Sehr geehrte Frau Neumann,
Könnten Sie einen Blick auf den Essensplan meiner 13 Monate alten Tochter werfen? Sie ist im allgemeinen ein nicht sehr guter Esser. Morgens bekommt sie ein Müsli mit Pre Milch angerührt, davon isst sie etwa 40 bis 50 g. Mittags bekommt sie entweder noch 12 Monats Gläschen oder ich versuche etwas zu kochen was sie aber oft ablehnt, meist schafft sie ein dreiviertel Gläschen oder entsprechend etwas vom selbst gekochten, da ist die Menge aber viel geringer. Obst ist ganz schwierig das lehnt sie komplett ab, außer im Abendbrei unter gemischt. Am Abend bekommt sie zuerst ihren Hafer Abendbrei aus 200 ml Milch, diesen isst sie sehr gerne. Und dann darf sie etwa nach einer halben Stunde noch von unserem Abendessen mit essen, wir essen abends warm. Nun meine Fragen: wie viel Milchprodukte darf sie denn noch zusätzlich erhalten dass es nicht zuviel wird, denn sie isst sehr gerne Käse und Joghurt und Quark und solche Dinge. Außerdem koche ich auch gerne mal Pfannkuchen da ist ja auch wieder Milch drin, muss man das alles berücksichtigen in der Milchmenge dann komme ich locker mit dem Abendbrei über die 300 ml... und obendrein fülle ich dann beispielsweise die Pfannkuchen noch mit Käse denn sonst werden sie nicht gegessen. Zwischenmahlzeiten gestalten sich sehr schwierig weil sie ja sehr wenig mag, mir bleibt eigentlich nur Brot oder eben ein Milchprodukt. Und dann wollte ich noch wissen ob das mit dem Abendbrei so okay ist oder ob es besser wäre zuerst die normale Kost zu geben und im Anschluss den Abendbrei aber mir ist halt wichtig weil sie diesen komplett isst, dass ich weiß sie hat genug. Ich habe Angst, dass sie zu müde ist am Abend und dann nach unserem Essen den Brei nicht nicht mehr schafft. Das Frühstück mache ich mit der Pre-Milch an um Kuhmilch einzusparen.
Gemüse schneide ich ganz klein und versuche es immer wieder unter zu mogeln aber auch das gestaltet sich schwierig . Was sehr gut geht sind Eier muss man die in der Menge beschränken? Und wie sieht es mit der Eisenzufuhr aus, sie isst eigentlich nur Brühwurst...
Und dann wollte ich noch fragen ob es okay ist wenn man jetzt kein natriumarmes Wasser mehr gibt?
Entschuldigung für die vielen Fragen und vielen Dank für Ihre Antwort.
von
Tini1707
am 27.08.2018, 10:58
Antwort auf:
Essensplan 13 Monate ate
Hallo Tini707
du bist sehr bemüht deiner Tochter eine abwechslungsreiche und gesunde Kost zu bieten. Deine Tochter isst am liebsten was sie kennt. Und auch du bist mit dieser Routine ganz zufrieden. Mit dem mehr oder weniger routinierten Speisenrepertoire hast du einen Weg gefunden deine Tochter und satt zufrieden durch den Tag zu bringen. Pflege ruhig weiterhin diese Gewohnheiten und füge langsam aber stetig Neues hinzu. Lass deine Tochter viele neue Esserfahrungen machen.
Mein Vorschlag: füttere den Abendbrei nicht schon bevor ihr Eltern Abendessen esst, sondern integriert eure Tochter doch besser mit ihrem Brei in eure Essgemeinschaft. Füttere ihr ein bisschen Brei und gib ihr die Gelegenheit zusätzlich eure Speisen, mit allen Sinnen, kennen zu lernen. Es ist hier zunächst noch nicht einmal das Ziel sie mit den Familienspeisen satt zu bekommen. Es geht hier ganz besonders um das Erlebnis bei Tisch, das Erleben der Gemeinsamkeit, das Sehen der Speisen und Riechen der Speisen, das Anfassen u.v.m.
Gib deiner Tochter Geschirr und Besteck und gib ihr von eurem Essen. Warte einmal ab, was sie damit anstellt. Essen lernen funktioniert genau so. Deine Tochter muss immer wieder die Speisen sehen. Sie muss auchsehen wie genussvoll die Essenden bei Tisch hineinbeißen. Sie muss das Essen anfassen, befühlen und langsam ihre eigenen Erfahrungen damit machen können. Das dauert eine Zeit.
Biete ihr Anreize bei leckeren Speisen zuzugreifen und fordere sie aktiv zum Probieren auf. Unaufdringlich, mit Spaß mit kleinen Probiermengen.
Bringe stets Wiederholungen und lass dein Kind ihre Esserfahrungen möglichst selbständig machen.
Betrachte den gedeckten Esstisch als Abenteuerspielplatz für alle Sinne und lass dein Kind selbständig neues Essen entdecken. Mit ganz viel Spaß und Freude!.
300 ml Milch/Milchprodukte sind ausreichend. Lass die Pre-Milch weg. Ca 100 g Naturjoghurt oder ca 15 g Schnittkäse wie Gouda, Edamer (= ca 1/2 Scheibe) oder 30 g Weichkäse (Camembert ohne Rinde), oder
ca.30-40g Frischkäse entsprechen einer Portion von ca 100 ml Trinkmilch im Hinblick auf den Calcium- und Proteingehalt .
Quark hat einen sehr hohen Proteingehalt bei einem vergleichsweise geringen Calciumgehalt. Quark sollte es darum besser nicht täglich und in nicht zu großen Mengen geben.
Wenn du viele Gerichte mit Milch, Käse und Co zubereitest, wäre es ggf sinnvoll über eine Kürzung der Trinkmilchportion nachzudenken. Auch der Abendbrei könnte weichen. Wäre es denkbar, dass eure Tochter mittelfristig abends einfach bei euch mit isst?
Eine langsame Anpassung an eure übliche Familienkost kannst du jetzt immer weiter forcieren. Eure Tochter wird langfristig mit essen, wenn ihr sie sanft daran gewöhnt.
Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vorrangig den Zweck, eurem Kind zwanglos eure Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren.
Je mehr eure Tochter jetzt dabei sehen, riechen. erleben kann, desto besser. Sie sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo.
Sie sollten dabei stets die ihnen bekannten Speisen bekommen, mit denen sie sich satt essen kann - aber zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen.
Macht die gemeinsamen Mahlzeiten zum Erlebnis: Farbenvielfalt, verschiedene Gerüche, die sich schon beim Kochen in der Wohnung verteilen, Kostproben direkt am Herd - all das macht Lust und Neugier auf Essen.
Die meisten Kinder untersuchen die neuen Speisen i.d.R. zuerst mit den Händen und dann erst mit dem Mund. Manches nehmen sie in ihren Mund und nach kurzen Kaubewegungen wird es geschluckt . So manche Speise wird aber durchaus wieder ausgespuckt. Das macht nichts. Bei der nächsten Gelegenheit gibt es eine neue Chance.
Denn Kinder lernen Essen, indem sie ihre Mitwelt beobachten und nachahmen. Wichtig ist, dass regelmäßig Essen bei Tisch angeboten wird.
Schaffe beim Essen viele Gewohnheiten und bringe eine gewisse Routine dazu.
Die Einführung der Familienkost - zwischen dem 10.-18. Lm geht weit über die reine Nährstoffversorgung hinaus. Es geht um Ernährungserziehung, um Spaß beim Essen, um das Vermitteln von Esskultur und um die Gewöhnung. Überlege dir jetzt einmal, wie du die Ernährung zukünftig halten willst. Wie und welche Gerichte du auch bspw in 1- 2 -5 Jahren gerne regelmäßig kochen und auf dem Esstisch stehen sehen möchtest. Daran solltest du dein Kind gewöhnen. Denn Kinder essen später am liebsten das, was sie kennen. Und Kinder essen umso lieber neue Speisen, wenn andere "vor"essen. Kinder imitieren ihre Mitesser.
Die Gerichte sollten so abgeschmeckt sein, dass sie zwar kleinkindgerecht (einfach weniger salzig, scharf, würzig) schmecken, weil so die Akzeptanz höher ist. Trotzdem darf und sollte dein Kind ruhig auch ab und zu einmal stärker gewürzte Speisen probieren. Ob sie schmecken, muss dein Kind entscheiden. Achte einfach nur darauf, dass sie Basic-Kost i.d.R. nicht zu salzhaltig, nicht zu intensiv würzig schmeckt. Zu viel Salz schadet auf Dauer der Gesundheit und dein Kind würde auf stärker salzhaltig schmeckende Lebensmittel geprägt. Die meisten Kinder essen auch deutlich weniger, wenn das Essen zu salzhaltig ist.
Koche wie es dir gefällt und würze für deine Kleine weniger intensiv oder strecke die Portionen für sie bspw mit Gemüsemus oder Wasser. Der typische Geschmack einer Speise, das Aroma bleibt dadurch erhalten. Dein Kind erhält damit trotzdem eine "Ahnung" vom typischen Geschmack, vom Aroma dieser Speise und wird darauf geprägt.
Also dann
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 28.08.2018