tageweise arbeiten und weiterstillen, geht das?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: tageweise arbeiten und weiterstillen, geht das?

Hallo liebe Stillexperten! Zuerst einmal ein grosses Lob an Sie, denn dieses Forum ist sehr hilfreich! Heute habe ich selber eine Frage. Meine Tochter ist fast 10 Monate alt und wir hatten bisher eine wunderbare Stillzeit. Wir leben momentan in England und daher muss ich in sechs Wochen wieder zu arbeiten beginnen. Leider sind bei mir nur ganze Tage arbeiten moeglich und so werde ich an zwei oder drei Tagen die Woche von meiner Tochter fuer etwa 10 Stunden getrennt sein. In dieser Zeit kuemmert sich mein Mann um sie und sie wird fuer ein paar Stunden in die Krippe am Arbeitsplatz meines Mannes gehen. Wir co-sleepen und stillen abends zum einschlafen, morgens und 2-3mal nachts, was ich auch alles beibehalten will solange es uns allen gut tut. Tagsueber stille ich sie derzeit noch 2 mal jeweils zum schlafen, das funktioniert so gut und wir geniessen das beide sehr. Sie isst ganz gut Beikost, sehr gerne Fingerfood, akzeptiert kein Flaeschchen und keinen Schnuller, sie trinkt aber Wasser aus dem Becher, aber nur sehr wenig. Soll ich versuchen sie nun tagsueber nicht mehr zu stillen oder koennte ich einfach so weitermachen wie bisher und an den Tagen wo ich zuhause bin stillen nach Bedarf? In der Arbeit abpumpen waere kompliziert und ich hoere immer wieder wie schlecht es doch waere, dass ich meine Tochter in den Schlaf stille! Ich mache mir auch Sorgen dass sie nicht genug trinken wird tagsueber wenn ich nicht da bin zum stillen und dass sie in der Krippe nicht schlafen wird. Bei meinem Mann schlaeft sie tagsueber oefter im Tragesack beim Spazierengehen, sie braucht das Kuscheln einfach zum abschalten. Sorry, etwas konfus die email, aber ich hoffe Sie haben einen Rat fuer mich! Ihre Lanacambridge

von Lanacambridge am 11.06.2012, 11:09



Antwort auf: tageweise arbeiten und weiterstillen, geht das?

Liebe Lanacambridge, für ein Kind ist das Stillen viel, viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Das Abstillen bedeutet daher auch mehr als das reine Ersetzen einer Nahrung durch eine andere. Im Alter deiner Tochter ist es dem Kind auch sehr bewusst, dass Stillen mehr als nur Trinken bedeutet. Ich würde deshalb jetzt nicht abstillen, denn die Trennung wird sowieso erst einmal eine Umstellung bedeuten. Wenn dein Kind dann nach deiner Arbeit an die brust darf, wird das für Euch beide gut sein :-). Traue deinem Kind ruhig zu, dass es die Trennung schaffen wird! Die ersten Wochen werden sicherlich nicht ganz einfach werden, aber dein Kind WIRD trinken und auch essen und wenn es wenig ist, wird das am Abend eben nachgeholt! Ich werde dir jetzt trotzdem ein paar Möglichkeiten aufzählen, ein älteres Stillkind von der Brust zu entwöhnen, denn es ist DEINE Entscheidung, ob Du abstillen möchtest oder nicht. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt "biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Außerdem möchte ich dir das Buch "Wir stillen noch über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga Stillberaterin (also auch bei uns) und im Buchhandel erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 11.06.2012



Antwort auf: tageweise arbeiten und weiterstillen, geht das?

Vielen herzlichen Dank fuer die schnelle und ausfuehrliche Antwort!!! Das beruhigt mich sehr und ich werde auf jeden Fall weiter stillen und mir das Buch besorgen!

von Lanacambridge am 11.06.2012, 14:33



Antwort auf: tageweise arbeiten und weiterstillen, geht das?

:-) Biggi

von Biggi Welter am 11.06.2012



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