Wegen Therapeuten...

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Wegen Therapeuten...

Hallo! Ich hatte hier vor kurzer Zeit schonmal geschrieben, daß mein Sohn Schwierigkeiten hat, sich in einer Gruppe (Kiga) zurechtzufinden, kaum Anschluß findet, Regeln verletzt, keinen Respekt vor Erwachsenen (laut Psychomotorik-Leiterin) hat, aber zuhause ein total lieber Junge ist. Heute Morgen hatte ich ein Gespräch mit meinem Sohn und er sagte mir, daß keiner mit ihm spielen wolle und er keinen Freund hätte. Er tut mir natürlich total leid und deswegen habe ich weiter überlegt, wie ich ihm helfen kann. Dabei ist mir eingefallen, daß ich als Kind (und auch heute noch) kein Gruppentyp war. Auch hatte ich keine festen Freunde, sondern bin nach draußen gegangen und habe mit irgendeinem nachbarkind gespielt, welches gerade da war. Ich kann mich auch daran erinnern, daß ich es gar nicht schlimm fand. Es hat mich nicht gestört, hauptsache ich konnte spielen, auch wenn das alleine war. Ich war eben eher ein Einzelgänger. Und das "befürchte" ich bei meinem Sohn auch. Nun ist es in der jetzigen Zeit so, daß viele in Turn- Sportvereinen sind oder zur Musikschule gehen. Merlin hatte bislang aber kein Interesse dazu. Kann das wohl sein, daß man auf die heutigen Kinder zu viel Druck ausübt? Um das Sozialverhalten zu testen MÜSSEN sich die Kinder untereinander treffen (außerhalb des Kigas), ob die Kinderoder Eltern damit klar kommen ist dabei nebensächlich. So beobachte ich unseren, wenn er Besuch hat, daß er dann trotzdem alleine spielt. Und ich muß ehrlich gestehen, da es heute nicht so wie damals ist, wo jedes Kind eine religiöse oder sonst eine bestimmte Erziehung aufgedrückt bekam, (meine allerdings auch nicht :-) ) habe ich selber auch Probleme und weiß nicht, wie ich mich fremden Kindern gegenüber verhalten soll. Gut, das nicht auf den Tischen herumgetanzt wird ist klar, aber wie weit soll ich mich ins Spiel einmischen? Was, wenn ein Kind sagt, daß es Hunger hat? Ich bin dann total unsicher, weil ich selber da kein Vorbild hatte. Und was mache ich nun? Irgendwie muß ich mich doch überwinden, aber das unsichere Gefühl bleibt. Brauche ich deswegen eine Therapie? Ich habe morgen einen Gesprächstermin mit Merlins Erzieherin und deswegen möchte ich gerne mehr wissen. Ich bin ratlos, möchte meinem Sohn helfen. Kann es nicht sein, daß er vom Charakter her ein Einzelgänger ist, wie ich und er deswegen Probleme hat, weil alle von ihm erwarten, daß er Freunde findet? Ich möchte ihn da nicht drängen, sowas muß sich schließlich ergeben. Aber da er bald zur Schule kommt, muß er ja auch vom Sozialverhalten anders werden. Oder wie sehen Sie das? Ich frage mich bloß, wieso das bei mir alles ok war und ich gar keine Probleme hatte. Ciao, Kerstin!

Mitglied inaktiv - 28.01.2003, 10:12



Antwort auf: Wegen Therapeuten...

Hallo Kerstin Es kann durchaus sein, dass Ihr Sohn nicht gerade vor Temperament übersprüht und sich auch gerne mal ganz allein hinsetzt um zu spielen, bzw. um Etwas auszuprobieren. Wie Sie aber auch selbst schon erkannt haben, wird er lernen müssen, sich in eine Gemeinschaft einzupassen um in unserer Gesellschaft einen sicheren Platz zu finden. Ohne Mitmenschen kann wohl Keiner von uns auskommen.- Ihn selbst scheint es ja auch schon ein wenig zu stören, dass im Kiga Niemand mit ihm spielen möchte.- Helfen Sie ihm, diese unsichtbare Mauer um ihn herum einzubrechen, indem Sie mit ihm gemeinsam viel unternehmen und auch mal gezielt 1-2 Kinder zu sich einladen. Beteiligen Sie sich begeistert an den gemeinsamen Spielen. Die Kleinen werden Ihnen schon sagen, wenn sie ungestört sein möchten.- Planen Sie gemeinsame Besuche im Schwimmbad, auf einem Bauernhof, zum Flughafen, usw. und nehmen Sie ein weiteres Kind mit zu diesen Ausflügen. Gemeinsame Erlebnisse verbinden meist, sodass Merlin bald auch -zumindest vorübergehend- einen "Freund" haben wird. Bald werden Sie auf diese Weise Merlins Vorliebe entdecken, sodass Sie sicherlich auch eine Aktivität finden, die ihm wirklich Spaß macht. Besucht er z.B. die musik. Früherziehung, einen Schwimmkurs o.Ä., wird er für dieses Gebiet ganz besondere Stärken aufweisen, die weiterhin gefördert werden und in Denen er besonders gelobt wird. Diese Tatsache wird sein Selbstbewußtsein erheblich steigern, sodass er es bald schaffen wird, auf andere Kinder angemessen zugehen zu können. Ihre Idee, eine Mutter-Kind-Kur anzustreben, finde ich ganz ausgezeichnet. Dort können Sie sowohl Etwas für sich tun, während Sie auch genügend Zeit haben um sich intensiv mit Merlin zu beschäftigen. Da Sie während der Kur fachlich angeleitet werden (sollten), werden Sie selbst im Verhalten gegenüber Ihrem Sohn viel sicherer werden, während man Ihnen gleichzeitig sagen kann, ob eine intensive Beratung, wie sie in einer Therapie erfolgt, anzuraten oder nicht notwendig ist. Sprechen Sie doch vorab schon mal mit Ihrem Haus- und Kinderarzt. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 28.01.2003



Antwort auf: Wegen Therapeuten...

Hallo Nochmal! Ich habe übrigens in Erwägung gezogen, mit meinen Kindern zur Kur zu fahren, um ihm auch außerhalb des Alltagsstresses wieder näher kommen zu können. Mit ihm in Ruhe zu sprechen und zu erkennen was ER möchte. Ciao, Kerstin!

Mitglied inaktiv - 28.01.2003, 10:20