Merkwürdige Lügengeschichten

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Merkwürdige Lügengeschichten

Liebe Frau Schuster, mein gerade 6-jähriger Sohn "lügt" desöfteren. Dabei sind es keine Lügen im herkömmlichen Sinne, um etwas zu verbergen oder etwas erlaubt zu bekommen. Er lügt stattdessen, um sich hervorzutun - bei was auch immer. Er erzählt z.B., dass er bei einem Kindergeburtstag alle Spiele gewonnen hat, der schnellste, der beste und so weiter ist. Diese Geschichten sind dermaßen überzogen, dass sofort erkennbar ist, dass es sich nicht um die Wahrheit handeln kann. Im übrigen scheint er von seinen Geschichten selbst aber völlig überzeugt zu sein. Wenn man ihn damit konfrontiert, dass man ihm nicht glaubt, weint er oder ist beleidigt. Inzwischen äußere ich mich zu diesen "Märchen" schon gar nicht mehr, sondern ignoriere, wenn er so etwas erzählt. Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll. Er ist äußerst phantasievoll und hat ganz viele Stärken, die wir auch loben. Aber ist das noch altersgemäß? Er kommt nach den Sommerferien schon in die Schule. Er betreibt eine Sportart im Verein, in der er - in seiner Altersklasse - an der absoluten Leistungsspitze ist. Er bekommt dadurch sehr viel Anerkennung. Ich weiß nicht, wie wir sein Selbstwertgefühl noch stärken könnten, damit er es nicht mehr notwendig hat, sich mit Lügen hervorzutun. Vielleicht hätten Sie einen Rat für mich? Viele Grüße Daja

Mitglied inaktiv - 07.07.2008, 10:57



Antwort auf: Merkwürdige Lügengeschichten

Hallo Daja Bitte weisen Sie ihn direkt darauf hin, dass er es doch gar nicht nötig hat, sich mit Angeberei immer an die Spitze zu setzen; er ist doch auch ohne diese erfundenen Geschichten schon meist an der Spitze. Informieren Sie ihn auch darüber, dass nur Derjenige wirklich der Größte und Beste ist, der das Können Anderer lobt, die schwächer sind als man selbst. Dann erhält man nämlich Anerkennung von den Starken UND Schwachen. Beobachten Sie, dass er sich mal wieder mit Lügerei hervortun möchte, weisen Sie ihn mit einem wissenden Lächeln darauf hin, dass Sie schon bemerkt haben, dass er mal wieder angibt und informieren Sie ihn darüber, dass jeder Mensch Stärken, aber auch Schwächen hat und Niemand überall gleichgut sein kann. Dann zählen Sie seine Schwächen und seine Stärken auf. Viel Erfolg, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 07.07.2008