Hallo Ihr beiden,
nach langer Zeit bin ich mal wieder mit einer Frage hier.
Mein Kleiner ist jetzt 11 Monate alt und tagsüber isst er ganz normal und auch gerne schon das, was die Großen essen. Abends, nachts und morgens mag er am liebsten Mamas Brust. Das ist für uns beide superschön.
Verunsichert hat mich jetzt ein bischen der Zahnarzt. Er sagte, für die Zähne wäre es besser nachts nicht mehr zu stillen, vor allem wenn die oberen Schneidezähne da sind, weil diese quasi von Milch umspült werden und die ja auch Zucker enthält. Wir putzen nachts natürlich nach dem Stillen nicht wieder die Zähne.
Wie denkt Ihr darüber?
Vielen herzlichen Dank und viele liebe Grüße
blumen_wichtel
von
blumen_wichtel
am 29.07.2014, 10:53
Antwort auf:
Zähnchen und Stillen
Liebe blumen_wichtel,
willkommen zurück unter den Fragenden :-)
Viele Zahnärzte raten vom nächtlichen Stillen ab, aber weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leisten entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind, die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort geschluckt wird. Die Milch läuft aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch.
Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens.
Selbstverständlich ist aber auch für gestillte Kinder Zahnpflege notwendig.
Hier findest du weitere Informationen:
www.still-Lexikon.de und dann das Stichwort "Zahngesundheit" eingeben
http://www.stillen-institut.com/de/default.asp?ID=567&Area=news
oder
http://www.rabeneltern.org/index.php/wissenswertes/stillen-wissenswertes/1136-stillen-und-zahngesundheit
Wenn Du englisch lesen kannst findest Du weitere Informationen, auch eine Presseerklärung von LLLI zum Thema Karies auf der Homepage von LLLI (www.lalecheleague.org). Gib dort einmal die Suchbegriffe "decay", "dental caries" und "dental health" ein, dann müsstest Du entsprechende Artikel finden.
Harry Torney, ein britischer Zahnarzt hat in Nottingham auf der LLL Europakonferenz im letzten Sommer einen Vortrag zum Thema "Breastfeeding and Dental Health" gehalten und in seinem Vortrag aufgezeigt, dass es keinen Zusammenhang mit vermehrtem Auftreten von Karies und Langzeitstillen gibt.
Er hat auch eine Arbeit darüber veröffentlicht: "Prolonged, on demand breastfeeding and dental caries an investigation, Torney PH, M Dent Sc thesis, Trinity College, Dublin 1992
LLL Großbritannien hat auch eine Infobroschüre mit dem Titel "Breastfeeding and Dental Health" herausgebracht. Über die LLLI Seite kommst Du auch zu Seite von LLLGB und kannst dort eventuell diese Broschüre bestellen.
Wir haben hier einen Ordner in dem auf drei Seiten Studien aus den letzten 20 Jahren zum Thema Karies und Stillen aufgelistet sind und in keiner dieser Studien gibt es einen Beleg dafür, dass das (Langzeit)Stillen zu einem erhöhten Auftreten von Karies führt im Verhältnis zu kurz oder nicht gestillten Kindern. Das Fazit insgesamt ist, dass es zu Karies nicht durch das Stillen sondern trotz Stillen kommen kann.
Karies wird durch ein Bakterium verursacht (streptococcus mutans), das die meisten Erwachsenen in ihrem Mund haben. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Mund in aller Regel noch frei von diesem Bakterium und meist bleibt dies zumindest so lange so, bis der erste Zahn da ist, bei manchen Kindern kommt es auch erst deutlich nach dem ersten Zahn zu einer Besiedelung mit Streptococcus mutans. Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg ist übrigens das Ablecken eines runtergefallenen Schnullers durch die Mutter (oder sonst einen Erwachsenen) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird.
Ob ein Mensch (vermehrt) Karies bekommt oder nicht, hängt auch noch von weiteren Faktoren ab: wie gut oder schlecht hat sich die Mutter in der Schwangerschaft ernährt; waren in der Schwangerschaft Antibiotika notwendig; hatte die Mutter in der Schwangerschaft Erkrankungen, die mit hohem Fieber einhergingen; kommen in der Familie genetisch bedingt gehäuft Schmelzdefekte vor; ist das Kind zu früh geboren ...
Ich hoffe, ich konnte dich wenigstens ein wenig beruhigen.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 29.07.2014