Frage: Zusatzfrage zu den Zwillingen

Zusätzlich zur vorherigen Frage würde mich noch interessieren ob unter der genannten Medikation Stillen möglich gewesen wäre. Ich hätte gerne gestillt. Jedoch konnte mir kein Arzt genaue Angaben über das Risiko oder die Wirkung geben. Da es hieß, dass die Kinder nach der Geburt aufgrund der Medikation überwacht werden müssten wollte ich sie demnach nicht danach dem Einfluss der Medikamente durch Stillen aussetzen wenn sie dann nicht mehr auf Nebenwirkungen oder Entzugserscheinungen kontrolliert werden können. Daher fiel die Entscheidung zum primären Abstillen. zusätzliche Angabe: (errechneter Geburtstermin 11.02.11 / Geburt am 08.01.11)

von ladyk26 am 19.08.2011, 22:38



Antwort auf: Zusatzfrage zu den Zwillingen

Unter den Betablockern ist in der Stillzeit die kindliche Belastung unter Metoprolol, Oxprenolol, Propranolol und Timolol am geringsten. Metoprolol erreicht in der Muttermilch etwa den dreifachen Spiegel gegenüber dem mütterlichen Serum. Allerdings fanden sich bei den Säuglingen keine schwerwiegenden Komplikationen. Unter einer mütterlichen Tagesdosis von 200 mg Metoprolol würde ein Säugling mit 1000 ml Muttermilch 225 µg des Wirkstoffes erhalten. Dies entspricht ca. 1,5% einer Säuglingsdosis. Um die Exposition zu reduzieren, wird ein Anlegen 3 bis 4 Stunden nach der Medikamenteneinnahme empfohlen. Insbesondere bei hohen Dosen sollte der Säugling auf typische Nebenwirkungen der Betablocker wie z. B. Bradykardie (langsamer Puls) überwacht werden. Die American Academy of Pediatrics betrachtet die Anwendung von Metoprolol als vereinbar mit dem Stillen (Committee on Drugs 1994). Bei Escitalopram handelt es sich um das linksdrehende Enantiomer von Citalopram. In einer Studie zu Citalopram in der Stillzeit an 3 Patientinnen wird ein Milch/Serum-Verhältnis von 1,16 bis 1,88 angegeben (Spigset et al 1997). Demnach würde ein Säugling über die Muttermilch 4,3 µg/kg/d aufnehmen, was gewichtsadaptiert 0,7% bis 5,9% einer Erwachsenendosis entspricht. In einem anderen Fall ergab sich ein Milch/Plasma-Quotient von ca. 3 für Citalopram und Desmethylcitalopram (Jensen et al 1997). Spitzenkonzentrationen fanden sich in der Muttermilch 3 bis 9 Stunden nach der Medikamenteneinnahme. Damit erreichte der Säugling ca. 5% der mütterlichen Dosis sowie ca. 1/15 des mütterlichen Serumspiegels. Er wies keine Störungen auf. In einer weiteren Untersuchung an 7 Säuglingen wurde ein Übergang von Citalopram und seinen Hauptmetaboliten in einer Größenordnung von 4,4% bis 5,1% registriert (Rampono et al 2000). Dabei fanden sich bei den meisten Säuglingen keine messbaren Serumspiegel. Auffälligkeiten zeigten sich weder in der körperlichen Entwicklung noch im Verhalten der Säuglinge. Ein Fallbericht handelt von einem Säugling mit Schlafstörungen, dessen Mutter täglich 40 mg Citalopram einnahm. Der Serumspiegel des Säuglings betrug mit 12,7 ng/ml ca. 1/6 des mütterlichen Spiegels. Der kindliche Schlaf normalisierte sich nach Halbierung der mütterlichen Dosis und Ersatz von zwei Stillmahlzeiten durch Flaschennahrung (Schmidt et al 2000). Außerdem wird von 2 Säuglingen mit Schläfrigkeit, Trinkschwäche und Gewichtsverlust unter mütterlicher Anwendung von Citalopram berichtet. Als günstigere Alternative würde sich Sertralin oder Paroxetin in der Stillzeit anbieten.

von Dr. Wolfgang Paulus am 26.08.2011