Frage im Expertenforum Kochen für Kinder an Dipl. oec. troph. Birgit Neumann:

Bis wann kann ich Brei geben?

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann

Dipl. oec. troph. Birgit Neumann
Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

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Frage: Bis wann kann ich Brei geben?

Anna.Bch

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Hallo :-) meine Tochter ist 12 einhalb Monate alt. Bei der Beikost Einführung mit einem halben Jahr haben wir mit einem Mix aus Brei und BLW gestartet. Brei hat irgendwann besser geklappt. Aktuell bekommt sie noch 1 bis 2 Breimahlzeiten am Tag. Bis zu welchem Alter kann ich das 'beruhigt' geben? Wir bieten ihr immer etwas zum Selbst Essen, Kauen und Abbeißen an. Das mit dem Kauen funktioniert noch nicht so wirklich.. Es wird eigentlich alles direkt geschluckt und natürlich bieten wir alles dementsprechend kleiner und weicher an. Größere Sachen werden gelutscht und ausgespuckt.. Ab wann sollten Kinder denn ordentlich mit dem Kauen beginnen? Wir stillen nach Bedarf, kann ich davon ausgehen, dass eine Stillmahlzeit auch nach wie vor vollwertig ist und genügend sättigt? Man macht sich als Mutti den ganzen Tag nur Gedanken ums Kind und ob es satt und gesund ist, vielleicht können Sie mir ein bisschen Gewissheit geben, dass alles OK ist.. Ich hab Angst, dass ich ihr damit die Chance auf das Kauen lernen nehme aber wir bieten täglich die ganze Palette an. P. S. Unser Tag sieht meistens so aus: -Morgens stillen im Bett, aufstehen -Frühstück meist Porridge, Obst (Toast oder Brötchen bieten wir ebenfalls an, wird meist gelutscht) -Zum Schlafen stillen Mittags Nudeln mit Sauce oder Gemüse mit Sauce -Nachmittags Obst, Quetschie oder Getreide Obst Brei -Abends nochmal immer was vom warmen Abendessen, meistens aber noch Milchbrei -Zum schlafen gehen stillen, nachts so 1 bis 2 mal stillen Vielen lieben Dank vorab! Viele Grüße!


Birgit Neumann

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Hallo Anna.Bch Kauen bedeutet bei Babys und Kleinkindern erst einmal nur, dass sie die Nahrung zwischen den Kauleisten (da wo später Backenzähne wachsen) und zwischen Zunge und Gaumen zerdrücken, zerquetschen und zermalmen. Dabei wird ordentlich Druck ausgeübt, was einer Kaufunktion ähnlich ist. Die Nahrung muss deswegen noch weich genug sein (darf nicht Hartes enthalten, keine Kernchen oder Körnchen etc), damit sie gekaut, d.h. soweit zerkleinert werden kann, dass sie schluckbar wird. Fallls die vorderen Zähnchen bereits da sind, werden diese gerne benutzt, um etwas zu benagen oder vorsichtig von etwas abzubeißen. Das ist jedoch nicht das, was man als kauen bezeichnet. Was das Kauen üben betrifft, kannst du deiner Tochter einfach erst nur einmal die nötigen Anreize und Möglichkeiten bieten und ihr selbst beim Essen ein gutes Vorbild sein. Es ist völlig okay, wenn sie manche Dinge erst einmal nur ablutscht und ausspuckt. Auf diese Weise tastet sie sich im wahrsten Sinne des Wortes daran heran. Biete ihr häufiger (ungefährliche) Kauanreize, z.B. einen Zwieback zum Beknabbern, ein Brötchen zum Zerpflücken oder daran zu nagen. Das gilbt ihr Impulse zum Kauen. Das Kauen üben klappt gut, wenn dein Kind die Konsistenz der Nahrung im Mund erspürt. Insbesondere dann, wenn sie vorher die Nahrung mit den Händen erkunden konnte. Die Empfindung in den Händen gibt deinem Kind Informationen zur Beschaffenheit der Nahrung. Es ist darum unbedingt erwünscht, dass deine Tochter möglichst häufig die Gelegenheit hat, um selbständig mit den Händen zu essen. D.h. die Nahrung selbständig sich in den Mund befördern kann. Das Erspüren der Konsistenz im Mundraum mündet in der Reaktion beißen bzw Kaubewegungen zu machen falls erforderlich. Oder ist dein Kind bei den Mahlzeiten, bei Tisch vielleicht meistens schon sehr hungrig und kann nur noch schlingen? Dann übt das Kauen und das selbständige Essen doch vielleicht auch zu anderen Zeitpunkten, damit alles mehr spielerisch geschehen kann. Lege deiner Tochter alle Speisen immer für sie gut greifbar hin. So kann sich deine Tochter das Essen selbständig nehmen und mit den Händen betasten, befühlen, an den Mund nehmen, in den Mund nehmen, im Mund spüren und viele verschiedene weitere Eigenschaften, die Beschaffenheit der Nahrung, den Geschmack kennen lernen und entsprechend damit umgehen lernen. Probiere es vorübergehend mit Speisen, die deine Tochter zum Entdecken und Kauen animieren, aber beim Essen nicht überfordern. Brotscheiben oder Brotstückchen? Was klappt momentan besser? Es könnte auch sein, dass deine Tochter erst ab einer bestimmten Füllmenge im Mund mit dem Kauen beginnt. Und falls zu viel im Mund ist, es aber anderseits auch nicht klappt. Hier sind ein paar Inspirationen für Gerichte zum Kauen üben: Herzoginkartoffeln 750g geschälte Kartoffeln in Salzwasser kochen. Wasser abschütten, Kartoffeln stampfen, zu Kartoffelbrei. Etwas auskühlen lassen. mit 1 Ei, 1 Eigelb, Salz, 1 EL Butter vermengen, Hauch Muskat nach Belieben. Alles gut vermischen und mit dem Spritzbeutel Rosetten auf eine Backblech spritzen. Wenn das zu mühselig ist, also für die Alltagsküche, kann man den Teig auch mit Hilfe von zwei TL als Nocken auf ein Backblech setzen. Die Dinger werden noch mit einer Eigelb/Milch-Mischung bepinselt und ca 15 min im Ofen bei 190° gebacken. Auch Sahne reicht zum Bepinseln aus. Sie werden dann nur nicht so schön leuchtend gelb. Süßkartoffelbratlinge 150g Süßkartoffel 1 mittelgroße Zwiebel 2 TL getrocknete Petersilie 1 EL Margarine/Öl Salz Öl 50g Haferflocken, zerkleinert Zwiebl fein schneiden, in der Margarine weich dünsten. Die Süßkartoffel dämpfen, mit der Gabel zerdrücken. Zwiebel und Gewürze untermischen, Hafer dazu geben. Ca 20 min quellen lassen. Aus der Masse kleine Patties formen. Mit feuchten Händen, anschließend in Semmelbröseln wälzen, in Öl knusprig braten Grießschnitten 200ml Kuhmilch ca 35g-40g (+/-) Grieß Grieß mit der Milch in einem geeigneten Topf aufkochen, rühren, rühren, rühren und kurz quellen lassen, danach auf einen Teller streichen, stehen lassen, bis es gut fest ist. Das geht schnell. Jetzt kannst den festen Brei in Stücke schneiden, dazu etwas flüssige Butter oder Öl, ggf nochmals erwärmen und Obstmus (selbst zubereitet?) oder weich gegarte Obststückchen dazu geben. Fertig ist das Fingerfood. soweit einmal zum Kauen. Es folgt noch TEIL 2 zum Thema wie lange Brei. Bis gleich Grüße Birgit N.


Birgit Neumann

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Hallo Anna.Bch hier geht es weiter mit Teil 2. Du kannst weiterhin stillen und auch Brei geben oder anbieten, darfst dich beim Brei aber langsam von der klassischen Rezeptur lösen und kannst einen Brei aus Familienkost zaubern. Wie wäre es bspw mit Kartoffelbrei? Kartoffelpüree 500g Kartoffeln 150 ml Milch 1 -2 EL Butter Kartoffeln schälen, kleinschneiden, mit ca 1/4 TL Salz in reichlich Wasser zum Kochen bringen. Ca 20 min (ggf länger) weich kochen. Kochwasser weg schütten. Milch mit Butter aufkochen, Kartoffeln zugeben, mit dem Stampfer zu Mus verarbeiten, würzen. Ggf Milch zugeben bis gewünschte Konsistenz erreicht ist. Schmeckt auch mit Reisdrink Ganz allgemein: Ab dem 10.Lm beginnt i.d.R. bei gesunden und reif geborenen Babys (drum schau, wie weit dein Kind bereits ist) eine Phase, in der diese ihre Essgewohnheiten mehr oder weniger verändern. Dies markiert den (spätesten) Zeitpunkt für die Einführung der Familienkost. Normalerweise sind jetzt die motorischen Fähigkeiten gut entwickelt und ganz gezieltes Greifen und Kauen ist möglich. Ein Baby will darum vermehrt selbständig essen und zeigt das auch. Auch deine Tochter isst ja durchaus schon ganz gut Familienkost mit. Finde jetzt eine gute Balance aus Stillen, Brei essen und stückiger Kost sowie Familienkost. Familienkost kannst du so aufbereiten und zubereiten, ggf pürieren, so dass sie deine Tochter gut und gefahrenfrei essen, d.h. schlucken kann. Dein Kind sollte häufig Gelegenheiten haben, um euch Eltern und andere Mitessende bei Tisch beobachten zu können, um nachahmen zu können, d.h. um mit essen zu können. Die gemeinsamen Esserlebnisse sind besonders förderlich und elementar für den Übergang zur Familienkost, d.h. zum Essenlernen. Statt dem Milchbrei wäre ggf das möglich: Grundrezept für Grießschnitten: 200g Kuhmilch (auch Pflanzendrink alternativ möglich) 40g Weichweitengrieß Grieß in der Milch gut 3 min aufkochen, Grieß ausquellen lassen, auf einen Teller streichen, stehen lassen, handliche Stücke schneiden, oder kleine Stückchen schneiden, dazu etwas flüssige Butter plus Obst - fertig ist ein Abendbrei in fester Form. Reicht für 2-3 Mahlzeiten. Grießschnitten sind ein Kompromiss zwischen Brei und Brot. Dein Kind kann sie selbständig essen und benötigt dafür weniger Kauaufwand als bei Brei. Sie sind für abends und morgens geeignet. andere Möglichkeiten sind bspw Ofenporridge oder Milchreisschnitten, aber auch bspw Pfannküchlein oder Waffeln, Frühstücksmuffins o.ä. Selbiges gilt auch für nachmittags Noch eine Inspiration für dein Kind zum Kauen, bspw für nachmittags: Nussmus-Bananenkekse: 1 reife Banane bzw püriertes Obst ca 75g Haferflocken (1 EL Nussmus oder Butter = 100 % Mus, ganz fein, ohne Zusätze oder Stückchen, Erdnuss, Haselnuss, Mandelmus, was gefällt) Banane zerdrücken und mit den übrigen Zutaten vermischen, kleine Kekse formen, flach drücken und aufs Backblech geben, bei Umluft 180° C ca 15 - 20 min backen bis fertig. etwas ausführlicher: zerkleinere die Haferflocken in einem Blitzhacker zu "Mehl" oder nimm feine Flocken. Zermuse oder püriere die Banane. Gib das Hafermehl/die Haferflocken dazu - und das Nussmus oder Butter - bereite aus allen Zutaten einen festen, formbaren Brei. Heize den Ofen auf 175° hoch und bereite ein Backblech mit Backpapier vor. Mit Hilfe von 2 TL und deinen Händen kannst du jetzt aus dem Teig kleine Kekse formen, etwas flach drücken und ca 15-20 min, ggf länger, im Ofen backen. Anschliessend auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. Diese Kekse sind bei vielen Eltern und Babys beliebt. Ggf musst du etwas experimentieren, bis du nach dem Backen die richtige Konsistenz erhältst. Sättigender und nährstoffreicher werden die Kekse, wenn du Nussmus oder Butter dazu gibst. Du kannst statt Haferflocken auch Dinkelflocken nehmen oder Sharonfrucht statt Banane oder Apfel.... Grüße Birgit N.


Anna.Bch

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Hey Birgit, Wow danke für die ausführliche und sehr hilfreiche Antwort. Danke auch für die tollen Rezeptideen, davon werde ich definitiv was umsetzen! Es ist schön, dass man hier die Möglichkeit, Leute vom Fach zu fragen.


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