Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
da mein Mann Portugiese ist, ist Weihnachten für uns ein 2wöchiger „Heimat“-Besuch zum „Kind-herzeigen“ fällig.
Unser Sohn ist im Dez. 9 Monate alt und ich mach mir Sorgen wie er bei folgenden Punkten reagiert:
- Er bekommt mit einem Schlag 40 (!) neue Verwandte die ihn abknutschen und auf den Arm nehmen wollen. Momentan (mit 6,5 Monaten) macht ihm das nicht allzu viel aus. Aber wie verhalte ich mich, falls er grade mitten in der Fremdelphase steckt?
- Das Leben dort spielt sich Uhrzeittechnisch auch ganz anders ab. Unser Sohn geht in Deutschland um 20:30 Uhr ins Bett und steht gegen 6:30 Uhr auf. Dort geht der Sohn meiner Schwägerin - bei der wir übernachten werden - um 24:00 Uhr ins Bett und steht gegen 10:00 Uhr auf. Ihn zur gewohnten Uhrzeit ins Bett zu bringen, wird wegen der vielen Menschen vermutlich nicht funktionieren...(zu laut)
Wie kann ich ihm + uns die Situation erleichtern?
Vielen Dank + viele Grüße
Ruben's Mama
Mitglied inaktiv - 05.10.2009, 04:16
Antwort auf:
Angst vor zuviel Verwandschaft / Schlafzeitverschiebung
Hallo, da werde ich Ihnen leider nicht viel helfen können, es sei denn, ich könnte die Menschen in Portugal davon überzeugen, dass man mit einem Säugling so schonungs- und rücksichtsvoll umzugehen hat, wie dieser es braucht. Aber vielleicht sieht es für Sie im Moment auch schwieriger aus, als es tatsächlich ist.
Einerseits ist ja schön, dass in diesen Ländern das Kind immer noch sehr hoch eingeschätzt wird und auch wichtig genommen wird. Andererseits ist die Kenntnis über die elementaren Fragen der frühkindlichen Entwicklung meines Wissens nicht so weit verbreitet. Traditionen und althergebrachte Meinungen ersetzen noch weitgehend, was woanders entwicklungspsychologisch geklärt wird. Vielleicht bringen Sie die Botschaft dorthin, wo Sie gebraucht wird. Die tagzeitliche Umstellung ist ja nur vorübergehend. Sie wird Ihrem Sohn sicher nicht schaden, wenn er nicht ohnehin um seine gewohnte Zeit einschläft. Die nötige Ruhe für ihn müssen Ihr Mann und Sie dann allerdings durchsetzen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 05.10.2009