Hallo!
Ich bin mittlerweile total verzweifelt, weil ich kaum noch Milch habe. Ich versuche meine Stillgeschichte mal kurz zusammen zu fassen:
Mein Sohn ist Mitte Februar geboren. Die ersten 4-5 Wochen konnte ich problemlos stillen. Doch dann schien er nicht mehr satt zu werden. Ich holte mir eine Waage aus der Apo und machte Stillproben. Es war nicht unglaublich viel, aber er hatte etwas als 50ml mehr vom siebtel des Körpergewichtes gerechnet. Ich brachte die Waage wieder weg. Als er sieben Wochen alt war, war er nach den Mahlzeiten nicht mehr zufrieden und das dauer-weinen fing an. Ich holte mir wieder die Waage und musste schockierend feststellen, dass ich bei einer Mahlzeit nur noch 20-30ml gab. Am Abend hatte ich dann noch einmal 120ml gestillt. 2 Tage lang habe ich ihn stündlich angelegt, aber meine Milchmenge wurde nicht mehr und ich konnte nicht mehr. Nach allen Mühen habe ich unter Tränen angefangen zu zufüttern. Heute ist er 18 Wochen alt und ich habe noch nicht aufgegeben. Ich lege ihn immer noch an, vor jeder Mahlzeit und zwischendurch. Ich habe aber das Gefühl, dass er nur noch nuckelt und nicht mehr saugt. Was ihm nicht zu verdenken ist, denn es kommt ja nix, bis auf 2 oder 3 Tropfen.
In den vergangenen 11 Wochen habe ich so gut wie alles ausprobiert um meine Milchmenge wieder zu steigern. Auch beim Pumpen, was Anfangs problemlos klappte, bekomme ich jetzt nur noch einige Tropfen welche ich sammel um ihm alle paar Tage mal wieder Muttermilch zu geben.
Ich wurde von einer Hebamme begleitet, welche sich aber auch keinen Rat mehr weiß.
Können Sie mir weiterhelfen und haben noch eine Idee oder einen Tip, oder muss ich mich endgültig geschlagen geben?
Viele Grüße, engelchen
von
engelchen3
am 21.06.2011, 19:49
Antwort auf:
keine Steigerung der Milchmenge
Liebe engelchen,
ich denke nicht, dass keine Milch mehr kam, sondern Ihr Baby verlernt hat, korrekt und effektiv zu trinken.
Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung.
Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird.
Sie können nun versuchen, die Milchmenge durch Abpumpen zu erhöhen, welche Pumpe haben Sie den bisher verwendet?
Was das Pumpen betrifft, so wäre es am besten, wenn Sie durch eine Stillberaterin vor Ort eine individuelle Pumpberatung erhalten könnten.
Abpumpen ist eine Fähigkeit, die gelernt und geübt werden muss. Um erfolgreich abzupumpen, muss die Frau nicht nur die geeignete Pumpe zur Verfügung haben und in der richtigen Pumptechnik unterwiesen werden.
Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen.
Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ardo erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden.
Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, müssen Sie wie oben schon erwähnt vor allem anfangs ihren Milchspendereflex anregen. Dazu können Sie einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen:
Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der ihre Arme in einer bequemen Haltung stützt und es Ihnen ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen).
Störungen so gering wie möglich halten. Sie sollten z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was Sie brauchen könnten bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören.
Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann ihren Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch Ihnen helfen:
o Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Sie duschen warm.
o Da Wärme entspannend wirkt, sollte Sie sich eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder sich in die Nähe einer Heizquelle setzen.
o Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn Sie angespannt sind.
o Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen.
o Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise).
Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem Sie das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrechen, ihre Brust massieren und dann wieder pumpen. (Bei der La Leche Liga Deutschland können Sie das Infoblatt "Die Marmet Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen)
Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen. Beim Saugen übt das Baby einen sanften, rhythmischen Druck auf die Milchseen aus während es einen Sog aufbaut. Um ihren Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, sollte Sie versuchen, das Saugverhalten ihres Babys an der Brust nachzuahmen.
Um die Milchproduktion richtig in Gang zu bekommen, sollten Sie häufiger als fünf Mal pro Tag pumpen. Ein Baby würde jetzt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an Ihrer Brust trinken. Versuchen Sie etwa ebenso oft zu pumpen, wie ein Baby trinken würde, also etwa alle zwei bis drei Stunden. Ob Sie nachts eine längere Pause einlegen (etwa sechs Stunden) oder nicht, müssen Sie ausprobieren. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt sollten Sie auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger.
Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen.
Gleichzeitig sollten Sie daran arbeiten, Ihr Kind wieder an die Brust zu führen.
Auch da kann Ihnen eine Kollegin vor Ort sehr behilflich sein.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.06.2011
Antwort auf:
keine Steigerung der Milchmenge
Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort.
Ganz zu Anfang hatte ich eine Handpumpe von Chicco. Vor ca. 4 Wochen habe ich diese durch eine Handpumpe von NUK ersetzt. Mit der bin ich aber noch unglücklicher geworden.
Heute habe ich mir eine elektrische Pumpe von Medela geholt, welche dieses Zwei-Stufen pumpen hat. Ich bin wieder voller Hoffnung, mein Problem mit dieser Pumpe in den Griff zu bekommen. Es ist sogar beim ersten mal Pumpen schon Milch gekommen, zwar nur ein paar Tropfen - aber immerhin - und ausbaufähig halte ich das auch. Mein Ziel und großer Wunsch ist es, wieder auf 20-30ml zu kommen, um meinem Sohn die Brust mit fließender Milch anbieten zu können. Ich denke wenn ich das schaffen sollte, wird mein Sohn die Brust vielleicht irgendwann wieder mögen.
Nochmals vielen Danke und alles Liebe
von
engelchen3
am 22.06.2011, 15:49