Lieber Herr Dr. Posth,
Mein Sohn ist 14 Mon.Sein 1. Lj. ging es mir nicht gut.wurde gestillt,schlief im Beistellbett.Hat sehr viel geschrieen,ich oft verzweifelt,nahm ihn zwar immer hoch/stillte.doch häufig genervt bzw. auch ruppig. Ich bemühte mich sehr, auch viel getragen. Aber ich hatte paar Aussetzer die ihn erschreckten (anschreien, rausrennen, Tür knallen, ruppig anfassen). Mein Mann ist daheim, hat sehr viel abgefangen, war immer konstant liebevoll. Bis jetzt wurde er ausschließlich von uns beiden betreut.
Nun ist Sohn oft abweisend, aggressiv. Andererseits sehr anhänglich/fremdelt. Manchmal klebt er an uns, dann gibt es wieder Tage an denen er unbeirrt in fremden Sit. spielt.wenn er uns nach Trenng. wiedersieht grinst er aber begrüßt nicht,rennt eher weg,aber wie aus spaß. bei verletzg. lässt er sich schwer trösten, schmiegt sich nicht an, schreit lange. Er weint viel. Seit 2-3 Mon. hab ich mich kompl. geändert, nun konstant zugewand. Chancen, dass sichere B. nachgeholt wird?
Mitglied inaktiv - 06.06.2011, 12:25
Antwort auf:
ambivalente Bindung oder desorganisiertes Muster?
Stichwort: Bindungsunsicherheit
Hallo, grundsätzlich hilft jede Verhaltensänderung der Eltern zum Positivem dem Kind. Und je früher das geschieht, desto besser. Aber der Erfahrung nach lässt sich nicht alles so einfach wiederherstellen. Tiefsitzende Faktoren der Verunsicherung bleiben doch erhalten und lassen sich nicht einfach überdecken. Lediglich das Kind selbst kann mit der Zeit schlechte Erinnerungen auslöschen, wahrscheinlich auch Erinnerungen im emotionalen Bereich. Das aber ist jedenfalls mit heutigen Methoden (noch) nicht messbar. Nur im Verhalten sieht man dann die günstigen Auswrikungen auf die Entwicklung. Und die stellen Sie ja jetzt schon bei Ihrem Sohn fest.
Eine unsichere Bindungsgestaltung kann auch durch eine gute Loslösung etwas ausgeglichen werden, wobei dann der Vater sehr stark im Kopf seines Kindes "abgebildet" ist. Der Vater wird ein starkes Vorbild. Dem jetzigen Verhalten Ihres Sohnes nach scheint er ein eher ambivalent unsicheres Bindungsverhältnis zu Ihnen entwickelt zu haben. Das scheint nach heutigem Wissen ein bessere Prognose zu haben als stark vermeidende Bindungen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 09.06.2011