Sehr geehrter Herr Dr. Posth!
Mein 2,5-jähriger Sohn hört mit großer Ausdauer und Konzentration seine Musik-CDs ("harmlose" Kinderlieder und Klassik für Kinder). Nun ist es (seit ca. 1/2 Jahr) so, dass er bei bestimmten Liedern oder bestimmten Passagen urplötzlich bitterlich zu weinen anfängt, ja, er gerät regelrecht außer sich und fordert lautstark "Musik ausmachen!" - was dann auch gleich getan wird.
Das Ganze passiert zuverlässig auch immer wieder an denselben Stellen (er fordert ja selbst immer wieder nach bestimmten CDs, die er dann aber nur bis zu einer bestimmten Stelle hören kann).
Irgendwann hat er mal auf meine Frage, was ihn an der Musik, die er gerade gehört hatte, so stört, geantwortet: "Musik so traurig!"
Dass Musik auf die menschliche Seele wirkt, ist nun weiß Gott nichts Neues. Aber solch heftige Reaktionen bei einem Kleinkind? Im Bekannten-/Verwandtenkreis konnte mir noch niemand ein solches Phänomen bestätigen, deshalb frage ich Sie mal, was davon zu halten ist (und ob man als Eltern in einer bestimmten Weise damit umgehen sollte).
Mit bestem Dank im Voraus für Ihre Antwort!
Almut.
Mitglied inaktiv - 29.08.2002, 22:41
Antwort auf:
Musik so traurig!
Liebe Almut, sind Sie oder Ihr Mann musikalisch sehr begabt, oder sonst jemand in der Familie? Hören Sie viel Musik zu Hause? Vielleicht auch schon während der SS? Was Sie beobachten, zeugt meines Erachtens von einer etwas außergewöhnlichen Musikalität. Außergewöhnlich deshalb, weil Ihr Sohn mit seinen zweieinhalb bereits den stimmungsmäßigen Anteil der Musik heraushört und in seinem Kopf mit den emotionalen Zentren zusammenbringt. Meist erkennen die Kinder dieses Alters nur den rhythmischen Anteil und bringen ihn mit ihrer Motorik zusammen (Tanzen). Kurz gesagt, er kann Dur und Moll heraushören. Es gibt ja auch Kinder (Menschen) mit absolutem Gehör. Die können Töne wie Buchstaben unterscheiden. Besitzen Sie ein Klavier oder ein anderes Toninstrument? Spielen Sie ihm bestimmte Töne mehrfach vor und benennen sie diese nach unserem Tonleitersystem. Spielen Sie die einzelnen Töne ein paar Tage später wieder wieder vor und fragen Sie nach den Notenbezeichnungen. Vielleicht klappt es nicht sofort, aber wenn er musikalisch sehr begabt ist, wird er sich mindestens für das "Spiel" interessieren, und Sie erfahren, wie begabt er wirklich ist. Vielleicht mailen Sie mal Ihre Ergebnisse. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 31.08.2002