Liebe Frau Schuster, es geht um meine Tochter, die im November 4 wird. Wir stecken gerade in einer großen Stresssituation, die sicher sehr viel von den Verhaltensproblemen meiner Tochter verursacht. Erstmal zu ihr: Sie ist ein sehr sensibles Kind und war bis sie zweieinhalb war ein wahres Engelchen. Dann kam ihr kleiner Bruder, was ihr einen schweren Knacks versetzt hat, wovon sie sich bis heute nie wirklich erholt hat, obwohl wir unser Bestes gaben, um die Eifersucht so gering wie möglich halten zu können. Seitdem ist sie oft ganz überdreht, unruhig, zickig,.... Momentan bauen wir ein Haus, das bedeutet, dass mein Mann so gut wie immer auf der Baustelle arbeitet und sie ihn kaum zu Gesicht bekommt. Sie vermisst ihn sehr, äußert das auch und weint deswegen. Ich bin mit den beiden Kindern allein und stecke gerade in den Umzugsvorbereitungen, Kisten packen, Baumarkteinkäufe etc. Meine Nerven flattern ziemlich mangels Hilfe von irgenwoher. Zeitgleich mit unserem Bau ist die Oma erkrankt, was uns sowohl psychisch belastet als auch die Oma als Ersatzbezugsperson und Kinderbetreuung entfallen läßt. Insgesamt geht es hier gerade ziemlich drunter und drüber. Es ist schwer, einen geregelten Rhythmus einzuhalten. Ich habe kaum Zeit, mal in Ruhe mit meiner Tochter zu spielen (da der Kleine leider auch sehr wenig Schlaf braucht und natürlich bei allem mitmischen möchte. Er ist ein kleiner Draufgänger und recht grob, so dass sie sich durch ihn oft gestört fühlt: Er macht viel kaputt, zieht sie an den Haaren etc.). Zudem bin ich im Dauerstress und reagiere oftmals nicht mehr so ruhig, wie es eigentlich meine Art ist. Ganz klar, dass sie irgendwie rebelliert. Wir ziehen demnächst um und dann wird hoffentlich manches besser. Dennoch: Wie gehen wir jetzt am Besten mit ihr um? Die Erzieherin sprach mich heute morgen an, weil sie sich nicht mehr zu helfen wissen. Sie ist im Kindergarten sehr laut und unbändig, hält keine Regeln ein, diskutiert alles endlos (Warum soll ich das aufräumen? Die andern haben doch auch damit gespielt! Oder: Aber ich mach das nicht weil...) und ist zu keiner Einsicht zu bewegen. Ähnlich ist es hier zu Hause auch (wobei sie diese Tendenz schon immer hatte, auch vor dem Hausbau). Sie diskutiert immer zuerst, bevor sie dann auf einen hört oder eben auch nicht. Ich weiß im Moment gar nicht mehr mit ihr umzugehen, denn sie ist fast permanent am Weinen und Kreischen. Schon morgens fängt es an, beim Haare kämmen, anziehen... Egal ob sie es selbst macht oder ich. Sie schreit alles zusammen und grillt in einem solchen Ton, dass einem fast die Ohren abfallen. Sie diskutiert endlos, verweigert auf irgendetwas zu hören und weint wegen jeder noch so kleine Kleinigkeit ganz laut und schrill los. Auch, wenn nur ihr kleiner Bruder sie im Vorübergehen streift oder ihr Stuhl krumm am Tisch steht. Ich weiß, dass die Situatin gerade sehr belastend ist und habe Verständnis und Mitleid. Aber wie gehe ich denn nun mit ihr um, wenn sie mich frühmorgens schon anbrüllt, wenn sie für den Kiga angezogen werden soll? Wenn sie einen Nervenzusammenbruch bekommt, weil die Kassette zu leise ist und ich nicht nach 1 Sekunde dastehe um lauter zu stellen? Sie bockt gerade wirklich wegen allem. Wenn ich sie frage, ob sie Müsli oder Brot frühstücken möchte, antwortet sie "Knöpfe" usw. Was mich beunruhigt ist, dass es nicht nur zu Hause so ist, sondern buchstäblich bei jedem. Sie hört auf niemanden und kann sich laut Erzieherin momentan nicht in die Gruppe einfügen oder an Regeln halten. Wie helfe ich meinem Kind? Nach einem ruhigen Kuscheltag kürzlich war es etwas besser. Da wir auf Ende September die Wohnung gekündigt haben, ist es leider schlichtweg nicht möglich, das momentan öfter einzulegen. Soll ich konsequent bleiben? Manchmal denke ich, ich lasse ihr viel zu viel durch und zu viele Ausnahmen zu, dass sie deshalb die Grenzen so massiv austestet. Sorry, das war lang und vielleicht etwas durcheinander. Ich hoffe, Sie haben Rat für mich. Herzlichen Dank schon im Voraus!
Mitglied inaktiv - 15.09.2006, 10:30