Hallo,
meine Tochter ist vor 4 Wochen geboren. Seit ca 2-3 Wochen ist sie sehr unruhig an der Brust. Sie trinkt normal und wird plötzlich sehr zappelig (dockt immer wieder ab, zieht Grimassen, zerrt an der Warze, Kopf in den Nacken und wiederum krümmt sie sich, zappelt mit Armen und Beinen und nuckelt nur noch um zu schlafen und am Ende kann sie die Warze nicht mehr greifen und alles endet im großen Geschrei. Ich kann sie am Tage nur in der Marsupi zum schlafen bringen (natürlich auch mit Protest) und am Abend schreit sie sich fast schon müde (wir bekommen sie nicht beruhigt) und schläft dann nach dem Stillen ein.
Sie nimmt gut zu (ca 250g die Woche) und beim Osteopathen wurden auch keine Asymmetrien gesehen (sie kam mit Saugglocke 40+1).
Nachts komischerweise schläft sie gut. Ich stille sie und kurz bevor sie einschläft kann ich problemlos abdocken, am Tage ist daran nicht zu denken. Ich würde Dauerstillen (bzw es ist irgendwann nur noch nuckeln) wenn ich die Marsupi nicht hätte. Ans ablegen ist nicht zu denken. Sie hat keinen Schnuller und mein Milchspendereflex ist auch normal. Abhalten um zu sehen ob es Stuhlgang ist hat nicht geholfen.
Ist dies möglicherweise ein Geburtstrauma?
Sind es Regulationsstörungen? Wie gehe ich mit der Nachfrage des Dauernuckelns um? Sie muss ja auch am Tage mal schlafen (beim Nuckeln schreckt sie hoch und alles geht von vorne los)
Vielen Dank und Grüße
von
Regijuka
am 17.07.2020, 16:12
Antwort auf:
Dauerstillen
Liebe Regijuka,
Dein Baby ist gerade erst vier Wochen alt und es ist völlig normal, dass es fast dauernd an die Brust möchte.
Der „regelmäßige Rhythmus" ist eine Illusion, den es in der Regel nicht viel häufiger gibt als weiße Einhörner und die oft verzweifelten jungen Mütter jagen einem Ideal aus Hochglanzbroschüren hinterher, das mit der Realität wenig zu tun hat.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Die Abstände können mit der Zeit durchaus länger werden, eine Garantie gibt es leider nicht.
Ich kann Dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Dein kleines Menschlein.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 17.07.2020
Antwort auf:
Dauerstillen
Danke für die schnelle Antwort,
Es geht mir mehr um diese absolute Unruhe. Sie dockt ab und an und zappelt wie verrückt, überstreckt sich und zieht sich zusammen und irgendwann bekommt sie meine Brustwarze nicht mehr zu fassen, sie schreit natürlich dann und kann nach einiger Zeit "ausweinen" wieder trinken und schläft beim nuckeln ein. Tagsüber trage ich sie bei diesen Phasen in der Marsupi, da ich mich sonst nicht rühren kann.
Woher kann diese Unruhe kommen?
Sie bekommt keinen Schnuller.
von
Regijuka
am 18.07.2020, 21:07
Antwort auf:
Dauerstillen
Liebe Regijuka,
bekommt Dein Baby einen Schnuller oder ab und zu eine Flasche?
Wenn ka, kann es sein, dass Dein Baby saugverwirrt ist.
Die Trinktechniken an der Brust und Flasche unterscheiden sich grundlegend und es gibt Babys, die nicht damit zurecht kommen. Sie versuchen dann, an der Brust so zu trinken wie an der Brust und bekommen kaum Milch. Deshalb weinen sie und die Mutter meint, sie hätte zu wenig Milch.
Versuche doch einmal, auf den Schnuller zu verzichten und lege ein paar Stilltage ein. Das heißt, Du machst es Dir gemütlich auf der Couch und kümmerst Dich ausschließlich um Dein Baby, legst es an, sooft es nur mag.
Wenn es an der Brust dann weint, dann beruhige es mit dem Finger, trage es, singe ihm vor und probiere es nach kurzer Zeit noch einmal. Du wirst dann schnell merken, ob sich das Verhalten Deines Kindes ändert.
Zusätzlich solltest Du Dich wirklich unbedingt auch an eine Kollegin vor Ort wenden, die Euch beim Stillen beobachten kann und sieht, ob evtl. ein Saugproblem vorliegt.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.07.2020