Liebe Christiane,
ich habe eine Frage an Sie, die mir sehr unter den Nägeln brennt. Mein Sohn ist 15 Monate alt und eigentlich ein sehr aufgewecktes Kerlchen. Mit 10 Monaten hat er begonnen zu laufen und mittlerweile kann er auch schon einige Worte sagen. Er ist sehr anhänglich - was ich auch sehr schön finde - obwohl er wirklich ein kleiner Wirbelwind ist. Er war zwar schon immer sehr laut und hatte auch eine 3-Monats Kolik, aber das habe ich auf unsere damaligen Umstände geschoben (Umzug, meine Abschlußprüfung, sein Krankenhausaufenthalt mit mir wegen seiner angeborenen Hydronephrose) und versucht ihn zu beruhigen und zu verstehen. Aber mittlerweile bekommt er regelrecht Wutattacken. Wenn z. B. ihm ein Spielzeug unter die Couch rollt und er es nicht bekommt, stampft er mit seinen kleinen Beinen wie wild und brüllt wie verrückt. Das gleiche, wenn der Hund meiner Eltern ihm den Stock wegnimmt, den er ihm zuvor hinhielt, oder wenn ich ihn windeln will und er keine Lust hat, oder wenn er nicht in seinem Stuhl sitzen bleiben will beim essen. Also fast in jeder erdenklichen Situation. Am schlimmsten ist das baden. Setzt man ihn nicht schnell genug ins Wasser schreit er und noch viel mehr, wenn er fertig ist und ich ihn bade. Mittlerweile schreit er so oft, dass es mich wirklich nervt, weil ich nicht begreife wieso er wegen solcher Kleinigkeiten schreit. Ich habe schon etliche Bücher gelesen, wie man solche Situationen entschärfen kann, aber nichts hat geholfen. Weder das Geschrei ignorieren, noch ihm erklären, das es doch keinen Grund gäbe zu schreien, noch ihn ablenken. Eine Bekannte von mir, die 3 ältere Kinder hat, gab mir den Rat doch mal in so einer Situation in die Hände zu Klatschen und ihn dann schnell abzulenken, z. B. sagen:"Oh, guck mal da fliegt ein Vogel." Ich hab es heute mal ausprobiert, aber mit mäßigem Erfolg. Wenn er schreien will, dann schreit er. Vor allem wenn es nicht schnell genug geht.Und seit kurzem spuckt er auch noch sein durchgekautes Essen wieder aus, sieht es sich an und matscht damit. Ich erlaube das natürlich nicht, aber manchmal ist er einfach schneller als ich.
Verstehen sie mich nicht falsch. Ich liebe mein Kind sehr und ich könnte ihm niemals weh tun - davor habe ich keine Angst, da schon viele Stresssituationen da waren und ich ihn zwar mal ausschimpfen und dann auch sehr konsequent bin, aber trotzdem so die Beherrschung noch nie verlohren habe. Aber ich wäre Ihnen schon recht dankbar, wenn Sie mir einen Tipp geben könnten wie ich dem beikommen kann, weil ich zugeben muß, dass ich schon sehr gestresst bin durch das Geschrei, zumal ich mit meinem 2. Kind im 8. Monat schwanger bin. Trotzdem kümmere ich mich viel um ihn (gehe vor- und nachmittags mit ihm auf seinen Spielplatz nach draußen, spiele im Kinderzimmer mit ihm und gehe zur krabbelgruppe) auch wenn halt nicht mehr so häufig wie früher.
Kann es sein, dass er sich wegen der Schwangerschaft vernachlässigt fühlt oder reagiere ich einfach falsch auf sein Verhalten? Oder ist es einfach eine Trotzphase? Wie kann ich ihm abgewöhnen ständig sein essen auszuspucken? Ich wäre für Ihren Rat dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin
Mitglied inaktiv - 04.07.2001, 10:45
Antwort auf:
Trotzphase?????
Hallo Kerstin
Ihr Sohn merkt sicherlich schon, dass irgendetwas in seiner gewohnten Umgebung anders ist. Er kann es nicht verstehen und wird unsicher. Diese Unsicherheit weiß er nicht anders als durch Schreien zu äußern. Auch möchte er in diesem Alter schon viele Dinge tun, die er aber auf Grund seiner körperlichen Entwicklung noch nicht kann. Er wird wütend über sich selbst und wendet sich in dieser hilflosen Wut an seine vertrauteste Bezugsperson.-
Zeigen Sie ihm gegenüber zuerst einmal Verständnis, indem Sie versuchen ihn liebevoll in den Arm oder auf den Schoß zu nehmen. Lassen Sie ihn dort eine Weile schreien, damit er sich abreagieren kann. Anschließend bieten Sie ihm eine Alternative an, wie er seine Wut loswerden kann, wie z.B. ein anderes Spielzeug.
Das durchgekaute Essen wird er sich aus Neugierde anschauen und nichts Unangenehmes dabei empfinden.- Überwinden Sie sich einmal und schauen Sie es gemeinsam mit ihm an um ihm dann zu sagen, dass es nicht sehr schön aussieht und dass Sie nicht möchten, dass er sein Essen ausspuckt um damit zu spielen. Informieren Sie ihn darüber, dass er dann wohl satt zu sein scheint und Sie das Essen wegstellen.- Handeln Sie nach einer Ermahnung konsequent. Er wird nicht gleich verhungern aber seine Grenzen erkennen.
Da Ihr eigenes Nervenkostüm jetzt in der Schwangerschaft sicherlich auch nicht das Stärkste ist, sollten Sie sich überlegen, vorübergehend ein älteres Nachbarkind zu bitten, die Babysitter-Rolle für regelmäßig ein oder zwei Stunden zu übernehmen, damit Sie auch mal ein ganz klein wenig zwischendurch "auftanken" können.
Alles Gute und: bis bald?
von
Christiane Schuster
am 04.07.2001
Antwort auf:
Trotzphase?????
Liebe Kerstin,
ich habe zwei Kinder, 2 Jahre und 8 Monate, kenne das Problem also auch und muß sagen mir hat ein Buch sehr geholfen."Das Elternbuch von Ulrich Diekmeyer" gibt es für jedes Lebensjahr und es ist sehr viel nützliches für den Alltag drin. Wir hatten auch das Problem, daß Julika, die schon sehr viel und sehr gut spricht, plötzlich anfing trotzig zu werden. Nach eingehender Lektüre hab ich gemerkt, daß sie meist so reagiert, wenn sie überfordert ist oder wird. Wenn das Spielzeug unter der couch ist und dein Sohn nicht weiß wie er es wiederkriegt, zeig ihm doch ganz ruhig, wie es geht. Wichtig ist Ruhe bewahren, denn je mehr du dich über dein Kind aufregst und mauerst, desto heftiger wird die Reaktion. Wenn er zu sehr bockt versuch ihm einen Ausweg aus der Trotzerei anzubieten und wenn er den nicht nehmen kann, geh weg und laß ihn ausspinnen aber bleib in spürbarer Nähe für ihn. Auch glaube ich daß er spürt, daß da etwas in euerer Familie passiert und damit kann er ohne deine Hilfe nicht umgehen. Versuch in der kurzen Zeit die dir noch bleibt bis das Baby kommt viel mit ihm zu kuscheln und ihm Bilder zu zeigen von dem Baby und ihm immer wieder klar zu machen, daß du ihn lieb hast,egal was passiert und wie er sich verhält. Ich hoffe Dir damit ein bissl Mut gemacht zu haben. Ich drück Dir die Daumen und hoffe es beruhigt sich bald wieder, Deine Babsi
Mitglied inaktiv - 07.07.2001, 15:35
Antwort auf:
Trotzphase?????
Es gibt da ein Buch, das heißt: "Ich schenk Dir meine Wut" von Isabelle Filliozat, Walter Verlag. Hast Du das schon einmal gelesen? Es hat mir geholfen, mich von den Wutanfällen meines Kindes abzugrenzen, mich dadurch nicht selber angegriffen oder zu irgendetwas aufgefordert zu fühlen. Viel mehr bin ich heute in der Lage, meinem Sohn in so einer Situation mit Mitgefühl zu begegnen und ihm helfen zu wollen, den Grund für seine Wut zu finden.
Mitglied inaktiv - 11.07.2001, 07:42
Antwort auf:
Trotzphase?????
Hallo Marion!
Das Buch interessiert mich sehr. Da es aber 40,- DM kostet, würde ich vorher gern wissen, um Kinder welcher Altersklassen es sich dabei handelt und ob es sehr psychologisch aufgebaut ist oder eher "aus dem Leben". Vielleicht magst du mir kurz weiterhelfen!?!
Viele Grüße
Anja
Mitglied inaktiv - 11.07.2001, 11:59
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Trotzphase?????
Hallo Anja!
Das Buch handelt über die Wut/Emotionen von Kindern. Ich würde mal sagen von Geburt an bis ca. Grundschule. Wobei die Wut von Erwachsenen genauso damit gemeint sein kann, nur Erwachsene haben ganz andere Möglichkeiten sich auszudrücken und finden in der Regel schneller Gehör als Kinder.
Das Buch ist sehr leicht verständlich. Die Autorin versteht es, einen ganz langsam zum Kern der Aussage zu führen, so daß das Geschehen nachvollziehbar ist.
Der Preis sollte Dich auf gar keinen Fall davon abhalten, dieses Buch zu lesen. Vielleicht kannst Du in der städtischen Bücherei mal nachfragen, ob sie dieses Buch haben.
Vielleicht noch kurz die Inhaltsangabe:
"Eltern sind oft ratlos, ja auch hilflos angesichts der heftigen Gefühle ihrer Sprößlinge. Wie adäquat reagieren, wenn sie weinen, schreien oder toben? Dabei sind die Emotionen der Kinder, so die Psychotherapeutin Isabelle Filliozat, das wertvollste, das sie haben. Emotionen sind eindringliche Apelle, sie sind der Schatz unserer Kinder. Deshalb gilt es, diesen Schatz zu heben und diese Gefühläußerungen als wichtige Botschaften ernst zu nehmen, zu entschlüsseln und vor allem ihnen respektvoll zu begegnen.
Dieses praxisorientierte Buch präsentiert anhand einer Vielzahl von Beispielen aus dem familiären Alltag die große Palette der Emotionen und hilft Eltern, die Gefühle ihrer Kinder besser zu verstehen und einfühlsam damit umzugehen - um eine liebevolle Bindung zwischen Kindern und Eltern entstehen zu lassen."
Hoffe, ich konnte Dir hiermit helfen.
Tschö, Marion
Mitglied inaktiv - 13.07.2001, 07:36
Antwort auf:
Trotzphase?????
Vielen Dank!
Mitglied inaktiv - 13.07.2001, 22:05
Antwort auf:
Trotzphase?????
Hallo
Also ich habe da jetzt auch eine Frage an dich. Ich bin ein eher unruhiger Mensch, und flippe ziemlich schnell aus, wenn mein Kleiner länger weint bzw. schreit. Ich sage dann imma zu meinem Mann nimm ihn bitte sonst werde ich wahnsinnig. Meinst du das das Buch auch etwas für mich ist. Mein Kleiner ist 5 Monate. Vielen Dank
Mitglied inaktiv - 20.07.2001, 23:17