Baby 18 Monate wie abstillen (Affektkrämpfe)

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby 18 Monate wie abstillen (Affektkrämpfe)

Liebe Frau Welter, liebe Community, ich brauche ganz dringend Rat, weil ich nervlich einfach am Ende bin. Mein 18-monatiger Sohn ist schon seit Geburt ein sehr pflegeintensives Kind. Er war schon seit Beginn ein Schreibaby und hatte Atemaussetzer und wurde direkt blau. Selbst 5 Minuten Autofahren war unerträglich oder im Kinderwagen liegen war unmöglich, weil er so laut geweint hat und wirklich sehr wütend war. Ihm hat nichts gepasst. Selbst nach der Geburt konnte ich Ihn nicht ins Bett gewöhnen. Das Stillen klappte diesmal zum Glück super. Dafür bin ich auch sehr dankbar. Aber er hat noch nie durchgeschlafen. Und länger als 2 Stunden schlafen war auch noch nie der Fall. Er akzeptiert keine Flasche und den Schnuller hat er auch noch nie genommen. Der Arzt hatte uns dazu geraten, dass er den Schnuller nimmt, weil er ein Schreibaby ist, aber selbst mit Glukose war das nichts. Also habe ich so weiter gemacht wie gewohnt, in der Hoffnung das es sich bessert. Die ersten Monate nach der Geburt waren zusätzlich noch anstrengender, weil mein älterer Sohn (4 Jahre) eine chronische Bronchitis hat und die Nächte ebenfalls belastet waren. Er war auch sehr oft stationär im Krankenhaus. Aber die fast 3 wöchentlich wiederkehrende Bronchitis hat sein Schlaf- und Essverhalten ständig verändert. Sodass das Schlafen von Anfang an ein Chaos war. Aber das mit der Bronchitis hat bei ihm im Laufe des 2 Lebensjahres schlagartig angefangen. Kurz gefasst, hatten wir von Anfang schon sher anstrengende Nächte. Aber ich war immer sehr optimistisch, dass es irgendwann vorbeigeht. Nun nach 18 Monaten bin ich immer noch an dem Punkt, dass mein kleiner kaum schläft. Ich bin froh, wenn er nachts nur 4-5 mal zum Stillen kommt. Ach und zum Stillverhalten war es auch immer so, dass er Wechselstillen wollte. Ein paar Minuten an der einen Brust dann wieder die andere und das 4-5 mal bei einer Still Mahlzeit. Ich habe relativ schnell im Liegen gestillt, aber auf Dauer ist das auch sehr belastend. Auf jeden Fall stillt er noch so viel, obwohl er auch ein sehr guter Esser ist. Es belastet mich mittlerweile unnormal. Ich bin einfach nur gereizt und genervt. Weiß aber nicht, wie ich abstillen soll weil er so sehr stark weint und dann Affektkrämpfe hat. Er wird blau und hört auf zu Atmen. Es ist mittlerweile so schlimm, dass ich in dem Moment denke, dass er tot ist. Er verdreht die Augen und atmet nicht mehr. irgendwann atmet er wieder und ist so müde, dass er schläft. Aber soweit möchte ich das nicht kommen lassen, weil mein Herz das nicht mit macht. Ich habe keine Ahnung wie ich sanft abstillen kann. Ich möchte meinen Körper wieder zurück und auch etwas durchschlafen. Klingt vielleicht egoistisch, aber ich bin kurz vorm Zuzammenbruch. Meine Brustwarzen sind gereizt und teilweise entzündet, es tut einfach nur weh und ich genieße es fast gar nicht mehr. Ich kann das Weinen auch nicht mehr hören. Möchte aber etwas ändern, habe aber keine Ahnung, wie ich aus diesem Teufelskreis herauskomme. Ach und ganz kurz zu seinem Charakter. Ich liebe ihn und sein Lächeln es ist Goldwert, jedoch ist er ein großer Neinsager. Er will selbst von Mama und Papa nicht die Aufmerksamkeit. Kommt wenn er will. Beim Spielen ist er teilweise glücklich dabei. Am Meisten ist er auf seinen Bruder fixiert, zB küsst er nur ihn und nimmt die Flasche manchmal auch nur von ihm. Aber wenn ich beide umarme ist er auf den großen Bruder eifersüchtig und zieht ihn weg. Ansonsten schmeißt er Dinge einfach weg und will nichts aus meiner Hand nehmen. Wenn ich es auf den Tisch lege nimmt er es selber. Abgesehen vom Stillen, füttere ihn auch nicht, er macht alles selber. Aber sonst ist das Wickeln, Anziehen, Baden usw. alles ein Kampf weil er permanent weint und nichts zulässt. Also ihm etwas beibringen ist auch sehr sehr schwer. Habe manchmal das Gefühl eine schlechte Mutter zu sein oder komplett versagt zu haben. Dann wiederum rede ich mir ein, dass sein Charakter so ist und er einfach sehr temperamentvoll ist. Entschuldigen Sie bitte den langen Text, aber ich musste das alles loswerden. Ich bin dankbar über jeden Ratschlag und Tipp wie ich ihn sanft abstillen bzw. umgewöhnen kann. Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen. Liebe Grüße Fatma

von Fatma200119 am 18.04.2023, 10:31



Antwort auf: Baby 18 Monate wie abstillen (Affektkrämpfe)

Liebe Fatma, eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als „Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Wenn dein Kind so viel weint, dann kann es sein, dass es ein Baby mit erhöhten Bedürfnissen ist, ein High Need Baby, wie diese Kinder von dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears genannt werden. Ein High Need Baby braucht sehr viel mehr Einsatz von seiner Mutter/Eltern. Es ist kein „pflegeleichtes" Kind. Oft zeigen sich die Erfolge der Bemühungen der Mutter erst nach längerer Zeit und die Mutter zweifelt an sich selbst. Deshalb ist es so wichtig, dass Mütter/Eltern wissen, dass es High Need Babys gibt und wissen, dass sie keine „Schuld" haben. Die Einschlafgewohnheiten sowie das gesamte Verhalten deines Kindes belasten dich verständlicherweise (und ich nehme an auch deinen Mann), dennoch wirst Du jetzt kaum eine plötzliche Änderung quasi mit der Brechstange durchsetzen können. Möglicherweise wäre es ein Ansatz, dass du zunächst einmal versuchst deine Tage einigermaßen zu strukturieren, damit dein Kind und auch du einen gewissen Halt bekommt. Es gibt Kinder, die besser zurechtkommen, wenn sie klare Strukturen haben. Versuche die Tage einigermaßen ruhig zu gestalten und gewöhne dein Baby liebevoll und langsam an ein anderes Ritual. Suche aber auch für dich eine Möglichkeit zum entspannen und abschalten. Gönne DIR etwas. Wenn es dir besser geht, wird es auch deinem Kind besser gehen. Wenn diese Maßnahmen nicht helfen, solltest Du dich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich weiß nicht, ob es bei dir in der Umgebung zum Beispiel eine Erziehungsberatungsstelle gibt. Das Wort „Erziehungsberatungsstelle" klingt für dich jetzt möglicherweise erschreckend, muss es aber nicht. Dort arbeiten Fachleute der unterschiedlichsten Disziplinen, die mit dir zusammen nach einem Weg suchen können, wie Du ganz individuell auf dein Kind eingehen kannst und wie ihr euer Zusammenleben möglichst gut gestalten könnt. Ich hoffe, dir ein Stück weitergeholfen zu haben und wünsche dir von ganzem Herzen, dass es dir und deiner Familie bald besser geht. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir in einiger Zeit noch einmal schreibst! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 18.04.2023



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