So gut können Babys hören

Eltern mit ihrem Baby

© Adobe Stock, Monkey Business

Wenn Babys auf die Welt kommen, wurden sie von der Natur schon bestens darauf vorbereitet, den für sie wichtigsten Sinnes­eindruck in der noch fremden Welt wahr­zunehmen - die Stimme ihrer Mutter. 

Die Stimme von Mama ist es, die den Bezug immer wieder herstellt zu der warmen, wohligen Welt, aus der das Baby kam. Denn die Stimme der Mutter kennen Babys längst und setzten sie mit den beiden wichtigsten Dingen gleich, die sie nun brauchen: Nahrung und Geborgenheit.

Erste Reaktionen auf Geräusche hat man schon bei Babys in der 24. Schwangerschaftswoche beobachtet. In der 28. Schwangerschaftswoche reagieren schon alle Babys. Von diesem Zeitpunkt an beginnen sie, die durch den mütterlichen Körper und das Fruchtwasser gedämpften Geräusche der Außenwelt ebenso wie die Stimme der Mutter immer deutlicher wahrzunehmen. Alle Schallwellen werden noch über das Fruchtwasser übertragen. Auch das Mittelohr des Fötus ist mit Fruchtwasser gefüllt und so vor allzu Lautem gut geschützt. Dieses Fruchtwasser wird vom Ohr erst innerhalb der ersten Tage nach der Geburt ganz absorbiert, um den Übergang vom Mutterleib in die fremde, laute Welt nicht zu einer wahren Geräuschkatastrophe für das zarte Gehör werden zu lassen.

Tests haben immer wieder ergeben, dass Babys nach der Geburt viel lieber auf menschliche Stimmen reagieren, als auf irgendwelche anderen Geräusche. Besonders die in etwas erhöhter Tonlage sprechende, mütterliche Stimme lieben sie und fühlen sich beschützt. Mütter, die also viel mit ihren Babys "turteln", machen diesen entsprechend viel Freude. Auch hat man beobachtet, dass Babys - wenn sie mit etwa einem Jahr anfangen, die ersten Laute nachzuahmen - viel lieber menschliche "Töne" imitieren, als z. B. einen Wecker, ein Telefon oder ihre Quietscheente. Daraus folgern die Forscher sicher ganz richtig, dass das kleine Ohr von Anfang an auf menschliche Stimmen vorprogrammiert ist und diese Programmierung zu allererst der Kontaktaufnahme mit der Mutter - zum zweiten dem kommenden Spracherwerb dienen soll.

Ein erstaunlich feines Gehör

Wie viele verschiedene Töne bzw. Geräusche schon Babys unterscheiden können, ist erstaunlich. Um das herauszufinden, machten Wissenschaftlern den folgenden Test:

In der Nähe eines an der Brust saugenden Babys ließ man einen Ton in einer bestimmten Höhe erklingen. Das Baby hörte prompt auf zu saugen und wandte den Kopf. Wenn derselbe Ton wiederholt wurde, war er uninteressant - das Baby ignorierte ihn und saugte weiter. Nicht so, wenn der Ton ein anderer war: jetzt war das Interesse wieder geweckt. Auf diese Weise fand man bei älteren Babys heraus, dass sie sogar über einen höheren Hörbereich verfügen, als Erwachsene. Die Babys waren in der Lage, Geräusche von 16 bis 20000 Schwingungen in der Minute wahrzunehmen. Wie man heute weiß, nimmt die Empfänglichkeit für höhere Töne vom Einsetzen der Pubertät an ab, so dass ein Sechzigjähriger noch in einem Bereich von etwa 16 bis 12000 Schwingungen/Sekunde hören kann. Man könnte als sagen, dass Babys gerade für Musik das "perfekte Gehör" haben.

Wann können Quellen lokalisiert und Stimmen unterschieden werden?

Hier sind sich die Wissenschafter noch nicht ganz einig und noch immer tauchen neue Meinungen auf. Früher nahm man an, dass Babys eine Geräuschquelle erst ab dem dritten Monat lokalisieren könnten und begründete das damit, dass die meisten Babys erst mit etwa vier Monaten den Kopf zu einer Geräuschquelle hinwenden. Bessere Untersuchungsmethoden haben aber ergeben, dass die Fähigkeit, die Richtung eines Geräusches zu erkennen, schon viel früher entwickelt ist, auch wenn der Kopf noch nicht bewegt wird.

Ebenso nahm man früher an, ein Baby könne die Stimme seiner Mutter erst nach mehreren Wochen von anderen Stimmen unterscheiden. Heute ist die Mehrzahl der Forscher der Meinung, dass Babys schon vor Ablauf der ersten Woche dazu in der Lage sind.

Etwa ab dem vierten Monat wird der Kopf dann seitlich zu der Geräuschquelle hingedreht, wenn sie etwa einen halben Meter vom Baby entfernt ist (z. B. deutlich hörbares Papierrascheln oder eine Spieluhr neben dem Bettchen). So um den fünften Monat herum kann der Kopf gesenkt werden, wenn sich die Quelle unterhalb des Kinns befindet. Ab sechs Monaten werden die meisten Babys auch schon den Kopf zu heben und drehen versuchen, wenn das Geräusch von weiter oberhalb kommt. Vom siebten Monat an werden diese Bewegungen dann langsam fließender und fallen nicht mehr so ruckartig aus, bis sich der Kopf dann ab dem achten Monat schon recht flexibel auf die Suche nach der Geräuschquelle macht.

Wichtig: diese oben genannte, durchschnittliche Entwicklung verläuft nicht etwa aufgrund der Entwicklung des Hörvermögens des Babys. Das Hörvermögen ist bei gesunden Kindern von Anfang an vorhanden. Diese Entwicklung zeigt nur die im zeitlichen Durchschnitt zunehmende Fähigkeit, mit visueller Aufmerksamkeit auf eine Geräuschquelle zu reagieren.

Wenn also ab einem entsprechenden Alter durch Geräusche keine Aufmerksamkeit erreicht wird, sollte das immer ein Anlass sein, den Kinderarzt nach dem Grund suchen zu lassen. Ein unerkannter Hörfehler kann die Sprachentwicklung stark verzögern. Denn wird ein Hörschaden zu spät bemerkt, lernen Kinder nicht richtig oder gar nicht sprechen. Zum Glück können heute die meisten Hörschäden bereits im sechsten Monat diagnostiziert und behandelt werden.

Zuletzt überarbeitet: Februar 2019

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