Frage: Bindung und Schreien

Guten Tag, Herr Posth! Mein Sohn hat von Anfang an Tag und Nacht sehr viel geschrieen. Wir haben uns immer um ihn gekümmert, nie schreien lassen, hat von Anfang an im Elternbett geschlafen und wir stillten nach Bedarf. Trotz Schaukeln, Wiegen, Tragen... hat er noch ca. 2-4 h pro Tag geschrieen bis er 4,5 Monate alt war, teilweise auch panisch. Laut KiArzt und Osteopath ist er kerngesund. Nach 4,5 Monaten veränderte sich sein Stuhlgang und das Schreien wurde schlagartig weniger. Frage: Kann es sich negativ für ihn ausgewirkt haben, dass wir ihn so oft aus seiner Not nicht befreien, sondern sie meist nur etwas mildern konnten? Wir haben uns echt aufgeopfert und ich habe Sorgen, dass es trotzdem nicht für eine sichere Bindung gereicht hat? Spürt er, dass wir immer alles versucht haben und für ihn da waren? Zweitens: Raten Sie von einer Krippenbetreuung ab 14 Monaten ab, wenn auch noch mit einigem Aufwand und Abstrichen eine Betreuung durch die Eltern möglich wäre? Vielen Dank!

von JoSam am 13.02.2012, 07:08



Antwort auf: Bindung und Schreien

Hallo, die Bindungssicherheit hängt immer von der Aufsummierung guter und schlechter Bindungsmomente im ersten Lebensjahr ab ("Nettoeffekt"). Verständlicherweise müsen die positiven Bindungserlebnisse überwiegen. Wenn das der Fall ist, wird die Bindung sicher oder eben immer sicherer. Das heißt, auch wenn ein kleiner Säugling viel schreien musste, weil den Eltern nicht richtig geholfen wurde und z.B. Blähungskoliken nicht fachgerecht behandelt worden sind, kann eine sichere Bindung entstehen. Wenn man seinen Säugling nicht allein gelassen hat, ist das Stresserlebnis zumindest etwas gemindert, aber leider nicht aufgehoben. Aber nach dieser Zeit hat es vermutlich viele gute und zuverlässige Bindungangebote gegeben. Zur 2. Frage. Familiäre Betreuung ist, auch wenn es etwas schwieriger in der Organisation ist, in der Regel der Fremdbetreuung überlegen. Eine sehr liebevolle und zuverlässige Tagesmutter oder Erzieherin kann bei sanfter Ablösung (gezielter Suchlauf) aber familiäre Betreuungsangebote ersetzen. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 13.02.2012



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Weinen und Schreien: schadet es der Bindung?

Liege Frau Henkes, unser Sohn ist 5 Monate alt und zahnt derzeit sehr stark. Normalerweise stille ich ihn abends immer in den Schlaf, aber beim zahnen scheint ihm das stillen weh zu tun. Er versucht an die Brust zu gehen, nuckelt kurz und fängt dann zu schreien / weinen an. Da er die Brust zum einschlafen eigentlich braucht (habe ich ihm das blö...


Schreien, Schlafen und Bindung

Sehr geehrter Dr. Posth, unser Sohn (6 Monate / gestillt/ Familienbett) ist ein sehr schlechter Schläfer/Einschläfer. Er schreit vor jedem Einschlafen- tagsüber oder abends. Wir können nichts machen. Wenn er müde wird, wird er sehr unruhig , wirft sich hin und her, windet sich- bis er schließlich schreit. Das Ganze hat sich mittlerweile auf höch...


Bindung zur 4 jährigen verlieren

Guten Abend, eigentlich war unser Verhältnis sehr gut. Umso älter sie wird, umso mehr hab ich das Gefühl, die Bindung zu ihr zu verlieren. Keine Ahnung,  wann es anfing. Das prägenste ( ich glaub ) erste Erfahrung: ich brachte den Bruder mit aus dem Krankenhaus. Sie war Feuer und Flamme für ihn. Mein Mann ist auch der beste. Ich wurde die ersten 2...


Unsichere Bindung?

Guten Tag! Ich habe langsam Bedenken, ob die Bindung zu meinem aktuell 19-monate- alten Sohn nicht Schaden einnimmt. Ich bin Ärztin und im Schichtsystem tätig, das heißt, ca. 6 Nachtdienste monatlich vor Ort. Mein Mann berichtet seit 4 Monaten über teils massive Schlafstörungen beim Kleinen, wenn ich auf Arbeit bin, mittlerweile frage er abends...


Übertriebene oder berechtigte Sorge bzgl. Bindung zu Baby

Hallo Frau Henkes, ich mache mir sehr viele Gedanken um die Bindung zu meinem 6 Monate alten Sohn und bin inzwischen durch diverse Meinungen so verunsichert, dass ich nicht mehr weiß, ob meine Sorgen und Ängste übertrieben oder berechtigt sind. Generell neige ich leider zum Perfektionismus und übertrage das auch auf die Mutterrolle, obwohl ich ...


Unsichere Bindung? Extremes Fremdel- und Anhänglichkeitsverhalten (11 Monate)

Sehr geehrte Frau Henkes, ich mache mir in letzter Zeit vermehrt Sorgen über die Bindung zu meiner Tochter M., die jetzt 11 Monate alt ist. Ich habe mir gerade den Artikel Ihres Kollegen Dr. Rüdiger Posth „Das emotionale Bewusstsein“ durchgelesen, speziell das 2. Kapitel zu Fremdeln und Anhänglichkeit (https://www.rund-ums-baby.de/entwicklun...


Bindung und Urvertrauen zum Baby

Liebe Frau Henkes, mein Sohn ist 6 Wochen alt und die Schwangerschaft war geprägt von Ängsten, Zweifeln und Ablehnung gegen ihn. Ich habe auch mehrfach gesagt, ich hasse ihn und es war keine Bindung da. Nach der Geburt war etwas Bindung da und er ist auch ein niedliches Baby. Ich versorge und stille ihn,  versuche ihm alles mögliche zu geben...


Schreien, Einschlafen

Guten Tag sehr geehrte Frau D. Ingrid Henkes,  Kurze Vorinformation:  mein Sohn ist gerade 7 Monate alt. Das stillen hat am Anfang aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes nicht funktioniert.  Zuhause wurde es dann besser.  Ich bin oft dabei mit ihm eingeschlafen, weswegen ich das unerfahrener Weise so beibehalten habe.  Er schläft auch ...


Bindung Kinder

Hallo, ich habe einen 5 und einen 3 jährigen Sohn. Ich habe im ersten Jahr stets alle Bedürfnisse erfüllt. Sie waren Schreibabys und wurden eigentlich rund um die Uhr getragen. Ich habe 1,5 Jahre gestillt. Ich versuche Wutanfälle mit Gelassenheit, Ruhe und Liebe zu begegnen. Werden diese aber zu oft, dann bricht es manchmal uber mich herein und ic...


Unsichere Bindung?

Guten Morgen, unsere Tochter ist knapp 2 und wird gerade im Kindergarten eingewöhnt. Sie kennt die Einrichtung durch den großen Bruder. Wir sind in der 2. Woche der Eingewöhnung. Zu Beginn blieb sie bei mir oder kam öfter zu mir bzw suchte Blickkontakt. An Tag 4 erfolgte die erste Trennung. Sie weinte nicht und spielte die 30 Minuten mit ihrer Erz...