Schüchterner Eigenbrötler

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Schüchterner Eigenbrötler

Hallo Frau Schuster, kann man ein eher introvertiertes Kind zu einem geselligen aufgeschlossenen Menschen erziehen oder sind die Gene so stark, daß das nur Krampf bedeuten würde. Mein Sohn, 3,5 Jahre alt hat einfach kaum Lust, andere Kinder zu treffen. Ich muß ihn immer dazu überreden und wenn wir dann bei anderen zu Besuch sind klebt er die meiste Zeit an mir dran, ist höchstens am anderen Spielzeug interessiert,holt es sich und setzt sich auf meinen Schoß bzw. zu meinen Füßen. Jede Form von Aufforderung, spiel doch mal mit Deinen Freunden wird abgelehnt. Von sich aus will er nie Besuch haben und auch kein anderes Kind besuchen. Er äußert zumindest nie von sich aus den Wunsch. Ich habe das Gefühl, daß er am liebsten alleine bzw. mit mir zusammen ist. Wenn wir Besuch bekommen, dann muß ich ihn auch vorher impfen, ja nett zu sein und nicht ständig um die Spielsachen zu streiten. Größtenteils gibt es dann doch Heulerei um ein und dasselbe Spielzeug. Nils ist Einzelkind und ich habe das Gefühl, daß egal was ich auch anstelle, er die ganzen negativen Vorurteile bald bestätigt. Was kann ich dagegen tun? Ihn noch mehr mit anderen Kindern in Kontakt bringen - obwohl er gar nicht will? Wie soll er soziales Verhalten lernen? Erst im Kindergarten auf die harte Tour? Ich habe auch wenig Lust, mir mein Leben von ihm diktieren zu lassen und zum Einsiedler zu werden, nur weil es dauernd Streß gibt. Was kann ich tun, um ihm entspannt beizubringen, daß es schön ist, wenn man Freunde hat ( was er immer heftig verneint)? Hoffentlich können Sie mir weiterhelfen. Vielen Dank Astrid

Mitglied inaktiv - 08.07.2002, 19:06



Antwort auf: Schüchterner Eigenbrötler

Hallo Astrid Gehen Sie mit Ihrem Sohn häufig auf einen öffentlichen Spielplatz ohne ihn zu drängen, dort mit anderen Kindern spielen zu müssen. Besuchen Sie ebenfalls mit ihm das Schwimmbad und melden Sie ihn ggf. bei einer Interessengruppe seiner Wahl an. Dabei ist es unerheblich, ob es nun die Musikschule, der Sportverein o.Ä. ist. Dort wird er in seinem Interesse bestätigt, während er ganz nebenbei Kontakte zu ca. Gleichaltrigen knüpfen kann, aber nicht unbedingt muß. Bestätigen, bzw. ermutigen Sie ihn auch zu Hause immer wieder und loben Sie ihn bei jeder noch so geringen Kleinigkeit. Ein Lob und eine Ermutigung regen bekanntlich zu weiterem, selbständigen Tun an. Hat Ihr Sohn erst einmal ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln können, wird er sicherlich auch von sich aus hin und wieder auf andere Personen zugehen. Bis er dieses eigenständige Tun entwickelt hat, sollten Sie ihn so annehmen, wie er ist. Je mehr Sie ihn unter Druck setzen Kontakte aufzunehmen, umso mehr wird er sich "in seinem Schneckenhaus" verkriechen. Auch, wenn auf diese Weise wahrscheinlich aus Ihrem Sohn nie ein vor Temperament überschäumendes Kind wird, wird er ganz sicher soviel Kontakte zu Anderen aufnehmen um seinen festen Platz in seiner Umgebung zu finden. Liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 09.07.2002