europa ist aber auch aufgrund der Größe aber auch durch jahrelange massive Globalisierung / Asienfokussierung zur Kosteneinsparung enorm abhängig von China. Sollte es Ihnen gelingen, Taiwan noch zu bekommen, brennt die Hütte für uns noch viel mehr. Wenn China es dann geschafft hat auf eigenen Beinen zu stehen (was m.E. Recht bald sein könnte) und dem ROW den Hahn zu dreht, kommt unsere Wirtschaft massiv ins Straucheln. Man muss ja nur mal überlegen, welches Theater es gab bzw gibt, wenn aufgrund Covid-Restriktionen Ware nicht so schnell aus dem Land herauskommt. Wie die Preise hochgehen, weil man Chinaware nicht mehr bekommt. Ich persönlich sehe hierin eine der größten Knackpunkte für unsere Jobs/Wirtschaft... in den nächsten 20 Jahren. Eine Zeit lang hatte ich gedacht, die Chinesen stehen auf und wehren sich gegen diesen Überwachungsstaat, aber nachdem sie so lange unter der Glocke waren scheinen sie eher im Gegenteil einen massiven Nationalismus auszuprägen. Wie geht es Euch damit?

von Lavendel79 am 17.09.2022, 16:15



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

In Wahrheit wird dieselbe Strategie in Sachen Abhängigkeit wie mit Russland gefahren: Neue Seidenstraße, Infrastrukturprojekte wie die Peljesac Brücke wo EU Fördergelder nach China fließen.

von Lauch1 am 17.09.2022, 16:46



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Diese Entwicklung beobachte ich auch schon seit einiger Zeit mit großer Sorge. Mit dem Ukrainekrieg ist ja unmissverständlich klar geworden, wie gefährlich die Abhängigkeit von einem einzigen "Partner" ist. In China wiederholt sich, was wir jetzt mit Russland erleben. Alle wissen, dass China kein vertrauenswürdiger Partner ist, dass wir ihnen nicht trauen dürfen und wir uns schnell aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit befreien müssen. Leider hat die deutsche Politik im Moment zu viele Baustellen. Niemand hat die Kraft, sich mit diesem Thema ernsthaft zu beschäftigen. Ich hoffe, dass wenigsten die Industrie die Zeichen der Zeit erkennt, und versucht, sich unabhängig zu machen. Wenn ich aber höre, dass die deutschen Autobauer fast 50 % ihrer Produktion nach/in China verkaufen, sehe ich nicht, wie das passieren kann. Meine Große hat in ihrem relativ kleinen Masterstudiengang ein größere Gruppe chinesischer Studenten. Sie erzählte, dass sie mit keinem davon jemals ein privates Wort gesprochen hat. Sie sind komplett unnahbar und meiden jeden Kontakt mit deutschen und anderen ausländischen Studenten. Genau wie in Russland war die Phase der Demokratisierung in China viel zu kurz. Die ca. 20 Jahre zum Jahrtausendwechsel haben nicht ausgereicht, um demokratisches Gedankengut in der Gesellschaft fest zu verankern. Wenn man China verstehen will, empfehle ich, das Buch "White Swans" zu lesen.

von Silvia3 am 17.09.2022, 16:48



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Eben - ich glaube viele ahnen nicht, wie abhängig wir sowohl von den chinesischen Exporten (u.a. Autos) aber auch Importen (z.B. Obst, Gemüse - verarbeitet in jeglicher Form oder TK) sind. Aber wir haben keine Ressourcen, uns auch noch um dieses Problem zu kümmern politisch. Die Industrie hat verstanden, aber es ist schwierig.. Das mit den chinesischen Studenten - ja. Genau so. Wissen abziehen wo möglich aber die eigene Überlegenheit über alles stellen.. Danke für den Buchtipp!

von Lavendel79 am 17.09.2022, 17:40



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Nehme an du meinst Wild Swans. Klingt interessant und traurig zugleich, wenn man sieht, dass es 1991 heraus kam und heute wieder aktuell wird. Habs mal aufs Kindle gezogen.

von Lavendel79 am 17.09.2022, 18:53



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Ja, Wild Swans, habe mich verschrieben. In der Tat, es ist erschreckend, dass sich China mit solch großen Schritten zurückentwickelt. Als das Buch geschrieben wurde, glaubte man diese düsteren Zeiten überwunden. Ich war zu dieser Zeit auch mehrmals längere Zeit in China und habe live miterlebt, was für eine Aufbruchsstimmung im Land herrschte und wie aufgeschlossen man westlicher Kultur gegenüber war. Gleichzeitig war aber auch damals schon - es war fast noch ein Dritte-Welt-Land - zu spüren, dass die Chinesen sich anderen Kulturen überlegen fühlten. Ein sehr ambivalentes Verhältnis. Leider wurde der Gedanke der chinesischen Überlegenheit in den letzten 10 Jahren extrem kultiviert. Der Erfolg gibt ihnen ja auch recht. Und wir werden in die Röhre gucken, weil wir uns in der Situation so bequem eingerichtet haben.

von Silvia3 am 17.09.2022, 20:19



Antwort auf Beitrag von Silvia3

Oh spannend, dass Du selbst dort warst. Ich hab es bisher noch nie geschafft. Mein Mann war öfter drüben und zwei gute Bekannte/Kollegen mehrere Jahre und erzählen so einiges. Tja und jetzt sieht es so aus, als käme ich so schnell nicht mehr rüber und habe auch keine Lust, wenn ich mitbekomme, dass Langnasen immer noch unbeliebter werden und abgelehnt werden.

von Lavendel79 am 17.09.2022, 21:22



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Chinesen bereits mit Sanktionen. Also, wie bestellt, so bekommen. Dagegen sind unsere jetzige Sorgen wirklich ein Pups. Und willst du etwa auch den Chinesen vorschreiben, gegen was die sich auflehnen sollen? Diese typische Überheblichkeit der Deutschen anderen etwas vorzuschreiben soll man langsam ablegen. Die Lösung wäre die Produktionen wieder hierhin zu verlegen, aber Fachkräftemangel, trotz massiver Einwanderung usw.es bleibt spannend.

von BoPsh am 17.09.2022, 16:55



Antwort auf Beitrag von BoPsh

Oh normal antworte ich auf so ein Geblubber nicht. Aber mitnichten hab ich den Chinesen was vorgeschrieben. Es war eine Beobachtung. Nach 2 Monaten in der 50 qm Wohnung zu dritt im Hochhaus in Shanghai hatte ich das Gefühl, die Kollegin fängt an das ganze zu hinterfragen. Es kamen Videos an , wie die Menschen aus ihren Wohnungen rausschrien, kleine Demos usw. Menschen verhungerten in der Wohnung oder starben weil keine Medikamente ankamen. Dachte damals, dass sie dank Wechat & Co ggf einen richtigen Aufstand hinbekommen. Aber das Brainwash hat gut funktioniert. Und die Angst davor im Knast zu landen - reicht ja schon, die falsche Kleidung zu tragen, um festgenommen zu werden.

von Lavendel79 am 17.09.2022, 18:07



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

was bringt es dir darüber im Muttiforum zu schreiben?

von BoPsh am 17.09.2022, 18:18



Antwort auf Beitrag von BoPsh

Wie jetzt???? (Und ich frage,um ein hoffentliches Mißverständnis meinerseits aufzuklären) Darf man hier nur noch Themen vorschlagen bzw, sich beteiligen, wenn "einem das was bringt"? Das ist dann wohl die Reduktion auf konkrete Fragen wie: "Wann gebe ich meinem Kind den Abendbrei?" oder "Stillen - ja oder nein?", "wielange muß´ich in Quarantäne?" oder "was koche ich heute abend?" und selbst die Antworten bringen ja bestenfalls den Fragenden was. Einem offenen Menschen bringt es meistens was, sich mit anderen auszutauschen,die eigene Meinung (offenbar gehört sogar hier Mut dazu) zur Diskussion zu stellen und Gegenargumente zu lesen. Das fiele aber weg,wenn nur noch die schreiben, denen das auch die Veränderung in der welt bringt, die "man"sich wünscht. Und nein, ich schreibe es nicht laut, pscht, ich denke nur: Wem bringt denn dann das viele Diskutieren von Corona- und Duschmaßnahmen wirklich was? Können wir auch gerne streichen und fallen sicher unter Deine "Zensur"...

von DK-Ursel am 17.09.2022, 19:31



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Ich denke man kann den Chinesen aber gar keinen Vorwurf machen, wenn sie sich auf ihr „china first“ besinnen. Und ich denke auch , dass das Land groß genug ist autark zu werden . Die Frage ist , was passiert dann : weltweiter Eroberungszug nach und nach oder Erhöhung des Lebensstandards innerhalb Chinas…. Es ist Schade, dass im Ausland studierende Chinesen sich abschotten. Ich habe vor 20 Jahren mal ein Jahr in einer WG mit einem Taiwanesen gelebt . Unsere Clique hat ihn auch immer eingeladen, aber er ist nur 2x mitgekommen … allerdings haben in der WG öfters zusammen gekocht. Und da hat er nebenbei unsere neugierigen Fragen beantwortet.

von reblaus am 17.09.2022, 17:53



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Denkst du, das ist jetzt die Folge des Wirtschaftskriegs, den die USA und China miteinander führen, jetzt noch verschärft dadurch, dass Xi Ping ein eher isolationistischer Politiker ist? Oder kann man das nicht so richtig auseinanderdröseln, und es ist einfach eins zum anderen gekommen, dann Covid on top (wo man eigentlich fast überall das Gefühl hatte, dass die Politik sehr an nationalen Interessen orientiert agierte, während die Wissenschaft international vernetzt war) und jetzt noch die "Achse des Westens" gegen Putin, wo China sich ja auch bewusst keiner Seite so richtig zuschlägt? Vor ein paar Wochen hatte ich in einem Artikel gelesen, dass die Globalisierung ihren Zenit Ende der 10er Jahre dieses Jahrtausends überschritten habe und wir uns noch danach zurücksehnen würden. Mich machen solche Aussagen etwas diffus beklommen, ohne dass ich realistisch abschätzen könnte, was das für unser Leben bedeutet. Andererseits ist die auffällige Häufung von Krisen in den letzten Jahren für mich schon auch ein Signal, dass es ein Zurück zur "Normalität" - die uns in diese Krisen geführt hat - ohnehin nicht geben kann.

von Dots am 17.09.2022, 18:57



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Die Frage nach dem Warum ist sehr gut aber schwierig. Denke, dass das eine zum anderen geführt hat. Vielleicht war China wirklich ein Stück weit auf dem Weg zu etwas mehr Offenheit und Interesse auch an anderen Kulturen. Allerdings gefiel das XI sicher nicht. Diese massive Zero Covid Politik (die ja auch Gründe hat, vermutlich würden die Großstädte bei einem massiven Ausbruch komplett zusammenbrechen - denken wir an New York und in Chinesischen Großstädten ist die Menschendichte ja noch höher und die Gesundheitsversorgung unterirdisch - oder haben sie doch mehr Information über das Virus und deswegen Angst davor) ist ja schon eine extreme Belastung für die Bevölkerung. Menschen, die wochenlang nicht aus einem Zimmer heraus können oder wochenlang "Arbeitsquarantäne" haben und im Büro/im Unternehmen schlafen und leben. Denke es brodelt massiv unter der Bevölkerung. So gut wie jeder wurde geimpft - mehrfach. Auch die Kinder. Aber Sinovac wirkt fast Null bei Omikron. Dass andere Impfungen besser helfen, wurde gesehn. Es kamen sicher Fragen/Zweifel auf. Also wurde der Deckel noch mehr drauf gehalten. Und ein Krieg in Europa spielt da natürlich gut rein. Wirtschaftskrise in den USA - Wirtschaftskrieg Ost/West. Nichts schweisst mehr zusammen, als ein gemeinsamer Feind. Könnte mir auch vorstellen, dass China hier ordentlich die Strippen zieht. Desinformation, Gegeneinander ausspielen usw Je schwächer der Rest der Welt umso stärker das eigene Reich. Und XI denkt langfristig wie die katholische Kirche. Er muss sich nicht innerhalb ein, zwei Jahren beweisen. Seine Politik ist auf Jahrzehnte ausgelegt. Sein Auftrag ist klar. Ja du ich sehne mich heute schon nach den 10er Jahren zurück. Zeit des Aufbruchs, Globalisierung um jeden Preis. Grenzen setzte nur die Sprache, wobei ja alle immerhin englisch konnten. Wenn das jetzt auch noch zurückgefahren wird in China... Ich glaube ich mach doch noch den Chinesisch Sprachkurs. Schiebe ich seit 15 Jahren vor mir her. Viele chinesische Webseiten werden ja schon gar nicht mehr übersetzt. Die richtigen Schriftzeichen finden für den Google Translator ist gar nicht so einfach ;-)

von Lavendel79 am 17.09.2022, 20:00



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Chinesisch nebenberuflich zu lernen, ohne dann auch mal für längere Zeit nach China zu gehen, ist schon eine Hausnummer. Ich habe ein Jahr in Frankreich Sinologie und dann noch mal ein Jahr in Germersheim studiert, davon ist literally nix mehr übrig. Okay, ich kann Chinesisch, wenn ich es höre, von anderen Fernostsprachen unterscheiden, kann Guten Tag, Tschüs, Danke, Ja und Nein sagen. Bei den Schriftzeichen geriete ich schon ins Schlingern. Falls ihr nicht von der Firma feste Sprachkursanbieter habt, könnte ich mich aber mal für dich umhören wegen eines Sprachlehrers. Ich habe eine Kollegin, die Chinesisch als Hauptsprache hat und länger mit einem Chinesen verheiratet war, der auch Sprach- und Kulturkurse angeboten hat, sie sitzt in Ebersbach - weiß nicht, wie weit das von euch ist. Melde dich einfach per PN, falls du Interesse hast.

von Dots am 18.09.2022, 10:26



Antwort auf Beitrag von Dots

Ok, Danke. Zum Einstieg gibt's hier ein nettes vhs-Angebot. Da geht es zwar auch um Kultur, nicht "nur" um Sprache, aber für die ersten Grundkenntnisse sicher ganz nett. Wirklich die Sprache lernen ist schon eine große Hürde, dessen bin ich mir bewusst. Respekt, ein Sinologie-Studium ist schon ein wertvoller Punkt im CV (auch privat gesehen). Ggf bietet die Firma auch was an, stimmt. Noch sind hier viele Programme im Covid-Schlaf. Einiges habe ich jetzt schon selbst organisiert ("Suchen Sie einen Anbieter / Kurs, wir gehemigen das dann" - Ähm... ok... hab ich gemacht fürs Team, aber das war mal anders. Aber ich kann das auch wieder so machen... )

von Lavendel79 am 18.09.2022, 12:09



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Ein VHS-Kurs als Einstieg gibt dir zumindest mal ein erstes Gefühl, wie gut dein Zugang zu der Sprache ist. Wenn du die Sprache wirklich lernen möchtest, würde ich dir aber eher - wenn du keinen eigenen Sprachlehrer engagieren möchtest, der dir Einzelunterricht gibt oder in der kleinen, motivierten Lerngruppe unterrichtet - zu einer Sprachlern-App raten. Lehrer in VHS-Kursen haben sehr schlechte Arbeitsbedingungen (schlechte Bezahlung bei gleichzeitiger Sozialversicherungspflicht, sehr heterogenes Teilnehmerprofil, hohe Auflagen durch die VHS-internen Strukturen und Abläufe), und es ist deshalb ein bisschen Glückssache, ob du an einen fähigen, motivierten Lehrer gerätst, bei dem du genug lernst und vor allem etwas, auf dem du auch beruflich aufbauen kannst. Was Sinologie und CV angeht: In der Industrie mag das so sein, für mich spielt es gar keine Rolle mehr. Ich habe weder einen Bezug zur Sprache noch zur Kultur. Ich bin schon grundsätzlich offen gegenüber praktisch jeder anderen Kultur und Lebensweise, aber ich habe Sinologie unter anderem deshalb aufgegeben, weil mich hier kulturelle Aspekte (zum Beispiel die bereits erwähnte Überheblichkeit, aber auch autoritäre, hierarchische Strukturen, komplizierte und mir sehr fremde Höflichkeitsregeln im Alltag) so abgeschreckt haben, dass ich mir nie hätte vorstellen können, für längere Zeit in China zu leben. Deshalb habe ich dann auf Englisch umgesattelt und Chinesisch ganz fallen gelassen.

von Dots am 18.09.2022, 13:15



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Mir macht es Bauchschmerzen, auch da man eigentlich nichts dagegen tun kann. Mein Bruder lebt dort (also immer mal wieder) und war auch während COVID dort. Da wurde er regelrecht „herumgereicht“, weil er einer von nicht so vielen ausländischen Künstlern seines Fachs war, der in dieser Zeit dort war. Ablehnung erfährt er tatsächlich selten (eine Weile während COVID bekam er schwierig Hotelzimmer). Er ist dort verheiratet und die Tochter besucht das normale chinesische Schulsystem. Sie lernt bereits mit 3 ganz selbstverständlich Englisch, insofern ist das, was im Artikel steht, noch nicht landesweit so. Krass finde ich, was er immer wieder zu Überwachung und Kontrolle erzählt, ebenfalls krass, wie selbstverständlich vieles (fehlende Zeugnisse, aber auch ein zweites/drittes Kind etc) völlig selbstverständlich über Bestechung gelöst wird. Ich persönlich wäre froh, wenn er mit Familie zurückkäme, aber das ist schwierig, weil seine Frau eigentlich bleiben will und auch Angst hat, dass sie nicht mehr zurückdarf. Lösungen fallen mir im Übrigen nicht ein, da die China first Politik wirtschaftlich durchaus auch Sinn ergibt und die regionalen Märkte stärkt.

von magistra am 18.09.2022, 05:19



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

Ganz ehrlich, ich fand schon immer, dass China eine China First Politik gefahren hat. Auch fand ich, dass es nie eine wirkliche Demokratisierungsphase gegeben hat. Eine Öffnungsphase ja, für den eigenen Vorteil und um Wissen abzugreifen. Den deutschen Firmen ging es doch hauptsächlich um neue Märkte und billige Produkte. Das mache Branchen geradezu aufgesaugt wurden, z.B. die Solarbranche, hat doch keinen interessiert. Aber auch China hat so einige Probleme. Energietechnisch sind sie deshalb sehr an Russland interessiert. Wirklich innovativ sind sie auch nicht. Und natürlich gibt es, auch in China, eine große Abhängigkeit von Taiwan. Man kann nur hoffen, dass die deutsche Wirtschaft sich bald möglichst besinnt und sich, zumindest etwas, aus dieser Abhängigkeit befreien kann. Billig gibt es halt nicht umsonst.

von Shanalou am 18.09.2022, 07:27



Antwort auf Beitrag von Shanalou

Da magst Du schon recht haben. Demokratie war nie das Ziel, nur die Öffnung um selbst Vorteile zu haben und Wissen abzugreifen. Innovation ist sicher keine chinesische Kernkompetenz. Bei der Art zu lernen wird man zu einem fleißigen gehorsamen Bienchen aber nicht unbedingt zu einem wirklichen kreativen Erfinder. Und möglichst identische Kopien waren ja schon früher in ihrem Weltbild so etwas wie eine Ehre. Wer kopiert wurde, sollte sich geehrt fühlen, dass seine Lösung für nachahmenswert befunden wurde. Tja. Ich hab auch schon genug von Fakes mitbekommen. Wirklich gut gemacht. Einmal wurde ein sehr komplexes Teil 1:1 zu kopiert aber ein kleiner Konstruktionsfehler entdeckt und noch geändert. Das fiel dann dem Originalhersteller auf und das eigene Teil wurde dann auch nochmal angepasst Übrigens oft ein Trugschluss, dass Produkte aus China günstiger sind. Viele Teile sind mindestens gleich teuer, zumindest wenn der Anteil an maschinellen Arbeit hoch ist. Denn Maschinen werden oft noch importiert in China - zum gleichen Preis wie wir in Europa bezahlen. Wenn man dann Fracht/Zoll... gegenrechben würde wäre vieles sogar teurer. Aber oft muss man sich solche Dinge schön reden, damit man auch Umsätze mit China generieren kann - gefordert vom chinesischen Staat, wenn man Produkte ins Land verkaufen will. (Offset/Kompensation) Und da ist von deutscher/EU Seite eben ein viel höheres Interesse da, denn unsere eigenen Märkte sind gerade z.b. im Automobilbereich aber auch anderen Bereichen gesättigt. Jeder hat ein Auto. Aber in China ist der Bedarf riesig. Also tut bzw tat man alles dafür, mit China neue Märkte zu erschließen (gilt ähnlich auch für Indien usw). China kann relativ einfach zurückfahren, wird dann aber auch innovationstechnisch zurückbleiben, wobei sie sicher überall ihre Datenkraken drin haben. Deutschland/EU würde allerdings schwer auf die Nase fallen, wenn China die Handelsbeziehungen noch mehr einschränkt.

von Lavendel79 am 18.09.2022, 08:02



Antwort auf Beitrag von Lavendel79

……das mit der Globalisierung ließ hoffen (sh. die 10er Jahre), ist aber letztendlich aufgrund der kulturellen Unterschiede nicht umsetzbar (sh. die 20iger Jahre). In den nächsten 10 Jahren ist sich wohl jeder selbst der Nächste

von Zwergenalarm am 18.09.2022, 15:01



Antwort auf Beitrag von Zwergenalarm

Ja, das Gefühl hab ich auch. Und da sind wir in unserem kleinen Land selbst in Kombination mit der EU (wobei das auch nicht stabiler werden wird sondern eher im Gegenteil) in schlechter Position. Erbeben-Serie in Taiwan ... es geht weiter. Der Zug nimmt Fahrt auf

von Lavendel79 am 19.09.2022, 06:37