Frage im Expertenforum Medikamente in der Schwangerschaft an Dr. med. Wolfgang Paulus:

Corona Impfung Stillzeit

Dr. med. Wolfgang Paulus

Dr. med. Wolfgang Paulus
Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

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Frage: Corona Impfung Stillzeit

surikate

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Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, ich habe eine Frage bezüglich einer möglichen, hoffentlich baldigen, Corona Impfung. Ich stille mein Kleinkind noch abends und einmal früh morgens. Ich weiß, dass es Stillenden momentan nicht empfohlen wird, weil es keine Studien gibt. Aber die gibt es ja eigentlich nie. Wie sehen sie das für Stillende und einer Impfung mit einem mRNA Wirkstoff oder auch Astrazeneca? Das Risiko lieber nicht eingehen und lieber abstillen oder eventuell sogar den Vorteil mitnehmen und über das Stillen ein paar Antikörper weitergeben? Vielen Dank für ihre Einschätzung. Viele Grüße, Surikate


Dr. Wolfgang Paulus

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Es handelt sich hier nicht um einen Lebendimpfstoff, den man in Schwangerschaft und Stillzeit prinzipiell meiden würde. Vorbehalte für Stillende bestehen grundsätzlich nur bei Lebendimpfstoffen. Die verantwortlichen Fachgesellschaften in den USA haben sich eindeutig dafür ausgesprochen, Stillenden den Impfstoff gegen SARS-CoV-2 entsprechend den allgemeinen Priorisierungskategorien anzubieten und nicht grundsätzlich von der Impfkampagne auszuschließen (ACOG 2020, ABM 2020, SMFM 2020a, Chervenak et al 2021). Die Antwort des Immunsystems auf Impfstoffe gegen COVID-19 ähnelt der Reaktion des Organismus bei einer COVID-19-Erkrankung. Die Milch geimpfter Mütter enthält demnach Immunglobuline gegen SARS-CoV-2, was auch dem Säugling zugutekäme. Der am 29.01.2021 in der EU zugelassene COVID-19-Impfstoff AZD1222 der Firma AstraZeneca basiert im Unterschied zu den beiden zuvor zugelassenen mRNA-basierten Impfstoffe auf dem nicht replikationsfähigen, adenonoviralen Vektor ChAdOx1 vom Schimpansen, der die DNA für das SARS-CoV-2 Spike Protein enthält und nach zellulärer Translation des Spike-Proteins die Antikörperreaktion induziert. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA (EMA 2021) rät wie auch die Ständige Impfkommission (STIKO 2021) derzeit, den Impfstoff bei Schwangeren und Stillenden entsprechend den Priorisierungskriterien nur dann einzusetzen, wenn nach individueller Abwägung und Aufklärung der potentielle Nutzen für Mutter und Kind überwiegt. Die STIKO hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt. Die britische Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA) erklärte am 30.12.2020 sowohl den Impfstoff von BioNTech/Pfizer als auch von AstraZeneca für vereinbar mit dem Stillen (MHRA 2020). Internationale Empfehlungen sehen keine Notwendigkeit für die Verzögerung eines Stillbeginns, einer Stillunterbrechung oder des Abstillens nach Impfung (WHO 2020). Zusammenfassend halten wir den Einsatz der Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 unter Nutzen-Risiko-Abwägung auch in der Stillzeit für vertretbar, wenn die Mutter einer entsprechenden Risikogruppe (z. B. eigene Grunderkrankung, Exposition in Krankenversorgung, Altenpflege, Schulen, Kindergärten) angehört. Das gilt auch für den Impfstoff von AstraZeneca.


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