Einseitiger Kinderwunsch - ein Thema ohne Kompromisse

Einseitiger Kinderwunsch

© Adobe Stock, Syda Productions

Es gibt in jeder Beziehung Phasen, in denen man als Paar vor wichtigen Entscheidungen steht: Zusammenziehen? Ja sicher! Heiraten? Vielleicht. Kinder? Jein? Wenn sich Paare über diese grundsätzliche Frage nicht einig sind, wird es schwierig für die Beziehung.

"Gleich und gleich gesellt sich gern", für stabile Beziehungen scheint diese Binsenweisheit zu stimmen, denn Beziehungen funktionieren nachgewiesenermaßen für beide Partner dann am besten, wenn das Paar ähnliche Werte, Lebensziele und Wünsche hat. Dies gilt besonders, wenn es um eine so weitreichende und lebensbestimmende Entscheidung geht, wie gemeinsam Kinder in die Welt zu setzen und sie groß zu ziehen. Grundsätzlich wünschen sich die meisten Paare miteinander Kinder zu bekommen - nur 7 Prozent der befragten Teilnehmer einer Studie gaben an, dass es ihnen unwichtig ist, Kinder zu haben. Doch wie geht man als Paar damit um, wenn ER oder SIE kein Kind möchte?

Frühzeitig Kinderfrage klären

Nach dem ersten Date die Gretchenfrage nach dem Kinderwunsch zu stellen ist ein No-Go, so viel ist klar. Doch sobald es sich nach etwas Festem anfühlt, sollte man diese Frage anschneiden und auch die eigene Lebenseinstellung auf den Tisch bringen. Manche jungen Männer um die 25 haben diese Frage für sich vielleicht noch nicht abschließend beantwortet. Ein Mann mit Mitte 30 sollte jedoch über die persönliche Reife verfügen und dazu eine Einstellung entwickelt haben. Es ist wichtig, dass man(n) sich klar äußert, ob er grundsätzlich keine Kinder haben will oder nur noch ein paar Jahre mit der Familiengründung warten möchte. Um dieses Thema in einer Partnerschaft einen Bogen zu machen bringt nichts, denn die Entscheidung für oder gegen Kinder ist ein wichtiger individueller Lebensentwurf, bei dem man in einer Partnerschaft ehrlich miteinander kommunizieren sollte.

Er will keine Kinder

Wohin man blickt nur Schwangere, die glücklich strahlend ihre Babybäuche vor sich hertragen. Wenn man sich selbst sehnlichst ein Kind wünscht, sieht man um sich herum nur noch Babys, Strampler und Kinderwägen. Zieht der Partner beim Babyprojekt nicht mit, steht man als Frau vor einem  unüberwindbaren Problem, denn die Zeit läuft gegen die Frauen, wenn es darum geht, auf natürlichem Wege schwanger zu werden.

Besteht bei einer 25-jährigen noch eine Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent binnen eines Jahres schwanger zu werden, nimmt dies mit 35 Jahren schon deutlich auf 50 Prozent ab. Mit 45 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit nur noch bei fünf Prozent und mit dem Einsetzen der Wechseljahre hat sich das Thema Kinderwunsch für Frauen endgültig erledigt. Frauen haben also nur ein begrenztes Zeitfenster von etwa 20 Jahren, in denen sie sich für oder gegen Kinder entscheiden können.

Männer haben es da einfacher - sie können auch noch bis ins hohe Alter Vater werden, auch wenn die meisten Männer es für sich ausschließen jenseits von 50 Jahren zum ersten Mal Nachwuchs zu bekommen. Doch was steckt dahinter, wenn ER partout keine Kinder will?

Tragfähigkeit der Beziehung

Es klingt hart aber in vielen Fällen machen Männer die Entscheidung für oder gegen ein Kind bewusst oder unterbewusst von der Art und Weise, wie sie die Beziehung empfinden, abhängig. Haben sie Zweifel daran, dass die Beziehung auch langfristig stark genug ist, kommt bei vielen Männern kein Kinderwunsch auf. Das Nein zum Kind ist in diesen Fällen auch ein indirektes Nein zum Risiko. Kommt es zur Trennung und verlieben sich diese Männer neu, kann es sein, dass sie das Thema mit der neuen Partnerin im Hinblick auf die Tragfähigkeit der Beziehung anders beantworten und kurz darauf Vater werden.

Agieren nicht reagieren

Wenn man als Frau unbedingt Kinder haben möchte, muss man sich auf alle Fälle entscheiden: Entweder für eine Trennung und den Neustart mit einem anderen Partner oder für den Lebenspartner und damit gegen den eignen Lebensentwurf. Tabu sollte sein, den Partner vor vollendete Tatsachen zu stellen und ohne sein Wissen die Verhütung abzusetzen. Damit hintergeht man den Menschen, den man liebt - für eine stabile Familiengründung ist dies keine gute Basis.

Die Hoffnung, dass ein Nein nur eine Momentaufnahme ist und sich der Babywunsch auch beim Mann einstellt, wenn die Karriereziele erreicht sind, die Eigentumswohnung abbezahlt und die Fernreisen austauschbar geworden sind, ist trügerisch. Denn was, wenn man als Frau mit Anfang 40 erkennt, dass der Lebenspartner seine Entscheidung gegen Kinder noch immer nicht geändert hat? Da für jede Frau die eigene Fruchtbarkeit zeitlich begrenzt ist, ist es wichtig zu handeln und für sich eine klare Entscheidung zu treffen, mit der man selbst gut leben kann. Egal ob man sich von dem Mann trennt oder von seinem Kinderwunsch - jede Entscheidung ist vor diesem Hintergrund zunächst schmerzhaft. 

Sie will keine Kinder

Für eine Frau ändert sich als Mutter alles: In der Schwangerschaft der Körper, mit Baby der Alltag, die Arbeitssituation, das Lebensgefühl. Nachvollziehbar, dass es auch Frauen gibt, die sich bewusst gegen ein Kind entscheiden. Noch häufiger entscheiden sich Frauen zwar für ein Kind oder zwei Kinder, geben jedoch dem Wunsch des Partners nach weiteren Kindern nicht mehr nach. Dies kann für eine Beziehung ebenfalls belastend sein.

Dabei ist wichtig zu verstehen, warum die Frau keine weiteren Kinder möchte: Sind es gesundheitliche Bedenken, Überforderung im Alltag, der Wunsch wieder verstärkt Energie in die berufliche Entwicklung zu stecken? Oder weil sich die Frau mit Kind und Mann als Familie komplett fühlt? Um hier als Paar nicht zu scheitern ist es wichtig, dass man sich ehrlich und möglichst ohne Vorwürfe über die persönliche Sichtweise austauscht und die Konflikte angeht, die dahinterstecken: Wo vermisst man Unterstützung im Alltag? Gibt einem das Leben mit Kindern nicht so viel, wie man es sich erhofft hatte? Warum will der Partner überhaupt ein Kind oder ein weiteres Kind? Nur wenn man sich ehrlich den Konflikten, Hoffnungen und Erwartungen stellt, hat man als Paar auch eine Chance sie gemeinsam zu bewältigen und zu einer Entscheidung zu kommen, die für beide Partner akzeptabel ist.

Ist ein Nein verhandelbar?

Ja, solange man offen und ehrlich miteinander spricht - mit seinen Gefühlen hinterm Berg zu halten bringt nichts. Als Frau mit Mitte 30 sollte man dem Partner sehr deutlich sagen, dass es einem ernst ist mit dem Thema Familiengründung. Und als Mann, der sich Kinder wünscht, muss man auch der Partnerin ein klares Signal geben, dass dieser Wunsch zukunftsweisend ist. Um dies zu unterstreichen sollte man sich und dem Partner eine Frist setzen: Ein halbes Jahr oder ein Jahr, dann muss es gemeinsam entschieden sein, um nach vorne blicken zu können: Baby ja oder nein oder besser doch eine Trennung, um mit einem neuen Partner endlich das Projekt Familie starten zu können. 

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.