Sozial unsicheres Verhalten. Einschulung verschieben?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Sozial unsicheres Verhalten. Einschulung verschieben?

Sehr geehrter Dr. Nohr, unser 5-jähriger Sohn zeigt im Kiga ein sehr gehemmtes Verhalten gegüber anderen Kindern. Er hat in der Gruppe zwei Jungen gefunden, mit denen er im Spiel dieses Verhalten ablegt. Er wird von beiden Jungen stets angesprochen, von sich aus nimmt er keinen Kontakt zu ihnen oder anderen Kindern auf. Meist tänzelt er vor ihnen herum, bis er angesprochen wird - dann bricht bei ihm das Eis. Ein geregelter Tagesablauf ist sehr wichtig, um ihm Sicherheit zu geben. Rituale spielen bei uns eine große Rolle. Fremde Personen, Räume und Umgebungen mag er nicht. Seit November letzten Jahres hat unser Sohn Röhrchen bekommen, da er die Monate davor immer wieder aufgrund Erkältungen schlecht hörte. Wir vermuten, dass ihn die Schwerhörigkeit in der Entwicklung zurück geworfen hat. Zu hause zeigt er kein gehemmtes Verhalten. Er hat viele Ideen, die er ausprobiert, er ist sehr selbstständig. Er hilft sehr gerne und wir loben ihn dafür. Er soll in diesem Jahr nach den Ferien eingeschult werden. Er hat Angst davor - alles ist fremd. Beide Jungen aus dem Kindergarten gehen erst nächstes Jahr. Nach unserer Meinung verschieben wir das 'Problem' nur nach hinten. Sollen wir warten? Herzliche Grüße

von MSFranziska am 11.02.2020, 12:22



Antwort auf: Sozial unsicheres Verhalten. Einschulung verschieben?

Hallo, es klingt so, als würden Sie auch sehen, dass Ihr Sohn noch etwas Zeit braucht, um die Schulanforderungen/neue Situation/ Trennung von den Freunden bewältigen zu können. Das verschiebt das Problem m.E. nicht nach hinten, sondern gibt ihm die Chance, seine soziale Kompetenz ausreichend zu stärken, um mit einer solchen neuen Situation fertig zu werden und nicht dauernd aufholen zu müssen. Es dauert Zeit, die Verunsicherung durch das schlechte Hören zu kompensieren. Ich glaube also, Sie würden seine Chancen verbessern, sein Selbstbewusstsein stabilisieren und Entwicklungsraum geben, wenn er noch ein bißchen Zeit hätte. Und diese Zeit könnte ja auch für neue Erfahrungen ausserhalb der Kita genutzt werden. Und die Vorstellung, dass man bei der Lernentwicklung nur auf Schnelligkeit und Effizienz achten würde, werden zum Glück immer mehr relativiert. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 11.02.2020



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