S g H P.,
mein Sohn (13 M) wird von meiner Partnerin und mir (leibliche Mutter) erzogen. Ich habe 8 Wochen nach der Geburt wieder 25 Std/Woche gearbeitet, meine Partnerin ist in Elternzeit. Unser Sohn ist ein ruhiges, fröhliches Kind, hat stark gefremdelt, wird viel getragen, Beistellbett, keine Fremdbetreuung, nie weinen lassen. Er macht alles gerne mit meiner Partnerin,ausser sich ins Bett bringen lassen (wird besser),er zieht mich jedoch deutlich vor, wenn er müde ist, Schmerzen hat,etc.. Ab Dez. müssen wir beide arbeiten, werden dies entgegengesetzt tun, damit er nicht fremdbetreut werden muss, familiäre Hilfe haben wir nicht. Werden dann selten zu Dritt sein, ca. 4 Tagen im Monat. Wird dieses Vorgehen unserem Sohn schaden? Er erlebt uns ja kaum als Familie. Was können wir tun, um die Situation für ihn zu erleichtern? Haben wir es mit der Elternzeit gerade falsch herum gemacht, wäre es besser gewesen, ich wäre zu Hause geblieben und würde jetzt mehr arbeiten, wg Bindung/Loslösung?
von
Fucardi
am 19.11.2012, 09:57
Antwort auf:
Betreuung
Hallo, aus Ihrem Schreiben entnehme ich, dass Sie ein gleichgeschlechtliches Paar sind, das ein Kind großzieht. Über die Wirkungen einer solchen Elternkonstellation auf das Kind weiß man noch so gut wie nichts. Man wird dazu lernen müssen. Was die Elternrollen angeht, gibt es allerdings wenig Unterschied zur klassischen Ehe und Erziehung. Ein Elternteil widmet sich verstärkt dem Kind, während das andere hauptsächlich erwerbstätig ist. Und auch das bleibt in beiden Elterngemeinschaften gleich, irgendwann müssen beide Eltern für den Lebensunterhalt sorgen.
In Ihrem Fall sind Sie als leibliche Mutter offenbar stärker als primäre Bindungsperson von Ihrem Sohn angenommen worden als Ihre Partnerin, obwohl Sie im 1. Lebensjahr mehr gearbeitet haben. Das zu Ihrer Frage nach der Aufteilung der Elternzeit. Somit wäre Ihre Partnerin diejenige, die sich für die Loslösung stark machen muss. Allerdings fehlt sie in Kürze ebenso oft wie Sie, und Bindungs- und Loslösungsanteile werden sich zeitlich die Waage halten. Aber das wäre auch nicht anders, wenn sich Mutter und Vater die Klinke in die Hand gäben. Das soziale Problem ist das gleiche, es geht jetzt nur um das Männer-Frauenvorbild.
Das Problem der Auflösung der Familie ist ein generelles Problem, das in der Gesellschaft permament kleingeredet wird. Schließlich werden andere Ländern ins Feld geführt als Rechtfertigung für das eigene Vorhaben, was meines Erachtenss nicht erlaubt ist, da vieles nicht vergleichbar ist und vielfach die nötigen Auswertungen der Kinderbetreuung aus den ansgesprochenen Ländern fehlen. Ergo: Egal ob Fremdbetreuung infrage kommt oder nicht, Sie sollten Sie sooft es geht, ein Familienleben pflegen, damit die Unterschiedlichkeit der Elternrollen dem Kind erkennbar und verständlich werden. Das benötigt das Kind zur gesunden Entwicklung seines Selbst. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 23.11.2012