Hallo Herr Dr. Posth,
meine Mutter ist vor einigen Tagen überraschend gestorben. Von Trauerfeier etc. halte ich meine Tochter (2 Jahre, 3. Monate) fern, aber ich muss mir doch eine Geschichte überlegen. Denn sie sieht ja, dass wir gewohnte Dinge mit Oma nicht mehr machen, Oma anrufen, mit Oma zum Spielplatz etc. und ich werde noch häufig zu Oma nach Hause gehen, sicher auch mal mit meiner Tochter. Meine Kreativität ist zur Zeit begrenzt und mir fällt nicht die rechte Geschichte ein. Ich bin übrigens nicht besonders religiös. Wenn ich ihr sage, dass Oma in den Himmel oder sonstwo hin ist und nicht mehr wiederkommt, wird sie das nicht auch schon erschrecken? Und jedesmal sagen, dass Oma einfach nur gerade in diesem Moment nicht da ist, fänd ich auch komisch. Über eine Anregung wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße,
Claudia
von
zimt_sternchen
am 19.09.2011, 07:20
Antwort auf:
Wie bringe ich meiner Tochter bei das die Oma gestorben ist?
Stichwort: Thema Tod
Liebe Claudia, zunächst einmal hängt es natürlich vom Alter des Kindes ab, wie man mit ihm über den Tod spricht. Mit einem Kind von gut 2 Jahren wird man genau genommen noch gar nicht über ein solches Thema reden können. Aber ein Kind dieses Alters fragt auch noch nicht gezielt nach, es sei denn es wäre sprachlich auffallend weit. Das Fortsein einer geliebten Person hingegen merkt das auf jeden Fall. Und es wird in bestimmten Zusammenhängen auch die fehlende Person benennen und das in einem fragenden Ton. Jedoch ist die Antwort nicht entscheidend abhängig von einer plausiblen Erklärung. Es genügt, dass die Mutter oder Vater mit einer gewissen Bestimmtheit sagen, dass diese Person nun nicht mehr wiederkommen wird. Warum wird das Kind noch nicht nachfragen.
Wird das Kind dann aber älter und fragt irgendwann wirklich gezielt nach, erst dann werden "kausale" Erklärungen notwendig. Und die hängen ganz stark von der Weltanschauung und den religiösen Gefühlen ab, die in der Familie transportiert werden. Insofern kann man da nichts Allgemeingültiges sagen. Es besteht auch die Gefahr, die religiösen Gefühle der Menschen zu verletzen. Für ein kleines Kind ist die Version mit dem Himmel zunächst einmal verständlich und erlaubt den Trost, dass es eines Tages ein Wiedersehen gibt. Es kann auch ein anderer Ort sein als der Himmel, aber es sollte tatsächlich ein Ort sein, denn abstrakte Versionen eines Jenseits übersteigen die Vorstellungskraft kleiner Kinder bei Weitem und verunsichern sie nur. Im Schulalter wiederum müssen nun andere Inhalte besprochen werden. Aber davon sind Sie ja noch weit entfernt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.09.2011