Frage: Stillen

Liebe Biggi, vielen Dank, daß Sie so schnell geantwortet haben. Meistens bekommt Oliver auch während dem Essen Muttermilch. Ich habe auch noch so viel Milch, daß ich ihn jeden Tag voll stillen kann. Probleme mit den Brustwarzen gibt es nicht. Ich kann eigentlich eine stolze Stillmutter sein. Da die Milch nicht gleich weggeht, werde ich noch stillen und hoffen, daß die Milch sich von selbst zurück bildet. Noch eine Frage. Ist es normal, meine Regel habe ich immer noch nicht. Im Prinzip stille ich doch noch den Oliver voll, oder. Er bekommt ja außer sein Essen eigentlich nur Muttermilch. Und mit der Ernährung. Eigentlich ernähre ich mich nicht so gesund. Ich esse worauf ich Lust habe. Aber Abends mache ich mir meistens einen Karottensalat. Schokolade esse ich viel und zwei Gläschen Sekt oder Bier genehmige ich mir auch. Ich habe nicht gemerkt, daß es dem Oliver schadet. Zunehmen tue ich auch nicht. Ein Gewicht von 48/ 49 kg bei 163 cm Hatte vorher 53755 kg gehabt. Nimmt man wieder zu, wenn man abgestillt hat? Wie lange dauert es denn, bis wirklich keine Muttermilch mehr vorhanden ist. Jetzt sind mir doch wieder ein paar Fragen eingefallen. Vielen Dank schon mal für die Antworten. Viele liebe Grüße Sandra

Mitglied inaktiv - 06.01.2002, 00:03



Antwort auf: Stillen

Liebe Sandra, sobald ein Kind irgend etwas anderes als Muttermilch erhält, ist es nicht mehr voll gestillt, auch wenn die Menge der anderen Nahrung oder Flüssigkeit sehr gering ist. Für viele Menschen scheint diese Genauigkeit in diesem Punkt nicht wichtig, doch für eine Stillberaterin und auch für einen Arzt ist es sehr wichtig zu wissen, ob das Kind irgend etwas anderes dazu bekommt oder nicht. Die Empfehlungen können dann in bestimmten Beratungssituationen sehr unterschiedlich ausfallen. Wir Stillberaterinnen erleben zum Beispiel Fälle, in denen ein Kind Gedeihprobleme hat und die Mutter sagt es wird voll gestillt und erst auf gezieltes Nachfragen erfahren wir, dass das Kind pro Tag 300 ml Tee dazu bekommt. Es gibt keine allgemeingültige Regel, wie lange es dauert, bis die Menstruation wieder einsetzt. Bei vielen Frauen setzt die Menstruation innerhalb von etwa zwei Monaten nach dem Abstillen wieder ein. Es gibt auch Frauen, deren Menstruationszyklus bereits während der Stillzeit wieder beginnt. Das Wiedereinsetzen der Menstruation steht auch in Zusammenhang mit dem Anteil an Körperfettgewebe der Frau. Bei Frauen mit einem sehr niedrigen Fettgewebsanteil bleibt häufig auch die Regelblutung aus. Vorsicht: auch wenn die Regelblutung noch nicht wieder eingesetzt hat, muss das nicht bedeuten, dass die Frau noch nicht wieder fruchtbar ist. Es kommt vor, dass der ersten Regelblutung ein Eisprung vorausgeht. Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Doch so weit kommt es bei uns normalerweise nicht, denn selbst eine nicht so optimale Ernährung ist in der Regel doch ausreichend und ich gehe nun einmal nicht davon aus, dass Sie kurz vor dem Hungertod stehen. Die meisten Babys reagieren nicht auf mäßigen Schokoladengenuss ihrer Mütter. Schoklade enthält Theobromin, das ähnlich wie Koffein wirkt. Aber es ist sehr viel weniger Theobromin in Schokolade als Koffein in Kaffee. Eine Tasse (150 ml) Filterkaffee enthält etwa 130 mg Koffein, eine Tasse entkoffeinierten Kaffees enthält etwa 3 mg Koffein, und 28 g Milchschokolade enthalten etwa 6 mg Theobromin (Behan, S. 130). Obwohl in einer Studie eine Verbindung zwischen dem Verzehr von Schokolade und dem Auftreten von kolikartigen Symptomen gefunden wurde (Lust, 1996), glauben die meisten Stillexperten, dass mäßiger Verzehr von Schokolade gewöhnlich keine Probleme bei gestillten Babys verursacht (Renfrew, SS. 97-98, Lawrence, S. 305). Trinken Sie täglich zwei Gläser Bier oder Wein? Leider ist es so, dass beim massiven Alkoholgenuss nicht nur geringe Mengen in der Muttermilch zu finden sind und es in der Tat zu Schädigungen kommen kann. Ich zitiere aus dem „Breastfeeding Answer Book" revised edition, 1997: „In zwei Untersuchungen, die sich mit dem Trinkverhalten der Babys beschäftigten, nachdem ihre Mütter alkoholhaltiges oder alkoholfreies Bier getrunken hatten, wurde herausgefunden, dass die Babys, deren Mütter alkoholhaltiges Bier getrunken hatten, häufiger an der Brust tranken, aber dabei weniger Milch aufnahmen als die Babys, deren Mütter alkoholfreies Bier getrunken hatten (Mennella und Beauchamp, 1993; Carlson, 1985). In einer ähnlichen Untersuchung tranken die Babys, deren Mütter mit Alkohol versetzten Orangensaft zu sich genommen hatten, anfänglich häufiger an der Brust, nahmen aber durchschnittlich 27 % weniger Milch auf als die Babys, deren Mütter reinen Orangensaft getrunken hatten (Mennella und Beauchamp, 1991). Bei dieser Studie wurde auch eine Geruchsveränderung der Muttermilch festgestellt, die parallel zu den Veränderungen der Alkoholkonzentration in der Muttermilch verlief. Mäßiger bis starker Alkoholgenuss einer stillenden Mutter kann den Milchspendereflex beeinträchtigen, die Milchaufnahme des Babys hemmen, die motorische Entwicklung des Babys beeinträchtigen, langsame Gewichtszunahme und andere Nebenwirkungen beim Baby verursachen. Das Komitee für Medikamente der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte (1994) sieht den Genuss von Alkohol in der Stillzeit zwar als vertretbar an, gleichzeitig listet es aber eine Reihe möglicher Nebenwirkungen auf, die sich einstellen können, wenn große Mengen Alkohol getrunken werden. Dazu gehören „Schläfrigkeit ... tiefer Schlaf, Schwäche, Verringerung des Längenwachstums, abnormale Gewichtszunahme". Zusätzlich wird vermerkt, dass eine „Alkoholaufnahme von 1 g/kg (Körpergewicht) durch die Mutter den Milchspendereflex verringert". In einer Studie wurde festgestellt, dass die Babys mäßig bis stark trinkender Mütter (eine Alkoholaufnahme, die der Menge von zwei und mehr Glas täglich entspricht) im Alter von einem Jahr mit ihrer motorischen Entwicklung leicht hinter der Norm zurück lagen (Little, 1989). Die geistige Entwicklung entsprach in beiden Gruppen der Norm. Ein Schwachpunkt dieser Studie liegt darin, dass auch Babys, die bis zu 480 ml künstliche Säuglingsnahrung zusätzlich erhielten, als „gestillt" bezeichnet wurden. Auch wurden massive Trinkgelage, die wahrscheinlich mehr Schäden verursachen, nicht ausreichend bei der Auswertung der Ergebnisse berücksichtigt. Regelmäßiger Alkoholmissbrauch der stillenden Mutter kann zu einer langsamen Gewichtszunahme oder einer Gedeihstörung beim Baby führen. Eine alkoholkranke Mutter stillt ihr Baby unter Umständen nicht häufig genug und das Baby kann von dem Alkohol in der Muttermilch so schläfrig werden, dass es Mahlzeiten verschläft oder weniger wirkungsvoll saugt." Ich kann Ihnen nicht sagen, ob Sie nach der Stillzeit wieder zunehmen oder nicht, das ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Wie ich schon häufiger erklärt habe, sollte Muttermilch im gesamten ersten Jahr die Hauptnahrungsquelle für das Baby sein. Die Beikost sollte zunächst ergänzen und nicht ersetzen. Mit zunehmendem Alter werden die Mengen an Beikost von alleine größer und die Muttermilch tritt zunehmend zurück. Im Idealfall ist dies ein allmählich verlaufender Prozess, der nicht viel Steuerung braucht. Nach dem Abstillen wird noch einige Zeit (Wochen bis Monate) Milch gebildet wird. Solange Sie keine Probleme mit einer prallen, schmerzhaft spannenden Brust oder einem Milchstau usw. haben, besteht dann überhaupt kein Handlungsbedarf. Ihre Brust wird ganz allmählich die Milchproduktion vollständig einstellen und noch in der Brust vorhandene Milch wird vom umgebenden Gewebe resorbiert werden. (Keine Sorge, die Milch in der Brust wird nicht „schlecht"). LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 06.01.2002



Antwort auf: Stillen

Liebe Biggi, vielen Dank für Ihre Antworten. Viele Grüße Sandra

Mitglied inaktiv - 06.01.2002, 12:17