Frage: Stillen

Liebe Fr. Simon, Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Jahr! Gerade habe ich das letzte jahr mit meiner 1 jährigen Tochter nochmal revue passieren lassen und leider leide ich noch immer sehr darunter, dass da stillen nicht geklappt hat. Ich denke täglich daran und weine noch immer oft. Andere stillende Mamas zu sehen ist für mich unmöglich. Seit meine Tochter 7 Wochen alt ist, bis auch heute (13monate alt), pumpe ich für sie muttermilch voll ab. Leider hat sie ab Woche 6 nur noch geschrien an der Brust und auch die hebamme wusste keine Lösung. Ich habe bereits zwei professionelle stillberatungen machen lassen (als sie 3 Monate alt war und als sie 9 Monate alt war), die leider durch corona nicht persönlich möglich waren und daher keinen Erfolg brachten. Dass ich nicht stillen konnte wiegt noch immer fast ein Jahr später, so so schwer auf meiner Schulter. Ich fühle mich als hätte ich versagt. Als wäre mir diese Bindung zu meiner Tochter genommen. Die Flasche mit muttermilch in der Öffentlichkeit auszupacken schaffe ich nicht, ich muss mich immer zurückziehen. Obwohl ich viel versucht habe, denke ich rückblickend zu früh aufgegeben zu haben. Für den Moment war es damals einfach schön, sie satt und zufrieden zu sehen. Da wir uns nur ein kind wünschen, wird es auch leider nie mehr klappen mit dem stillen. Was kann ich tun, dass es endlich besser wird? Sollte ich mir professionelle Hilfe suchen? Wenn ja, wo? Ich möchte es endlich hinter mir lassen, aber trauere immer noch täglich darum. Danke und LG

von Schaschi am 31.12.2020, 21:17



Antwort auf: Stillen

Liebe Schaschi Vielen Dank für Ihre Wünsche, die ich auch an Sie und Ihre Familie weitergebe :). Ja, ich erinnere mich an Ihre Geschichte und Ihre Traurigkeit über die Stillsituation. Zunächst möchte ich sagen, dass ich Ihr Engagement und die Hingabe, mit der Sie Ihre Tochter ,trotz all der Hindernisse, die Muttermilch genießen zu lassen, sehr beeindruckend finde. Ich bin mir sicher, dass Sie wissen, dass Sie Ihre Tochter genauso gut und intensiv stillen, wie es direkt an der Brust wäre... Und/aber ich weiß auch, dass Ihr Schmerz genau die Nuance trifft, dass eben das entscheidene fehlt. Dieses Thema beschäftigt Sie, es rührt Sie, lässt Sie weinen und in eine Traurigkeit kommen, die Sie belastet. Sie haben bereits Hilfe in Anspruch genommen, die sich auf den Stillakt als solches bezieht. Leider ist Corona auch in diesen Beratungssequenzen so unerbitterlich und lässt die Qualität von direktem Kontakt nicht zu. Mein Gefühl sagt mir, dass Sie alles gut machen! Auch in der Stillbeziehung, so wie in jeder anderen Beziehung, gehören zwei Menschen dazu, um Beziehung zu gestalten. Ihre Tochter scheint einen ganz offensichtlich Grund zu haben, NEIN zu sagen. Warum? Das werden wir u.U. nie wissen. Aber, es ist eine Aussage Ihrer Tochter, die Sie ernst nehmen und Ihr respektvoll ein anderes Angebot machen. Darüber hinaus bieten Sie Ihrer Tochter in dieser vermeintlichen Stillkrise, das Beste an, was es gibt. Ihre Muttermilch!!! Sie haben von Anfang an ein großartiges und sanftes Feingefühl für Ihre Tochter gehabt und ihre Haltung erkannt. Vor allem haben Sie akzeptiert, dass es beim Anlegen an die Brust eine Grenze, warum auch immer, für Ihre Tochter gibt. Dazu gehört sehr viel Mut und wie gesagt, Respekt! Sie haben erkannt, welche Ressourcen Ihre kleine Tochter bzw. die Situation behinhaltet und dann dafür gesorgt, dass Ihre kleine Tochter, das erhält, was Sie ihr schenken möchten. Eine Löwenmutter! Ihre Stillbeziehung mit Ihrer kleinen Tochter ist schon ganz zu Beginn im Leben mit ihr, eine große Kür! Das, was andere Eltern u.U. erst viel später erleben ( manchmal erst in der Willensbildung mit zwei Jahren), bietet Ihnen Ihre Tochter schon jetzt an- ein Nein des Kindes zu hören, dieses zu respektieren, von seinem elterlichen Ideal abzurücken und mit neuen Ideen und Möglichkeiten, doch das zu leben, was MUSS und was ein liebevoller Elternwunsch ist :). Ich wünsche Ihnen, dass Sie spüren, wieviel Verantwortung und Expertise Ihnen Ihr Baby schon so früh zutraut. Es kann sich immer auf Sie verlassen! SIE waren und sind für Ihr Baby da! Liebevoll, engagiert, kreativ, voller Hoffnung und ... auch ein Stück auf der Suche nach Ihrem eigenen Ich :). Ein Kind, egal, wie alt, gibt uns als Eltern, immer! Aufgaben für unsere persönliche Weiterentwicklung mit. Ein Kind kommt nie "einfach so" in die Familien, ohne, dass Vater und Mutter im einzelnen oder eben auch als Paar in Situationen kommen,sich zu hinterfragen und "prüfen". Sie fragen mich, ob Sie eine psychologische Expertenbegleitung in Anspruch nehmen sollten?! Meine Meinung dazu ist Ja :). Ich denke, dass die Stillsituation mit Ihrer kleinen klugen Tochter ein Thema eröffnet hat, dem Sie jetzt folgen dürfen. Oft hat es mit verborgenen und tiefen Gefühlen und/oder Erlebnissen ( emotional gut verpackt) aus der Kindheit zu tun. Vielleicht spüren Sie bei den Worten Ablehnung, Mühe geben und es nicht richtig machen zu können, hohe Perfektion... eine innere Zustimmung. Etwas, was Sie vielleicht lange und immer noch begleitet und viel beschäftigt, aber sich nicht immer ganz deutlich zeigt. Um in einem Thema eine schnelle und realistische Erklärungs- und Handlungsweise zu finden, gibt es verschiedene therapeutische Ansätze. Es braucht nicht zwingend einen tiefenpsychologischen Einstieg. Therapien mit lösungsorientiertem systemischen Ansatz, die Schematherapie oder ggf. auch Verhaltenstherapie sind Ideen. Leider sind Therapeuten rar. Heilpraktiker für Psychotherapie sind stärker vertreten, müssen aber selbst gezahlt werden. U.U. ist es dennoch eine Möglichkeit für Sie. Desweiteren gibt es in jeder Stadt Beratungsstellen, wo kurzfristig Termine zu erhalten sind, um zunächst eine Orientierung des Anliegens zu klären und gemeinsam zu schauen, wie es weitergeht. Familienzentren, Caritative Einrichtungen ( AWO, Diakonie, Caritas, Rote Kreuz etc.) könnten Anlaufstellen sein. Andernfalls kontaktieren Sie auch Ihre Hebamme nochmals, die u.U. in ihrem Netzwerk eine geeignete Beraterin empfehlen kann. Und: haben Sie mit Ihrer Tochter auch eine osteopathische Behandlung gemacht? Liebe Schaschi, viel Text und ich hoffe, dass ich Ihnen nicht zu nahe gekommen bin. Ich würde mich für Sie so freuen, wenn Sie eine gute Begleitung finden, die Sie erleichtert und Ihnen die Erklärungen geben kann, nach der Sie suchen! Bitte melden Sie sich gerne immer wieder! Liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 02.01.2021



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