Frage: Probiotika in der Schwangerschaft

Guten Tag, kann ich (6. SSW) Probiotika mit Bio Inulin und verschiedenen Lactobacilli zu mir nehmen? Wie steht es mit L-Arginin und Baldrian? Kann ich gegen meinen Husten, der seit Wochen anhält Propan Hustensaft für Kinder nehmen? Falls nein, was wäre geeignet? Vielen Dank!

von Fee2020 am 14.02.2020, 12:16



Antwort auf: Probiotika in der Schwangerschaft

Inulin ist ein komplex aufgebautes Zuckermolekül, das aus bis zu 90 Monosacchariden aufgebaut ist. Es ist ein natürlicher Stoff, der als Reservekohlenhydrat z. B. in Zwiebeln, Chicorée, Lauch, Artischocken, Bananen und Getreide vorkommt. Inulin kann von Laktobazillen als Energiequelle verstoffwechselt werden. Damit kann Inulinaufnahme zur selektiven Anreicherung von Laktobazillen im menschlichen Darm genutzt werden. Die übermäßige Einnahme führt bei empfindlichen Menschen zu Blähungen und Durchfall. Bei Laktobazillen handelt sich um eine große Gruppe von Bakterien, die Milchsäure produzieren. Einige dieser Bakterienstämme sind in Milchprodukten enthalten (z.B. Joghurt), oder sie leben natürlicherweise im menschlichen Darm und in der Vagina. In der Vagina bilden sie normalerweise den weit überwiegenden Teil der dort vorkommenden Bakterien und bewirken durch die von ihnen gebildete Milchsäure, dass die Flüssigkeit in der Scheide sauer ist. Durch diese Säure werden viele andere, möglicherweise infektionsauslösende, Erreger in ihrem Wachstum oder ihrer Aktivität gehemmt. Neben Milchsäure produzieren diese Bakterien häufig auch andere Stoffe, z.B. Sauerstoff und Wasserstoffperoxid (H202), die ebenfalls hemmend auf andere Bakterien wirken. Insbesondere Lactobacillus crispatus, Lactobacillus jensenii, Lactobacillus gasseri, Lactobacillus delbrückii und Lactobacillus iners bestimmen den sauren pH-Wert (pH 3,8–4,5) der gesunden Vaginalflora. Die Laktobazillen scheiden organische Säuren aus, die auch als Barriere für andere bakterielle Schädlinge auf der vaginalen Schleimhaut wirken. Arginin ist eine Aminosäure, die im Organismus in natürlicher Form in großen Mengen vorkommt. Präparate mit Baldrian und Hopfen werden in der Naturheilkunde häufig als Beruhigungsmittel eingesetzt. Wegen fehlender systematischer Untersuchungen bestehen nur Vorbehalte gegen einen Einsatz im ersten Schwangerschaftsdrittel. Da bei Efeu im Tierversuch in hohen Dosen embryonale Entwicklungsstörungen beobachtet wurden, wäre man mit diesem Extrakt (z. B. Prospan) in der Frühschwangerschaft vorsichtiger. Alternativ kämen Präparate mit Thymian-Extrakt oder auch Ambroxol als Schleimlöser in Frage.

von Dr. Wolfgang Paulus am 14.02.2020