Bindungsverhalten einjähriges Kind

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Bindungsverhalten einjähriges Kind

Liebe Frau Ubbens, zunächst vielen Dank für Ihre zahlreichen hilfreichen Antworten in Ihrem Forum! Ich schreibe Ihnen, da ich eine Frage zu meinem Sohn (12 Mo) habe. Ich mache mir ein wenig Sorgen um ihn. Wir haben mit ihm und seiner Zwillingsschwester vor 6 Wochen die Eingewöhnung in die Kita begonnen. Mein Sohn ist in den ersten Tagen, als ich mit dabei war, direkt losgerobbt und hat die Kita erkundet, er hat keine größere Reaktion gezeigt, als ich am vierten Tag zum ersten mal für eine halbe Stunde weggegangen bin. Als ich wiederkam, hat mich gar nicht richtig registriert. So ist es auch bis heute geblieben (inzwischen verbringen die Kinder täglich 4 Stunden in der Kita). Meine Tochter klammert zunächst immer an mir, weint etwas, wenn ich gehe, lässt sich aber dann von der Erzieherin nehmen und schnell trösten. Mein Sohn schaut nicht nach mir, wenn ich gehe, will auch nicht zur Erzieherin, sondern robbt weg. Wenn ich wiederkomme, ignoriert er mich eher. Gestern war er auf dem Arm der Erzieherin und wollte nicht recht auf meinen Arm kommen, als ich die beiden abholte. Meine Tochter kam direkt zu mir. Jetzt bin ich irritiert und mache mir Sorgen, dass mein Sohn nicht sicher an mich gebunden ist. Insgesamt wirkt er seit einigen Monaten angespannt und unzufrieden, er schläft nachts unruhig, schreit tagsüber oft heftig los, meist auch recht wütend und kann sich wenig mit sich selbst beschäftigen, er will viel auf den Arm, ist dort aber auch nicht entspannt. In den ersten 8 Monaten war er viel ausgeglichener und gelassener. Wir wissen nicht recht, was mit ihm los ist. In den letzten 12 Monaten waren sowohl mein Mann als auch ich in Elternzeit, die Kinder haben also zwei gleichwertige Hauptbezugspersonen. Wir haben versucht, die Bedürfnisse unserer Kinder gut wahrzunehmen und darauf prompt zu reagieren, aber mit Zwillingen ist das leider nicht immer möglich (z.B. Essen und Schlafen nach Zeitplan, um einen gemeinsamen Rhythmus zu behalten). Zudem brauchten wir auch immer wieder Unterstützung durch zwei Babysitter, weil die beiden recht unruhig waren, wenig geschlafen und viel geschrien haben und alles zeitweise ziemlich anstrengend war. Jetzt werden wir ab Mai wieder arbeiten und überlegen, einen dritten Babysitter einzustellen, da ich befürchte, die Nachmittage mit den Kindern alleine sonst nicht zu schaffen. Leider können wir die benötigten Zeiten nicht mit den bisherigen Babysittern abdecken. Lange Rede... nun zu meiner Frage: Finden Sie das Verhalten meines Sohnes problematisch? Denken Sie, er könnte eine unsichere Bindung zu uns haben und können Sie uns einen Tipp geben, was wir zukünftig beachten können? Denken Sie, eine weitere Bezugsperson könnte die Kinder irritieren? Besten Dank im Voraus für Ihre Zeit und Antwort!

von s.marti am 20.04.2015, 22:39



Antwort auf: Bindungsverhalten einjähriges Kind

Liebe s.marti, die Welt ist so aufregend, warum dann zu Mama wollen? Machen Sie sich keine Sorgen. Bzgl. Ihres Bindungsverhaltens ist alles in Ordnung. Kinder sind sehr unterschiedlich und genauso unterschiedlich verhalten sie sich in den unterschiedlichen Situationen. Die letzten Monate waren anstrengend? Ihr Sohn lernt viel Neues, nimmt viel mehr wahr als noch vor einiger Zeit usw. Viele Kinder lässt das eine Zeit lang unruhiger sein und auch schlechter schlafen. Vermutlich wird es in den nächsten Wochen von selbst wieder besser werden. Haben Sie das Gefühl, Sie möchten weitere Möglichkeiten ausschließen, weshalb Ihr Sohn so angespannt ist, können Sie einen Termin beim Osteopathen vereinbaren. Sind Sie dabei, wenn ein Babysitter zu Ihnen ins Haus kommt oder werden Sie arbeiten sein und montags kommt A, dienstags B und mittwochs C usw.? Bei der ersten Variante wäre eine weitere Babysitterin sicherlich unproblematisch. Sollten die Kinder ohne Sie von einer Person betreut werden, ist es für die Kinder leichter, wenn dies von überwiegend einer Person gemacht wird. Sie können überlegen, ob Sie nicht jemanden engagieren, der alle nötigen Zeiten abdecken kann. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 22.04.2015