Frage: Hat die frühe Geburt Auswirkungen auf die Bindung?

Hallo! Meine Tochter ist erst 16 Wochen alt, mich beschäftigt aber trotzdem schon das Thema Bindung. Sie kam 6 Wochen zu früh per Kaiserschnitt zur Welt und musste 3 Wochen auf der Kinderintensiv bleiben, wo ich mich nicht rund um die Uhr um sie kümmern konnte. Dort hat man sie auch das ein oder andere Mal schreien lassen. Erschwert das schon den Aufbau einer guten Bindung? Wie viele Bezugspersonen sind günstig? Ich möchte neben meinem Mann und mir eigentlich nur noch die Oma als Bezugsperson zur Betreuung. Das gibt jedoch Ärger mit der Tante, die ebenfalls gerne mal auf die Kleine aufpassen würde. Das erscheint mir jedoch zu viele verschiedene Personen für so ein kleines Baby. Wie sehen sie das? Was mich auch sehr beschäftigt ist, dass ich noch nicht die Totgeburt meiner 1. Tochter vor 1,5 Jahren verarbeitet habe und an manchen Tagen sehr traurig bin. Schadet das meiner Kleinen bzw. der Bindung zu mir in irgendeiner Art und Weise? Wenn ja, was kann ich tun? Vielen Dank

von Else2011 am 06.06.2011, 00:20



Antwort auf: Hat die frühe Geburt Auswirkungen auf die Bindung?

Hallo, die Situation zwischen Mutter und Kind unmittelbar nach der Geburt und in den ersten Tagen danach bestimmt das so genannte Bonding. Man hat erkannt, dass es sowohl für die Mutter wie für das Neugeborene wichtig ist, dass die unmittelbare Nähe gleich nach der Geburt entscheidende Bindungsbedürfnisse einleitet (für den Vater übrigens auch). Da Bindung aber immer ein Gesamtprodukt über eine größere Zeit hinweg ist, sind einzelne Unterbrechungen in diesem Prozess kein elementares Hindernis. Schreien-lassen ist nie gut, aber auch hier, wenn die positive Zuwendung überwiegt, sind einzelne negative Gefühle vom Säugling zu verkraften. Als Bindungspersonen erkennt der Säugling alle die, die ihn von Grund auf versorgen. Sind es mehrere, macht er in der Regel eine Abstufung. Ideal ist immer, wenn die leibliche Mutter die Hauptbezugsperson darstellt, was ja meistens auch der Fall ist. Die Tante darf sich also ruhig einschalten, möglicherweise wird Ihre Tochter sie aber anfremdeln, und dann sollte sie sich erst einmal zurückhalten. Ihre Totgeburt war ein schockierendes Ereignis. So etwas ist schwer, alleine zu verarbeiten. Aber Ihre kleine Tochter jetzt kann Ihnen dabei nicht von sich aus helfen. Sie kann es nur, indem Sie diese ideelle Hilfe, die von ihr kommt, auch zulassen. Ihr Verarbeitungsprozess beginnt in Beziehungsgestaltung zu Ihrer jetzt lebenden Tochter. Spüren Sie aber Vorbehalte dabei, suchen Sie am besten eine Psychologin auf. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.06.2011



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