Lieber Dr. Post,
ich hatte Ihnen letzte Woche geschrieben wegen meiner Tochter (14,5 M.), dass sie sich im Spiegel erkennt. Sie wird nach Ihren Büchern erzogen und das Ergebnis lässt sich sehen. Danke dafür.
Ich habe in Ihrem Forum gelesen, man sollte nicht einen Kind mit Liebe erdrücken o.ä. Das hat mich verunsichert. Ich liebe meine Tochter sehr, küsse, umarme und kuschele ständig und immer mit ihr. Sobald ich aber spüre dass sie weiter will oder genug hat, lasse ich sie. Sie erwidert auch meine Liebesbezeugungen. Ich lasse sie viel allein machen, halte es aber nicht aus und möchte sie immer knutschen.Geniesse das Einschlafen sehr, wir liegen in dem großen Bett, sie spielt, erzählt, kuschelt mit mir, kommt und küsst mich, sagt Mama und küsst mich wieder. Dann krabbelt sie weiter und irgendwann schläft allein ein, ohne Körperkontakt. Papa darf sie auch ins Bett bringen.Was stimmt mit mir nicht? Und was tue ich ihr damit an?
Liebe Grüße
Natalie
von
Natmel
am 23.09.2013, 07:39
Antwort auf:
zuviel Liebe?
Liebe Natalie, wenn Sie mit der Frage am Schluss Ihres Schreibens meinen, dass Sie ein zu großes Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Liebesbezeugungen von Ihrer Tochter hätten, dann sollten Sie sich fragen, was Ihnen fehlt, wenn es Ihre Tochter nicht zeigte. Denn nur das wäre das Zuviel, dass Sie vielleicht von Ihrer Tochter erwarten. Aber darüber kann ich gar nicht urteilen. Wenn Sie, wie Sie schreiben, Ihrer Tochter den Freiraum lassen, auch einmal ganz ihrer eigenen Wege zu gehen und Zärtlichkeiten abzulehen, wenn sie nicht will, dann stimmt doch das Verhältnis.
Was Sie im Forum über erdrückende Liebe gelesen haben, kann nur sein, dass Eltern mehr Liebe und Gunst von ihrem Kind brauchen, als umgekehrt das Kind von ihnen. Dann aber stimmt das Verhältnis nicht mehr. Man kann sein Kind mit Liebe überschütten, weil man erreichen will, dass es
einen selbst ebenfalls über die Maßen liebt. Dadurch erzeugt man aber eine Zustand großer Abhängigkeit und hindert das Kind an seiner natürlichen Autonomieentwicklung.
Eltern geben die Liebe an Ihre Kinder zurück, die sie wiederum von ihren Eltern erhalten haben. Aber Kinder können ihren Eltern nicht die Liebe ersetzen, die diese von ihren Eltern nicht erfahren haben. Das wäre eine Umkehr der natürlichen Beziehungsstrukturen. Das Kind erhielte Elternstatus, was ihm nicht gut täte. Aber um nicht missverstanden zu werden, alle spontanen und nicht um die Aufwertung des eigenen Selbst gezeigten Liebesbezeugungen von Eltern ihren Kindern gegenüber sind etwas Schönes und Lebensbereicherndes. Also so herum stimmen die Verhältnisse. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 23.09.2013