Dauerstillen und nächtliches Schwitzen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Dauerstillen und nächtliches Schwitzen

Liebe Biggi, Ich (fast 40J.) stille meinen Sohn seit seiner Geburt vor zwei Jahren. Mittlerweile stillen wir hauptsächlich noch am Abend und Nachts, am Wochenende auch mal zwischendurch. Seit einigen Monaten schläft er nachts oft (nicht jede Nacht) unruhig und will ständig stillen, ca. 20 Mal oder öfter! Ich vermute, dass es verschiedene Gründe hat: Er hat Neurodermitis und manchmal juckt sein Rücken stark, dann bringt ihn das Stillen wieder zum Einschlafen. Manchmal trinkt oder isst er tagsüber zu wenig in der Kita und holt dann nachts nach. Dann schimpft er auch Nachts irgendwann los, weil nicht genug Milch da ist... Wenn ich ihm dann erkläre, dass nichts mehr da ist oder Wasser anbiete, brüllt er los und lässt sich weder von mir noch von meinem Mann beruhigen bis wir nach einer Stunde oder so aufgeben und doch wieder stillen bzw. er nuckelt. Er schläft bei uns im Bett, wie auch sein großer Bruder. Tagsüber ist er dann ein sehr fröhliches, aufgewecktes Kind :-) Ich will eigentlich nicht abstillen und dachte wir können das ganz entspannt angehen, wie schon bei meinem älteren Sohn (als er 2,5 war, wurde die Milch immer weniger, da ich schwanger war und wir haben einfach ohne Drama aufgehört). Haben Sie einen Tipp? Und noch eine zweite Frage: Mir ist aufgefallen dass ich in diesen anstrengenden Nächten manchmal (nicht immer) stark schwitze. Kann das damit zusammenhängen, dass er die Milchproduktion wieder ankurbelt? Danke! Liebe Grüße und Frohe Ostern! Franziska  

von Franziskh am 29.03.2024, 15:51



Antwort auf: Dauerstillen und nächtliches Schwitzen

Liebe Franziska,   ich denke eher, dass es der Stress ist, der dich zum Schwitzen bringt. Mit liebevoller Konsequenz lassen sich auch bei einem Kind in diesem Alter in einem gewissen Rahmen Regeln aufstellen. 

 Selbstverständlich wird sich nicht von heute auf morgen eine plötzliche Änderung ergeben, das geschieht in kleinen Schritten und selbstverständlich wirst du mit Rückschritten rechnen müssen, doch mit viel Liebe und Beharrlichkeit, kannst du einen Weg finden.

 Wenn du nicht mehr ständig stillen möchtest, wird es am besten sein, wenn du schrittweise vorgehst, z.B. in dem du zunächst eine gewisse stillfreie Zeit in der Nacht einführst. 
 Dazu kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.

 Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch Weinen oder Schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Wenn du dein Kind nicht wecken möchtest, dann wartest du eben einfach, bis es von selbst wieder kommt ;-).

 Natürlich kannst du deinem Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.

 Dein Sohn wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich gar schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie er in diesem zarten Alter seinen Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass dein Kleiner sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihn ein wenig ablenken wollen (falls er sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in seiner Nähe und versicherst ihm, dass alles ok ist.

 Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher.

 Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann.

 Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht.

 Es ist ganz normal, dass dein Kind jetzt erst einmal einen neuen Weg finden muss, um zur Ruhe kommen zu können. Du kannst deinen Kleinen einfach nur begleiten und ihm liebevoll beistehen. Oft hilft es, wenn beruhigende Musik läuft oder dein Baby ein Licht beobachten kann (es gibt so Lampen, die Muster an die Wand werfen) oder auch immer die gleiche Melodie der Spieluhr hört. Wichtig ist, dass du gelassen bleibst und deinem Baby beistehst. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 29.03.2024



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