Frage: Giardia Parasit - behandeln in der Schwangerschaft oder besser abwarten

Guten Tag, Bei mir wurde heute Giardia festgestellt. Ich bin in der 24SSW und lebe und arbeite in Sambia. Ich gehe davon aus, dass ich den Parasiten bereits zum Beginn meiner Schwangerschaft bekommen habe, da sich ab dieser Zeit mein Stuhl verändert hat. Allerdings habe ich mir den veränderten Stuhlgang (lose nicht flüssig) mit der Hormonumstellung sowie meine Ernährungsumstellung in der Schwangerschaft erklaert. Letzte Woche hatte ich einmal dünnfluessigen Durchfall den ich gestern bei einer Schwangerschaftsroutineuntersuchung erwähnt habe, allerdings habe ich ansonsten keine Beschwerden. Bei der 20 Wochenuntersuchung, die ich in Deutschland gemacht habe, wurde mir gesagt, dass sich das Baby ganz normal entwickelt und es keine Unauffälligkeiten gibt. Nun wurde mir heute vom Doktor Vorort Metronidazol (500mg 3x täglich für 10 Tage) verschrieben. Durch Eingenrecherche habe ich gesehen dass Metronidazol ab dem 2. Trimester als relativ sicher gilt und Studien keine Risiken für das Baby feststellen konnten. Jedoch ist mir auch bekannt, dass man, wenn möglich, auf Medikamente während der Schwangerschaft verzichten sollte. Nun habe ich die Frage, da ich keine wirklichen Beschwerden habe, wäre es ratsam/möglich mit der Behandlung bis nach der Entbindung zu warten? Oder konnte der Giardia Parasit bei weiterer Nichtbehandlung ein Risiko für mein Kind oder mich darstellen. Meine Urin und Blutwerte waren bisher immer in Ordnung. Die Ärzte hier vor Ort konnten mir diese Frage leider nicht beantworten. Wenn Sie mir diesbezüglich weiterhelfen könnten wäre ich Ihnen sehr dankbar, Besten Dank im Voraus. Mit freundlichen Grüßen

von nika_luna am 17.01.2020, 16:36



Antwort auf: Giardia Parasit - behandeln in der Schwangerschaft oder besser abwarten

Bei Giardia lamblia handelt es sich um einen Darmparasiten. Eine kindliche Schädigung durch den Erreger ist nicht zu befürchten. Behandelt wird bei mütterlichen Beschwerden wie anhaltenden Durchfällen. Zur Therapie der Lambliasis wird nach dem I.Trimenon sowohl die Anwendung von Metronidazol als auch Paromomycin als akzeptables Therapieregime betrachtet (Gardner & Hill 2001). Bei ausgeprägten Beschwerden wäre eine Behandlung mit Metronidazol (z. B. 3 x 500 mg pro Tag über 10 Tage) im II.Trimenon akzeptabel. Eine retrospektive Kohortenstudie mit annähernd 1400 Schwangerschaften ergab keinen Anhalt für eine Fruchtschädigung durch Metronidazol beim Menschen (Piper et al 1993). Eine Auswertung von 266 oralen Therapien im ersten Trimenon (1980-1991) zeigte ebenfalls keine Häufung von Fehlbildungen (Czeizel & Rockenbauer 1998). Das Aminoglykosidantibiotikum Paromomycin wird nach oraler Gabe nur geringfügig aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. Es wird daher zur Behandlung und Prophylaxe von Magen-Darm-Infektionen eingesetzt. In Tierversuchen mit Ratten und Kaninchen verhielt sich Paromomycin nicht fruchtschädigend (Schardein 2000). Beim Menschen liegen zwei Berichte über die Anwendung des Antibiotikums nach dem ersten Trimenon vor (Kreutner 1981). Aufgrund der minimalen Resorption und der geringen allgemeinen Toxizität der Substanz sind keine Komplikationen bei Einnahme in der Schwangerschaft zu befürchten. Paromomycin wird bei nicht geschädigter Schleimhaut aus dem Gastrointestinaltrakt kaum resorbiert. Sogar bei hohen oralen Dosen bzw. bei gestörter Magen-Darm-Funktion werden nur sehr geringe Blutspiegel nachgewiesen. Trotzdem rät der Hersteller von der Anwendung in der Schwangerschaft ab, wobei nach bisherigem Kenntnisstand problematische Konzentrationen im mütterlichen Blut nicht erreicht werden.

von Dr. Wolfgang Paulus am 17.01.2020