Was machen wir denn noch alles falsch?

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Was machen wir denn noch alles falsch?

Hallo Frau Schuster! Hallo an alle anderen! Heute möchte ich hier doch wirklich einmal mein Herz ausschütten, denn ich frage mich wie ich die Situationen die sich hier abspielen in eine andere Richtung beeinflussen kann. Unser Sohn ist jetzt 2 Jahre und 4 Monate alt. Eigentlich ein aufgewecktes neugieriges und fröhliches Kind, er geht seit Dezember an zwei Vormittagen in eine Kita und ab August wird er in den Kindergarten gehen. Bis zum Anfang diesen Jahres hatten wir zwar ab und an mal eine Trotzreaktion, aber die waren nicht sonderlich dramatisch. Bis Anfang Februar war ich einfach nur Hausfrau und habe mich um unseren Sonnenschein gekümmert. Dann starb allerdings genau zu dieser Zeit meine Mutter, an der ich sehr gehangen habe und ich habe mich sehr viel um meinen Vater und die Dinge die zu regeln waren kümmern müssen. Tatsache ist, dass ich seither vormittags gar nicht oder nur wenig zuhause war. Mein Mann hat in dieser Zeit unseren Sohn betreut (er hat leider genau zu dieser Zeit seine Stelle verloren) Fakt ist, die Nerven lagen bei uns blank, unser Sohn hatte recht verstörte und nachgiebige Eltern und die vorher so wichtige Konsequenz war dahin. Seither erlebt vor allem mein Mann Kämpfe beim Anziehen oder wickeln. Der Kleine isst nur noch schlecht und möchte stattdessen spielen. Wenn ich mal alleine irgendwo hin will, sei es nur auf die Toilette gerät unser Sohn in Panik, weint, schreit und will hinterher. Bekommt er nicht seinen Willen, schreit er, windet sich, wirft mit dem Spielzeug was gerade im Weg liegt um sich. Das Schlimmste ist, dass er sich im Auto immer wieder mit dem Arm aus dem Dreipunktgurt windet. Das macht mir solche Angst, gebe ich ehrlich zu, denn was soll ich z.B. auf der Autobahn machen? Da kann ich ja nicht einfach rechts ranfahren. Im Moment erlebe ich einen Machtkampf nach dem anderen und immer wieder versucht er uns Eltern gegeneinander auszuspielen. Ich weiß mir zwischendurch keinen Rat mehr... und im nächsten Moment ist er wieder so lieb, sanft und höflich, hilft und hört. Ich würde mich so freuen, wenn ich irgendeinen Tipp bekomme, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Birgit

Mitglied inaktiv - 20.05.2006, 20:36



Antwort auf: Was machen wir denn noch alles falsch?

Hallo Birgit Bitte versuchen Sie, nach vorne zu blicken und nicht zurück und verhalten Sie sich so gut es geht, wieder genauso liebevoll und begründet konsequent, wie Sie sich vor all` den tragischen Ereignissen verhalten haben. Ihr Sohn wird ganz bestimmt zu seinen gewohnten Verhaltensweisen zurückfinden, sobald er sich wieder sicher (an Ihnen) orientieren kann. Lassen Sie ihn möglichst viel SELBER machen und zeigen/sagen Sie ihm, wie stolz Sie auf Ihren "großen, selbständigen, hilfsbereiten..." Sohn sind. Nehmen Sie ihn mit, wenn Sie zur Toilette gehen und bieten Sie ihm an, ebenfalls auf dem Topf oder auf der Toilette mit Kindersitz pieseln zu dürfen -wenn er möchte-. Gönnen Sie ihm Höschenwindeln, sodass er auch SELBER zum Klo gehen DARF, wenn er möchte. Lassen Sie ihn beim Anziehen wiederum SELBER zwischen 2 Kleidungsstücken wählen, welchen Pullover,... er anziehen möchte und sparen Sie nicht mit Lob bei jedem noch so geringen, eigenständigen Tun. Achten Sie darauf, dass er während einer Autofahrt beschäftigt ist und evtl. SELBER in den Autositz klettern DARF. Eine Musikkassette oder ein Auto, eine Motorikschleife, ein Kindermusikinstrument auf seinem Spieltisch werden ihn sicherlich das Grenzen testende Abschnallen vergessen lassen. Sie als Eltern sollten in Abwesenheit des Kindes einige "Eckpunkte" absprechen, sodass Sie in Ihnen wichtigen Situationen stets gleich handeln, bzw. sich vor dem Handeln gegenseitig befragen. Halten Sie durch, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 21.05.2006