Unausgeglichen

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Unausgeglichen

Hallo Frau Schuster! Eine Frage zur Entwicklung meines Sohnes: Zunächst: Im Dezember wird er sechs Jahre alt. Da er noch Defizite im sozialen Bereich hat, wurde er - da er ohnehin ein "Kann-Kind" war - in Absprache mit dem KiGa dieses Jahr noch nicht eingeschult. Sprachlich ist er sehr weit, fängt auch schon aus eigenem Interesse das Lesen an. Erstes Rechnen kommt nun auch. Unglaublich interssiert und neugierig und merkt sich vieles. Feinmotorisch schon immer sehr weit, zeichnet z.B. dreidimensional und sehr detailliert. Grobmotorisch eher hinterher, aber seit er Krankengymnastik hat es sich gebessert und er traut sich mehr zu. Er geht ins Turnen und ins Fußball. Das macht ihm auch sehr viel Spaß. Er ist sehr lebhaft, kann aber auch sehr konzentriert bei etwas sein. Er wirkt in Gegenwart anderer Kinder oder seinem jüngeren Bruder etwas altklug und bestimmend. Schwankt oft, wenns ums gemeinsame Spiel geht, wird übermütig, kann sich dann kaum an einem Spiel halten. Kann aber andererseits wie gesagt, sehr konzentriert puzzeln, malen, usw. Er ist sehr stolz auf alles, was er kann. Zeigt es auch gerne, aber reagiert sehr albern, wenn er in Situationen kommt, in denen er weiß, dass andere besser sind (z.B. bei Spielen im Kindergarten, beim Sport, usw). Dann macht er den Kasper und hört auch kaum noch. Es scheint ihn zu belasten, aber er überspielt es. Das ist übrigens nicht nur meine Wahrnehmung, sondern vom KiGa auch so geäußert. Im Spiel mit anderen versucht er zu dominieren, wird übermütig, wird von den etwas älteren nicht als gleichwertiger Spielkamerad wahrgenommen. Er versucht auch andere Kinder oft zuzutexten mit seinen Ideen, die oft losgelöst aus dem Zusammenhang kommen und nichts mit dem derzeit gespielten Spiel zu tun haben. Kurz gesagt: Er steht sich manchmal wohl selbst etwas im Weg. Er wirkt unausgeglichen und doch voller Energie. Es gelingt manchmal schwer, ihn wieder zur Ruhe kommen zu lassen, obwohl ich aufgrund der Lernbereitschaft, usw. nicht von einem Aufmerksamkeitsdefizit ausgehe. Er versucht andere zu bestimmen und sucht doch sehr die Nähe zu anderen Kindern und mag auch andere Kinder sehr und kümmert sich. Er hat einen besten Freund. Diese Freundschaft ist sehr stabil. Andere Freundschaften sind nur lose. Wie kann man ihm helfen, ein bisschen ein Gleichgewicht zu finden, auch dass er sich in der Vorschule oder im Kontakt zu Freunden nicht so sehr selbst im Weg steht? Und dass er - in diesen Phasen der Unausgelichenheit, Albernheit - auch wieder auf den Boden kommt und diese Überdrehtheit verliert. Er ist auch bei anderen Müttern nicht immer ein sooo gern gesehener Gast, weil er im Überschwang sehr lebhaft sein kann und herumalbert und nicht mehr hören kann, dass man in der Wohnung nicht zu laut herumtoben darf, usw. Er braucht übrigens auch - vom Alter her gesehen - wenig Schlaf. (von ca. 21.00 Uhr bis 6.00 Uhr). Er vergisst viel alltägliches (wie z.B. dass man gerade gesagt hat, er soll ins Kinderzimmer gehen und seine Socken holen), weiß aber andererseits detailliert, was vor einigen Jahren war oder was er z.B. in einer Wissens-Fernsehsendung gesehen hat. Danke!

Mitglied inaktiv - 16.09.2006, 23:46



Antwort auf: Unausgeglichen

Hallo Ratsuchende Ihrer Beschreibung nach scheint Ihr Sohn unter Versagensängsten zu leiden. Er findet nicht in den Schlaf aus Angst, etwas zu verpassen, was Andere dann besser als er können. Diese innere Unsicherheit versucht er mit seiner Albernheit zu überspielen. Helfen Sie ihm, indem Sie ihm immer mal wieder sagen und auch an sich selbst oder anderen Personen zeigen, dass Niemand in Allem gleich gut sein kann und dass Jeder seine individuellen Stärken und Schwächen hat -auch Eltern-. Regen Sie ihn und seine Freunde zu konkreten Aktivitäten an und beteiligen Sie sich selbst an deren Beschäftigung, um die Stärken, aber auch die Schwächen aller Mitspielenden zu erwähnen und immer mal wieder darauf hinzuweisen, dass gegenseitige Hilfestellung und anschließende Einigkeit Alle zusammen ganz besonders stark macht. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 17.09.2006