Frage: 4Jährige mit Angst vor Tod

Lieber Dr. Posth, meine Tochter ist 4 Jahre alt und in ihrer geistigen Entwicklung sehr sehr weit. Seit einigen Tagen weint sie jeden Abend im Bett, wenn wir schon Gute-Nacht gesagt haben. Wenn mein Mann oder ich dann nochmal ins Zimmer gehen, sagt sie, dass sie daran denken musste, dass sie mal tot ist und darum weint. Sie will dan auch unbedingt darüber reden, man soll ihr alles erklären, wo dann Mami ist, ob man Spielsachen hat, usw. also fast wie Trennungs-und Verlustängste und wir sprechen mit ihr möglichst einfühlsam. Da wir evangelisch sind, versuchen wir, kindgerecht zu vermitteln, dass es nach dem Tod noch etwas geben kann. Ich brauche aber Ihren Rat, wie ich bei einem so kleinen Kind, denn trotz der überdurchschnittlichen Entwicklung hat meine Tochter ja die Ängste eines kleinen Kindes, mit dem Thema Tod umgehen soll. Es gab in unserer Familie oder im Freundeskreis keinen Todesfall, der Auslöser hätte sein können. Vielen Dank schon im Voraus für Ihre Hilfe. B.Eckhold

Mitglied inaktiv - 15.08.2005, 09:20



Antwort auf: 4Jährige mit Angst vor Tod

Stichwort Thema Tod Liebe B. Eckhold, es gibt auf Ihre Frage, das möchte ich gleich zu Anfang sagen, keine leichte Antwort. Zunächst einmal vermute ich schon, daß Ihre Tochter vielleicht über die Erzählung eines anderen Kindes, vielleicht über eine vorgelesene Geschichte oder vielleicht auch über das Erleben eines verstorbenen Tieres mit dem Thema Tod konfrontiert worden ist. Das hat in ihr das Erleben von Trennung und Verlust ins Bewußtsein gerufen, für das sie möglicherweise sensibler ist als andere Kinder, und das wiederum hat sie zu dieser Fragestellung hin geführt. Da die Kinder nachweislich ab 4 jahre überhaupt erst Fragen zum Zeitverständnis und damit zu Zukunft und Vergangeneheit haben, werden dann auch Fragen zur Vergänglichkeit relevant. Ich meine, daß auf solche Fragen für Kinder die wichtigste Antwort ist, daß man als Eltern praktisch keine Angst vor dem Tod zeigt oder in Worten zum Ausdruck bringt. Aber gerade das ist das Schwierigste. Wer gläubig ist, kann alle Sinnhaftigkeit des Daseins auf einen Gott übertragen und ist persönlich entlastet. Das kann man auch z.B. in gemeinsamen Gebeten seinem Kind so vermitteln. Was dann nach dem Tod mit einem Menschen geschieht, überläßt man in jeder Hinsicht dann dem Glauben. Auch ein Kind kann sich dadurch getröstet fühlen. Schwerer haben es die Menschen, die sich als Atheisten bezeichnen und die die Sinnhaftigkeit des menschlichen Daseins nur aus dem Leben heraus entnehmen können. Für sie ist der Tod das Ende der individuellen Existenz, und das einem Kind zu vermitteln ist eigentlich unmöglich. Diese Eltern können den Tod nur auf das biologische Phänomen des Absterbens einer Kreatur herunter brechen, und danach ist der Tod die absolut endgültige Trennung. Das kann selbstverständlich auch einem Kind gehörig Angst machen. Das Kind lebt trotzt seines zunehmenden Zeitbewußtseins im Hier und Jetzt und möchte alle Bindungen immer erhalten wissen. Um ein Kind nicht zu ängstigen, kann man ihm den Tod genau genommen nur als relative Trennung darstellen, welche in jedem Leben einmal unvermeidlich ist und welche bedeutet, daß der Daseinszustand nach dem Tod auf eine unbekannte Weise nicht beendet ist und der verloren gegangene Mensch noch an einem bestimmten Ort, z.B. am seinem Grab oder im eigenen Bewußtsein weiter anzutreffen ist. Ich hoffe, Ihnen eine zufriedenstellende Antwort gegeben zu haben. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.08.2005



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