Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Schreien während des Stillens / Gewicht-Größen-Relation

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Schreien während des Stillens / Gewicht-Größen-Relation

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrte Frau Welter, meine Tochter Hannah, jetzt 6,5 Wochen alt, schreit während des Stillens. Das heißt, ich lege sie an, sie saugt an, trinkt etwa drei Schlucke, wird unruhig, fängt zu zappeln an und sich zu krümmen, läßt los und schreit. Dann sucht sie wieder die Brust und der Spuk geht von vorne los. Ich bin total verunsichert. Bei meiner großen Tochter gab es dieses Schreien während des Stillens auch, aber ich kann mich daran einfach nicht gewöhnen. Es ist schrecklich, wenn das Kind signalisiert: die Nahrung tut mir weh! Außerdem habe ich Angst, das sie nicht genug zu trinken bekommt, denn nach einiger Zeit gebe ich dann das Stillen entnervt auf. Am Montag war ich beim Kinderarzt zur U3, Hannah war da 6 Wochen und einen Tag alt, 60,5 cm groß und 5180 g schwer. Die Größe stimmt, ich war beim Messen und Wiegen dabei. Laut Untersuchungsheft ist sie also untergewichtig. Der Kinderarzt hat mich beruhigt und gesagt, sie habe ausreichend zugenommen ( Geburtsgewicht 4420g, 57cm). Ich mache mir trotzdem Sorgen - haben Sie einen Tipp, was diese Schreien bedeuten kann? Übrigens gibt es auch manchmal Stillmahlzeiten, wo sie nicht schreit. Meistens nachts. Noch etwas: gestern Abend habe ich Hannah um 20 Uhr das letzte Mahl gestillt, um ca 22 Uhr ist sie nach langem Weinen eingeschlafen und hat erst um 3 Uhr nachts wieder eine Seite Brust getrunken. Ist dieser Abstand zu lange für so ein kleines Baby? Ich mußte sie übrigens zum Stillen wecken und sie hat nur ganz kurz und nicht sehr stark gesaugt. Vielen Dank für Ihre Tipps, Sabine Poralla


Biggi Welter

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? Liebe Sabine, wie kommen Sie darauf, dass Ihre Tochter untergewichtig sei? Wenn Sie einmal in die Kurve im Gelben Vorsorgeuntersuchungsheft nachschauen, dann können Sie sehen, dass sich Ihre Tochter exakt entlang der 3er Perzentile bewegt (das bedeutet, dass 97 von 100 Kindern schwerer sind und drei sind leichter). Größe und Gewicht liegen zueinander in einem normgerechten Verhältnis und was ganz wichtig ist, Ihre Tochter entwickelt sich entlang ihrer Perzentile. Es gibt nun einmal dickere und dünnere Babys. Es könnte sein, dass Ihre Kleine schreit und zappelt, weil die Milch zu stark fließt. Können Sie sehen, wie Ihre Milch in einem kräftigen Strahl aus Ihrer Brust herauskommt? Verschluckt sich Ihr Baby leicht? Läuft Milch aus seinem Mundwinkel? Möglicherweise haben Sie einen sehr starken Milchspendereflex, mit dem Ihr Baby nicht zurecht kommt und es protestiert deshalb so. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: - erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. - bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlage passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg-auf-Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) - lassen Sie das Baby oft aufstoßen. - vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Probieren Sie einmal, ob einer der Tipps hilft und machen Sie sich keine so großen Sorgen wegen des Gewichtes, nicht alle Kinder müssen auf der 50ger Perzentile liegen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Es beruhigt mich, dass Sie auch meinen, meine Tochter sei schwer genug. Leider scheint es mir nicht so, als sei an den Stillproblemen ein starker Milchflußreflex schuld. Meine Brust ist nämlich nie übervoll - selbst bei 8 stündiger Stillpause. Auch läuft nie Milch aus der Brust, weder zwischen den Stillmahlzeiten noch wenn meine Tochter kurz nach dem Ansaugen wieder losläßt. Ausstreichen der Milch funktioniert bei mir gar nicht, abpumpen nur schwierig und kleine Mengen. Dankeschön nochmals Sabine Poralla


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Liebe Sabine, es freut mich, dass ich Sie wegen Hannahs Gewicht beruhigen konnte. Wenn Hannah so extrem unruhig und zappelig ist, können Sie es mit dem Bündeln versuchen. Beim Bündeln wickeln Sie Hannah gut in eine Decke ein, so dass ihre Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann sie den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Du Hannah auf diese Weise eingepackt hast, sieht es wie ein "C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Probieren Sie es einmal aus. LLLiebe Grüße Biggi


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