Liebe Frau Neumann!
Heute wende ich mich mit einer Frage an Sie, die die Kochsituation in unserm Kindergarten betrifft.
Wir sind eine Elterninitiative, in der jeden Tag von einer Köchin gekocht wird.
Kürzlich ist die Frage aufgekommen, ob es in Ordnung wäre H-Milch zum Kochen zu verwenden. Es geht hier wirklich nur um die Zubereitung von Kartoffelpüree, Pudding oder Milchreis.
Wenn es zum Frühstück einmal Müsli gibt, verwenden wir Frischmilch.
Unsere Köchin ist der Meinung, H-Milch wäre ein absolutes Nogo, aus einkaufstaktischer Sicht ist sie für den Kindergarten jedoch natürlich sinnvoller.
Ich würde gerne Ihre Meinung hierzu hören und bedanke mich im Voraus.
S.C.
von
S.C.
am 17.11.2015, 16:20
Antwort auf:
H-Milch zum Kochen im Kindergarten ok, oder nicht??
Hallo S.C.
das ist eine Frage, die man vielschichtig beantworten muss.
H-Milch ist aus gesundheitlicher Sicht, allgemein gesehen völlig in Ordnung. Die Vitaminverluste bei den Vitaminen B1, B2, B12 und Folsäure sind gegenüber der ESL_Milch nicht wirklich gravierend höher (ca 10%). Ca 80% gegenüber einer Rohmilch bleiben durchaus erhalten. Zum Vergleich sind es beim Verfahren für die ESL-Milch ca 90-95%. Calcium und andere Mineralstoffe und der Eiweißgehalt bleiben bei beiden Verfahren eher unverändert. Das Milcheiweiß verändert sich beim Ultrahocherhitzen, es wird leichter verdaulich und die Milch schmeckt dadurch anders.
Allerdings mögen genau das viele Menschen nicht.
Nach dem ersten Öffnen verdirbt H-Milch jedoch leider schneller als ESL- Milch, i.d.R. binnen drei Tagen. Nur merkt man es ihr nicht an (schmeckt ggf bitter), denn die H-Milch riecht weder schlecht noch wird sie dickflüssig. Deshalb die geöffnete Packung im Kühlschrank aufbewahren und nach ca drei Tagen unbedingt entsorgen. Durch das Ultrahocherhitzen werden auch "gute" Keime abgetötet, wodurch "schlechte" Keime, die nach dem Öffnen in die Milch übergehen, ein leichtes Spiel haben.
In eine ernährungsphysiologische Bewertung fliessen häufig allerdings viele Faktoren ein....
Oft werden auch ideologische (oder ethische) Denkansätze (auch bei Veganismus bspw) mit in die Bewertung einbezogen - so geschieht es zum Beispiel in der Tabelle nach Kollath (Vollwerternährung), nach der verarbeitete LM schlechter abschneiden als unverarbeitete LM. Je stärker bearbeitet, d.h. je mehr verändert die LM seien, desto "schlechter" seien sie.
Auch nach der anthroposophisch orientierten Ernährungsphilosophie gilt H-Milch als eher weniger optimal.
Nach dem derzeitigen Stand der Forschung gelten beide Sorten, bei sachgerechter Handhabung, als gut. Frischmilch hat auf jeden Fall ein besseres Image.
Es ist, unabhängig von einer möglichen, evtl besseren Wertigkeit der Frischmilch für euch evtl sinnvoll eher darüber zu diskutieren, wie ihr den Einkauf logistisch am besten bewerkstelligen könnt. Wenn Frischmilch auch für diese Gerichte zeitnah gut beschaffbar ist, könnt ihr diesem Produkt den Vorzug geben. Ein paar Packungen H-Milch sind für den Vorrat natürlich trotzdem sehr sinnvoll!
Und wenn es einkaufstechnisch sehr ungünstig und beschwerlich ist, wäre auch H-Milch für die Kochgerichte absolut in Ordnung
Also dann
ich hoffe, das hilft dir weiter
Grüße
B.Neumann
von
Birgit Neumann
am 18.11.2015