Lieber Herr Dr. Bluni,
ich erwarte mein drittes Kind. Wenn es geboren wird, bin ich 38.
Mich interessiert jetzt, ob auch das Alter des Vaters eine Rolle bei Chromosomenanomalien des Kindes spielt. Immer liest man nur vom Alter der Mutter, aber der Vater gibt doch schließlich auch einen Satz Chromosomen an das Kind ab. Wirkt sich sein Alter gar nicht auf die Statistik aus?
Viele Grüße und danke im voraus
Telli
Mitglied inaktiv - 21.05.2008, 22:08
Antwort auf:
Gendefekte und Alter des Vaters - Zusammenhang?
Hallo Telli,
wir wissen, dass mit dem Alter des Vaters das Risiko für solche Erkrankungen zunimmt, die auf Neumutationen in den Keimzellen zurückzuführen sind. Allerdings ist diese Beziehung nur für wenige Erkrankungen eindeutig nachzuweisen oder wahrscheinlich zu machen. Denn im Gegensatz zur Frau, bei der mit dem Alter das Risiko für eine Schwangerschaft mit einer numerischen Chromosomenanomalie (z.B. Trisomie 13, 18, 21) ansteigt (Trisomie 21 = Down-Syndrom), trifft dies für den Mann nicht zu. Das Kind von einem älteren Mann hat nicht häufiger eine Chromosomenanomalie als das eines jüngeren Mannes.
Sehr treffend hat diese Sichtweise der Populationsgenetiker James Crow zusammengefasst: „Je älter der Mann zum Zeitpunkt der Zeugung ist, desto größer ist das Risiko für ein Kind mit einem genetischen Defekt, der in den Keimzellen des Mannes neu aufgetreten ist“. Solche neu entstandenen genetischen Defekte bezeichnet man als Neumutationen.
Syndrome, für die man eine statistisch gesicherte Abhängigkeit vom väterlichen Alter nachweisen kann, gibt es nur wenige. Für eine Vielzahl von Syndromen ergibt sich nur eine schwache Signifikanz.
Zusammenfassend ist dieses aber nur für etwa 20 genetisch bedingte Erkrankungen zutreffend.
Was diese Zahl von etwa 20 bedeutet, ist schon allein daran zu erkennen, dass wir etwa 1000 genetisch bedingte Erkrankungen kennen, die durch einen autosomal dominanten Gendefekt bedingt sind.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 22.05.2008