Frage: Wie am besten reagieren?

Guten Morgen , ich habe aktuell ein kleines immer größer werdendes Problem. Unsere Tochter, 1 J. & bereits von klein an ein Baby mit starkem eigenen Willen wird derzeit oft „bockig“. Vorallem wenn sie etwas nicht bekommen kann. Sie bekommt regelrecht Schreianfälle, schmeißt sich mit dem Körper nach hinten & macht sich steif. Immer schlimmer wird es, z.b. beim einkaufen. Wenn sie etwas nicht in die Hand nehmen darf, Schreit sie los - wie am spies und lässt sich auch durch ruhiges zureden oder ablenken nicht beruhigen. Das ganze hat bestimmt 15-20 Min. angehalten. Auch als wir den Laden verlassen und auch im nächsten drin waren. Sie hörte einfach nicht auf. Was kann ich tun? Wie kann ich sie beruhigen? Oder zweite Situation - wickeln. Ein absoluter Kampf. Erst hat sie dies nur bei mir gemacht, jetzt aber auch bei Papa. Sie schreit wie am Spies und windet sich weg. Ich habe versucht die Situation zu verändern, ein anderen Ort (Fußboden anstatt Wickeltisch) aber sie schreit schon wenn ich mit ihr in die Richtung gehe. Oder wenn man versucht Hirntumor helfen, z.b. weil der lauflernwagen am Sofa hängt. Man will nur kurz den Wagen berühren und wieder weint sie los. Sie tut mir so leid. Ich weiß mir keinen Rat, sie ist sonst so ein fröhliches aufgeschlossenes Kind. Aber wenn es nicht nach ihr geht, dann eskaliert sie. Das macht mir Sorge, weil sie noch so jung ist. Was habe ich falsch gemacht?

von Susan1312 am 17.12.2020, 07:17



Antwort auf: Wie am besten reagieren?

Guten Tag, Sie haben nichts falsch gemacht. Ihre Tochter scheint ein recht heftiges Temperament zu haben. Das gibt es und damit müssen Sie als Eltern und auch Ihre Tochter lernen zurecht zu kommen. Hier gilt es immer auszuloten, was man dem Kind erlauben kann und was einfach nicht geht. Die Kinder sollen ja lernen, ihren Willen zu haben und auch mal durchzusetzen, aber sie müssen auch lernen, dass nicht alles geht, was sie wollen. Das ist die allmähliche Entwicklung von Frustrationstoleranz. Manchmal sind das sehr schwierige und anstrengende Prozesse - für alle Beteiligten. Wenn Sie Ihre Tochter bedauern, können Sie sich klarmachen, dass diese Prozesse unbedingt zur Entwicklung gehören. Sie sind unverzichtbar und nur je nach Temperament unterschiedlich intensiv. So können Sie auf das Wickeln nicht verzichten. Das muss sein und dann muss Ihre Tochter das aushalten. Es war sicherlich sehr sinnvoll, das Wickeln auf den Fußboden zu verlegen, damit Ihre Tochter nicht vom Wickeltisch fallen kann. Ich finde es immer nützlich auch mit den kleinen Kindern bereits über die jeweilige Situation zu sprechen. Sie können ihr sagen, dass Sie ihre Wut über das Liegenmüssen verstehen, dass es aber leider sein muss, damit sie nicht wund wird o.ä.. Sie wissen am besten, wie Sie mit Ihrer Tochter sprechen können. Manches kann man Ihrer Tochter (und Ihnen) vielleicht eine Weile ersparen. Können Sie ohne Ihre Tochter einkaufen gehen? Wenn es sich nicht vermeiden lässt, kann sie eventuell ein eigenes Spielzeug mitnehmen, um etwas in der Hand zu haben. Ihre Tochter entwickelt in diesem Alter zunehmend ihren Aktionsradius und Ihre Handlungsmöglichkeiten. Sie will etwas alleine bewältigen. Darum kämpft sie mit dem hängengebliebenen Lauflernwagen. Das ist ja auch ärgerlich für sie und die motorischen Fähigkeiten reichen noch nicht aus, um das Problem zu lösen. Sie arbeitet aber intensiv daran. Sie könnten ihr nach einer Weile erstmal anbieten ihr zu helfen. Sonst kann sie es weiter alleine versuchen. Wenn man Kindern alle Hindernisse aus dem Weg räumt, können sie nicht lernen, Hindernisse zu überwinden. Wichtig scheint mir aber für diese Situationen, dass Sie Ihre Tochter nicht damit alleine lassen. Auch wenn Ihre Tochter sich wegdreht und Beruhigung abzulehnen scheint, ist sie doch dringend darauf angewiesen. Ein einjähriges Kind kann derart emotional aufgeladene, heftige Situationen nicht alleine bewältigen. Ihre Tochter benötigt Ihre Nähe und emotionale Unterstützung, um die entstandenen Frustrationen auszuhalten und allmählich zu bewältigen. Für Ihre Tochter ist es auch wichtig zu sehen, dass Sie ruhig bleiben können und wissen, wie man mit einer Frustration umgeht. Es ist eine anstrengende Zeit, ich weiß. Aber diese Phase ist notwendig und nicht zu umgehen. Es lohnt sich, sie mit dem Kind sinnvoll zu gestalten. Und sie ist wie das meiste in der Kinderentwicklung nicht von Dauer. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 17.12.2020