Wie abstillen, wenn Kind enormen Eisenmangel hat

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie abstillen, wenn Kind enormen Eisenmangel hat

Hallo, meine Kleine ( wird am 09.07.2011) 9 Monate alt hat einen Ferritin Wert von 4 Hämoglobin von 9,7. Sie bekommt jetzt Eisentropfen die mische ich in ihren Mittagsbrei und einen TL Saft in ihr Wasser das sie über den Tag trinkt. Nur ist es so das sie total schlecht ißt. D.h. mittags wenn überhaupt ein halbes Glas (und das nur Pastinake mit Kartoffel und Pute/ Zucchini mit Kartoffel und ein wenig Rind und Mais mit Kartoffel und Pute). Und alles andere ist im Moment sehr schwierig. Sie ist dann 30 min ruhig aber dann wird sie quengelig. Gut im Moment kommt noch die Müdigkeit dazu. Problem nr. 2 ist das sie nur an der Brust einschläft. Da war ich schon drüber das abends abzugewöhnen, was auch ein paar Tage geklappt hat, nun aber durch den Mangel wieder eingestellt wurde seitens von mir. Abends bekommt sie seit 1 1/2 Monaten den Milchbrei, aber auch da nur die Hälfte von 160 g. Danach spielt sie noch und dann gibt es Milch bevor sie dann schläft. Seit dem Wochenende gebe ich ihr Reisflocken mit Banane. Banane ist das einzige Obst was sie annimmt. Aber da auch erst 4 Löffel danach Milch. Bis letzte Woche habe ich noch 6-7 gestillt, gestern waren wir weider bei 8-9 mal und dazu habe ich keine Lust mehr. Nur wie gewöhne ich sie ab und mit was? Sie beißt nur auf der Flasche rum und Schnuller nimmt sie auch nicht da würgt sie sich total. Ist es überhaupt gut sie jetzt unter diesen Umständen zu entwöhnen? Wenn sie Flaschenmilch aus der Schnabeltasse bekommt (sie trinkt nur daraus) dann schüttelt sie sich total ab und schiebt die Tasse weg.

Mitglied inaktiv - 04.07.2011, 13:40



Antwort auf: Wie abstillen, wenn Kind enormen Eisenmangel hat

Liebe Stellina81, Muttermilch sollte im ganzen ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle für ein Baby sein. Die Empfehlung, dass Beikost etwa ab sechs Monaten erforderlich ist, gründet nicht unbedingt auf der bindenden wissenschaftlichen Erkenntnis, dass ab diesem Zeitpunkt wirklich zusätzliche Nahrung erforderlich ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang etwas, was Carlos Gonzales, ein spanischer Kinderarzt, vor kurzem in einem Vortrag auf der Europa Konferenz der LLL in Nottingham gesagt hat. Der Titel des Vortrags war "Mein Kind will nicht essen", schon allein die Tatsache, dass es zu diesem Thema Vorträge gibt, spiegelt wider, dass es Kinder, die Beikost nach dem sechsten Monat noch ablehnen nicht nur vereinzelt gibt. Dr. Gonzales hat verglichen, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten sollte bzw. wie lange es ausschließlich gestillt werden sollte im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das "Phänomen" der nicht essenden Kinder bzw. der Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine ausschließliche Stillzeit von zwölf Monaten empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, umso jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und jetzt kommt es: umso mehr Ratschläge gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreißiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Was sollen Sie denn machen? Das Kind in einen Schraubstock spannen, ihm die Nase zuhalten, damit es den Mund auf macht und ihm dann unter Zuhilfenahme eines Kartoffelstampfers feste Nahrung in den Magen zwingen? Selbst voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn: was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, umso schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Ich würde das Kind jetzt erst einmal weiterhin nach Bedarf stillen, bis die Eisenspeicher wieder voller sind, denn gerade ein Eisenmangel macht appetitlos und vielleicht isst Ihr Baby in ein paar Wochen von ganz alleine viel mehr. Versuchen Sie es einmal mit fingergerechter Nahrung. Es gibt eine ganze Menge, was als fingergerechte Nahrung angeboten werden kann. Banane zum Beispiel kann ein Kind gut in die Hand nehmen, sie ist weich und es kann sie alleine essen. Auch ein Stück von einer gekochten Kartoffel geht gut. Gekochte Erbsen können einzeln aufgepickt werden (ist gleichzeitig eine gute Übung für die Feinmotorik), alle Gemüse und Obstarten, die einigermaßen weich sind und dann in kleine Stücke geschnitten werden, können gegeben werden. Mit neun Monaten bietet sich auch Brot an. Setzen Sie auf den Nachahmungstrieb des Kindes und bieten Sie ihm an, was auch ihr esst (natürlich nur, wenn es sich um etwas babygeeignetes handelt). Stillkinder sind durch die immer wieder auftretenden Geschmacksveränderungen der Muttermilch (je nach dem was die Mutter isst, schmeckt die Milch unterschiedlich) an den Speiseplan der Mutter gewöhnt und lehnen andere Nahrung dann oft ab. Die Verfügbarkeit und damit die Aufnahme des Eisens in den Körper wird entscheidend verbessert durch Vitamin C. Durch die Gegenwart von Vitamin C wird die Eisenaufnahme aus allen Lebensmitteln bis um das dreifache gesteigert, Da Vitamin C das zweiwertige Eisen vor der Umwandlung in nicht resorbierbares dreiwertiges schützt und zur Umwandlung von vorhandenem dreiwertigen in resorbierbares zweiwertiges Eisen beiträgt. Zu jeder Mahlzeit gehört ein Vitamin C haltiger Bestandteil. Haben Sie noch ein wenig Geduld, wenn Ihr Kind keinen Eisenmangel mehr hat, wird es bestimmt besser essen! LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 04.07.2011



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